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optischen Ausdruck die Kapsellinie darstellt — hinabsteigen. Oft findet man Kerne gleichsam in der Kapsellinie
selbst liegend, wie zwischen zwei Contouren, welche jederseits vom Kern bald wieder zusammenlaufen, eingeschlossen;
bald buchtet sich aber auch der Kern nach aussen von der Kapsellinie aus.
Von der Oberfläche der Kapselhäutchen gesehen (Taf. XXVII), erscheinen die Kerne abgeplattet, oval und
homogen, mit einem oder ohne deutliches Kernkörperchen. Am optischen Längsschnitt eines Pacinischen Körperchens
scheinen sie, wie die Histologen im Allgemeinen annehmen, in der Längsrichtung zu liegen; eine nähere Prüfung
zeigt indessen, dass sie vorzugsweise in der Querrichtung liegen, wovon weiter unten die Rede sein wird.
Wenn man nun seine Aufmerksamkeit auf die hellen, durchsichtigen Zwischenräume zwischen den Kapsellinien
, die Spatia intercapsularia der Histologen, wendet, so sieht man in ihnen ohne Schwierigkeit kleine runde
körnchenähnliche Punkte oder äusserst kleine Ringe (Taf. XXIV, XXV, XXVI). Bei veränderter Focaleinstellung
findet man, dass diese Körnchen oder Punkte nichts Anderes als die optischen Durchschnitte heller Fibrillen sind,
welche man mehr oder weniger weit, je nach der Lage der Häutchen, verfolgen kann (z. B. Taf. XXVI Fig. 3, 5).
Diese Fäserchen gehen in transversaler Richtung. Henle und Kölliker schilderten, wie oben angeführt ist, diese
Fäserchen als an der äusseren Fläche der Kapselhäutchen liegend, eine äussere Schicht derselben mit transversal
verlaufenden Fibrillen bildend, während dagegen die glänzenden Meridianlinien selbst die innere Schicht der einzelnen
Kapseln mit longitudinal gehenden Fibrillen darstellten. Fast alle späteren Beschreiber des Gegenstandes sind ihnen
in dieser Auffassung gefolgt; Keferstein will aber diese transversale Faserschicht zur Innenseite jeder Kapsel verlegen
. In der That kann man nun Bilder von beiderlei Art erhalten, welche für die resp. Ansichten zu sprechen scheinen,
obwohl keine derselben ganz richtig ist. Man bekommt nämlich oft mehrere Kapsellinien neben einander, an deren
äusserem Rande die erwähnten Faserdurchschnitte dicht angesammelt liegen; bei genauerem Nachsehen findet man
aber, dass diese Faserlage durch keine ebene Contour nach aussen hin begrenzt wird, sondern die Fasern stehen an
diesem Rande unregelmässig; mehr oder weniger derselben schiessen einzeln oder gruppenweise in den Zwischenraum
hinein. An anderen Stellen kann man auch, wie auch Keferstein meint, die Fasern an der Innenseite der Kapsellinien
gesammelt finden, und sie scheinen dann auch eine mehr oder weniger unregelmässig begrenzte Schicht an
der Innenseite des entsprechenden Häutchens zu bilden. An anderen Stellen hingegen sieht man sie vollkommen frei
von den Kapsellinien mitten im hellen Zwischenraum schweben, obwohl in einem gewissen Zusammenhang unter sich;
in anderen Zwischenräumen findet man sie aber unregelmässig zerstreut oder sie liegen sowohl an der Aussenseite
der inneren Begrenzungslinie als an der Innenseite der resp. äusseren; oder man sieht sie auch von dem einen
Häutchen plötzlich quer über den Zwischenraum zum anderen gehen, um dann dem letzteren zu folgen. Alle diese
Verhältnisse kommen unter einander in zahlreicher Abwechselung vor. Dort, wo die hellen Zwischenräume schmäler
sind oder die Kapsellinien einander näher liegen, wie dies oft bei den äussersten, noch mehr aber bei den inneren
die Regel ist, stehen die Fasern gleichmässig im ganzen Zwischenraum vertheilt. Aus allem Diesem scheint also
hervorzugehen, und wir kommen bald auf diese Frage zurück, dass die Fasern keine besondere Schicht weder an
der äusseren noch an der inneren Seite der die hellen Zwischenräume begrenzenden Häutchen bilden, sondern dass
sie eben diesen Zwischenräumen angehören und in ihnen bei verschiedenem Druck in mancherlei Abwechselung
schweben können.
Ausser den erwähnten Fasern findet man hie und da, beim Menschen aber im Allgemeinen spärlich, in den
hellen Zwischenräumen Brücken, welche von dem einen Begrenzungshäutchen zum anderen hinüberspringen. Diese
Brücken bestehen öfters aus feineren Fasern oder Balken (Taf. XXVI Fig. 12), welche dasselbe etwas glänzende,
gelbliche Aussehen wie die Häutchen selbst haben, bald aber weniger glänzend sind und bisweilen eine unbedeutende
häutchenähnliche Ausbreitung zeigen, ohne indessen solche Scheidewände zu bilden, welche nach der Darstellung
Ciaccios die Zwischenräume in verschiedene, durch Löcher mit einander in Verbindung stehende Abteilungen
oder Räume trennen sollen. Sie sind übrigens im Allgemeinen nur spärlich vorhanden *), kommen zwar hie
und da im ganzen Körperchen zerstreut vor, sind aber etwas zahlreicher in den inneren Theilen sowie an den beiden
Enden des Körperchens. Sie ähneln den Vereinigungsbändern, welche wir in anderen Bindegewebshäuten, z. B. am Epi-
und Perineurium, beschrieben haben. Besonders oft findet sich ein Kern an beiden Befestigungen dieser Querbalken
der Häutchen (Taf. XXVI Fig. 8). In den inneren Theilen der Pacinischen Körperchen sieht man ausserdem circuläre
]) Die in neuester Zeit von Pezewoski geschilderten, reichlich zwischen den Kapseln überspringenden und von ihnen ausgehenden
Fibrillen sind wahrscheinlich nicht die eben von uns erwähnten, nur hie und da vorkommenden Brückenfasern, sondern gehören
vielmehr zu den ßingfasern, die durch die Präparation etwas verwirrt wurden.
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