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nach aussen davon liegenden Linie über; zuweilen stehen sie aber längs der Mittellinie der zwischen den Linien
befindlichen Räume angesammelt; oft sind sie jedoch auch ohne bestimmte Anordnung zwischen ihnen zerstreut. In
den Kapsellinien finden sich zahlreiche ovale Kerne. Die Linien erscheinen oft wie einfach; nach Behandlung mit
Ueberosmiumsäure sieht man sie indessen sich der Länge nach in zwei spalten. In den Spaltenräumen stehen keine
Querschnitte von Fibrillen; dagegen finden sich die eben genannten Kerne im Innern dieser Spaltenräume, an den
durch die Spaltung entstandenen, begrenzenden, äusseren und inneren Wandhäutchen liegend, und gewöhnlich nur
mittelst einer äusserst dünnen, leicht abtrennbaren Häutchenausbreitung, welche im optischen Querschnitt als eine
von den beiden Enden der Kerne ausgehende, feine Linie erscheint, mit einer dieser Wandhäutchen vereinigt. Dieses,
den Kernen angehörende, dünne Zellenhäutchen bekleidet nämlich die Wände der Spaltenräume. Diesen Structur-
verhältnissen zufolge darf man nicht, wie bisher geschehen ist, die oben erwähnten Kapsellinien als Kapseln betrachten;
eine Kapsel ist nach unserer Auffassung der die albuminhaltige Flüssigkeit und die freien Fibrillen enthaltende Raum
mit seinen beiderseits begrenzenden, von Zellenhäutchen bekleideten Wänden, welche, wenn ihrer je zwei der angrenzenden
Kapseln dicht beisammen liegen, im optischen Querschnitt als einfache Linien erscheinen können. Den
-die Flüssigkeit und die Fibrillen enthaltenden Raum selbst kann man einen Kapselraum oder Intrakapsularraum (den
Interkapsularraum anderer Histologen) nennen, wogegen die Räume zwischen den Kapseln Spaltenräume genannt
werden mögen. Zwischen den Zellenhäutchen sieht man hie und da kleine, celluläre Querbrücken sich über die
Intrakapsularräume von der einen Linie zur anderen spannen. Sie bilden indessen nicht weiter laufende, quere
Scheidewände und sind bei Weitem nicht in der grossen Anzahl vorhanden, wie es Ciaccio beschrieben hat. Wenn man
die Begrenzungshäutchen der Kapseln lospräparirt und ausbreitet, findet man, dass es sehr dünne Zellenhäutchen
sind, welche quergehende feine Fasern enthalten; oft sieht man in ihnen auch steifere, verzweigte Fasern, welche
den Charakter elastischer Elemente haben. Um die Kerne herum findet sich gewöhnlich eine körnige, protoplasmatische
Zone, welche oft in zackige Ausläufer ausschiesst. Zwischen diesen Protoplasma-Ansammlungen ist das Häutchen
etwas körnig. Die Fibrillen der Intrakapsularräume bilden nicht immer eine zusammenhängende Lage, sondern
lassen oft, besonders gegen den Gipfel der Pacinischen Körper hin, zwischen sich rundliche oder ovale Lücken, über
welche gewöhnlich die Zellenhäutchen selbst sich fortsetzen, indem sie von den beiden Flächen sich dicht neben einander
legen, um gleichsam zu einem Häutchen zusammenzuschmelzen. Dies ist sehr schön am optischen Querschnitt zu sehen.
An versilberten Pacinischen Körpern sieht man die Zellenhäutchen aus schönen polygonalen Endothelzellenzeichnungen
gebildet, deren Zellen den der Perineurallamellen ganz ähnlich, im Allgemeinen aber etwas grösser sind; zwischen
zwei solchen Zellenzeichnungen findet man auch an Silberbildern die intrakapsulären Fibrillen. Sowohl in den
Zellenhäutchen der äusseren, als in denen der inneren Kapseln gehen mit einander anastomosirende Blutgefässe mit
ziemlich sparsamen Schlingen; diese Gefässe sind wenigstens von einer adventitiellen Häutchenzellenbekleidung
umgeben, welche sich an das Kapselhäutchen anschliesst und zeigen sich am Querschnitt in die Kapselräume
eingebogen. Die Kapseln endigen nicht plötzlich am Stiel, sondern setzen sich längs desselben fort, indem sie
in die Perineurallamellen übergehen. Sie werden dabei indessen in der Art verändert, dass ihre Intrakapsularräume
gewöhnlich schnell sich verschmälern und verschwinden, indem die ausspannende Flüssigkeit aufhört und die beiden
begrenzenden Flächenzellenhäutchen sich mehr oder weniger dicht neben einander legen, nur zwischen sich quergehende
, mehr oder weniger sparsame Fibrillen behaltend, welche hie und da bündelweise angeordnet sind, so dass
die Flächenhäutchen an diesen Stellen mehr getrennt werden. Dieses Aufhören der Intrakapsularräume geschieht oft in
einer bestimmten Linie, welche einen centralwärts offenen Conus (= Prolungamento conico des Stieles, Pacini) bildet.
Die Spaltenräume aber gehen in die Perineuralräume über. Einige der Häutchen legen sich indessen bisweilen am
Stiel an einander und schmelzen zusammen, so dass ihre Anzahl hierdurch schon am Anfang des Stieles etwas vermindert
wird. Es sind also die Perineuralhäutchen des Stieles, welche im Pacinischen Körper unter modificirter
Form die Kapseln bilden. Im Stiele, welcher die directe Fortsetzung eines von einem Nervenstamm kommenden
Endzweiges bildet, liegt, von den Perineuralhäutchen umgeben und oft von ihnen durch einen bemerkbaren Zwischenraum
getrennt, die Nervenfaser selbst; sie ist meistentheils nur einfach, bisweilen aber doppelt und von gewöhnlichem
Bau, indem sie aus Schwannscher Scheide mit den von Protoplasma umgebenen Kernen, Myelinscheide und
Axenc}dinder besteht, wToneben sie von einer stark entwickelten Fibrillenscheide umgeben ist. Diese letztere, welche die
Faser vom Nervenstamm an begleitet, hat gewöhnlich ein ziemlich stark glänzendes Aussehen, besteht aus etwas wellenförmigen
, dicht zusammen liegenden Fibrillen, die von aussen von einem Zellenhäutchen bekleidet, in welchem Kerne mit
protoplasmatischer Umgebung vorhanden sind. In dieser Weise von ihrer Fibrillenscheide umschlossen, geht die Nerven-
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