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Histologische Beschreibung.
Da es zum Plane unserer Arbeit gehörte, die Scheidenbildungen der Nerven bis in die peripherischen Endorgane
zu verfolgen, erwählten wir zu dieser Untersuchung vor Allem die Pacinischen Körperchen, um so mehr als
die Scheiden dieser Gebilde in mehrfacher Hinsicht geeignet erschienen, den Bau der Nervenscheiden zu beleuchten.
Unsere Hoffnungen in dieser Richtung wurden auch nicht ohne Erfüllung gelassen. Um indessen den Gegenstand
zu begrenzen, haben wir in der folgenden histologischen, wie oben in der geschichtlichen, Darstellung nur den
eigentlichen, feineren Bau dieser Körperchen berücksichtigt und mithin weder die topographische Verbreitung, die
von Rauber u. A. schon eingehender geschildert wurde, noch alle die Formenvariationen, welche ebenfalls in
ziemlich genauer Weise von Herbst u. A. ausführlich besprochen sind, berücksichtigt. Vor Allem haben wTir unsere
Untersuchungen auf die Pacinischen Körperchen des Menschen gerichtet, weil diese, als die die meisten Schwierigkeiten
darbietenden, verhältnissmässig am wenigsten bearbeitet worden sind. Daneben studirten wir aber auch diejenigen
der Katze, des Kaninchens und einiger Vogelarten. Ohne Zweifel ist ein Theil der verschiedenen Auffassungen
der Histologen eben dadurch entstanden, dass man diese Körperchen bei den einzelnen Thierarten nicht
gesondert beschrieben, sondern die Verhältnisse von der einen auch auf die übrigen übertragen hat. Besonders um
solchen Unrichtigkeiten zu entgehen fanden wir einen Vergleich des Baues dieser Organe bei den verschiedenen
Thierarten sehr wichtig, und wir werden' unten die Verhältnisse bei den von uns untersuchten Thieren getrennt
beschreiben.
Als Untersuchungsmaterial haben wir fast ausschliesslich ganz frisches angewandt. Betreffs der Pacinischen
Körperchen der Thiere ist dies leicht auszuführen. Aber auch beim Menschen waren wir so glücklich ein reichliches
Material aus eben amputirten Extremitäten zu erhalten. Wir untersuchten die fraglichen Körperchen in diesem
frischen Zustand, theils ohne jeden Zusatz von Flüssigkeit, nur in der aus den Körperchen selbst durch Einschnitt
in dieselben erhaltenen, theils auch in Humor aqueus, Blutserum und Hülmereiweiss. Vor Allem benutzten wir aber
die Ueberosmiumsäure; wir haben dabei unter dem Mikroskop die erste Einwirkung einer schwächeren Lösung derselben
auf die frischen Körperchen studirt, was in mehrfacher Hinsicht vortheilhaft erschien, dann auch, und
dies in grösserer Ausdehnung, vor der Untersuchung die Körperchen eine kürzere oder längere Zeit in stärkerer
oder schwächerer Säurelösung (0.1% — \%) behandelt. Nächst der Ueberosmiumsäure hatten wir den meisten Nutzen
vom Holzessig als Erhärtungsmittel. Müllersche Lösung und Chroinsäure wurden auch als Erhärtungsflüssigkeiten
gebraucht. Goldchlorid war uns bei der Erforschung der Kapseln nützlich. Silberlösungen wurden, wie gewöhnlich,
zur Darstellung der Zellengrenzen angewandt. Zur Färbung benutzten wir am meisten das Rosanilin, aber auch
Carmin, besonders die Bealesche Lösung.
Die Pacinischen Körperchen des Menschen.
(Taf. XXIII—XXIX).
1. Die Kapseln.
Wenn man ohne jeden Zusatz oder auch in einer der eben angegebenen indifferenten Flüssigkeiten ein ganz
frisches Pacmisches Körperchen vom Menschen, besonders bei möglichst geringer Compression untersucht, so
treten auch bei schwächeren Vergrösserungen (z. B. Hartnack Obj. 4 Ocul. 3) die von den Histologen geschilderten
Kapseln als schöne regelmässige, concentrisch angeordnete, dunkle Linien, welche wie Meridiane im Körperchen verlaufen
, besonders deutlich und scharf hervor (Taf. XXIII Fig. 1). Die äusseren sind, wie bekannt, der Aussenfläche
des Körperchens parallel und stehen zu äusserst ganz dicht; nach innen davon findet sich eine breite Zone mehr
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