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an welchen eben die Fasern verlaufen, die aber keine Kerne führen. Durch Essigsäure schwellen die in den
Häutchen befindlichen Faserschichten an und werden homogen; die Häutchen selbst bleiben dabei in ihrer
schönen concentrischen Anordnung noch lange sichtbar (Taf. XXXVI Fig. 9). In Bezug auf das Verhalten der
Häutchen und der Faserschichten am Stielende, d. h. zu der eintretenden Nervenfaser, findet mau, dass zwar die
äusseren Kapselhäutchen in die perineuralen Lamellen der Nervenfaser übergehen; alle übrigen aber, sowohl die
mittleren Häutchen als die Faserschichten, enden unmittelbar rings um die Schwannsche Scheide der Nervenfaser, oder,
wenn man lieber will, die Nervenfaser durchbohrt die Schichten bei ihrem Verlauf zum Innenkolben (Taf. XXXVI
Fig. 7, 9). Bei dieser Form der Körperchen ist ferner der Innenkolben im Allgemeinen viel kürzer als bei der zuerst
beschriebenen; die markhaltige Nervenfaser läuft, von einer oft sehr deutlichen Schwannsehen Scheide umgeben,
eine verhältnissmässig weite Strecke ins Körperchen hinein, ehe sie in den Innenkolben eintritt; letzterer endigt dann
auch ziemlich weit vom Gipfel des Körperchens; er ist von homogenem Aussehen und mit den beiden gewöhnlichen
Kernreihen besetzt (Fig. 7, 9); die Kerne kommen sogar auch weiter nach unten neben der myelinhaltigen Nervenfaser
vor (Fig. 9); letztere geht, in den Innenkolben eingetreten, als blasse Terminalfaser bis zum Ende des Kolbens, wo
sie mit einem kleinen körnigen Knöpfchen endigt. Im Schnabel der Ente findet sich auch eine ausserordentlich
grosse Menge von Pacinischen Körperchen, von welchen oft eine Anzahl weit hinaus in den schmalen Papillen, sogar
nahe an deren Spitzen liegt (Taf. XXXVI Fig. 13).
Die dritte von uns beobachtete Form der Pacinischen Körperchen ist die zuerst von Leydig in dem Schnabel
der Schnepfe beschriebene. Sie unterscheidet sich (Taf. XXXVI Fig. 10, 11) von den beiden ersten Formen durch
mehrere Eiffenthümlichkciten. Wenn man eins von den in den dichtstehenden rundlichen Grübchen im Knochen-
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gewebe des Schnabels, wie Eier in Vogelnestern, an einander liegenden, mehr rundlich ovalen, im Ganzen ziemlich
kleinen Körperchen frisch oder nach Behandlung mit Ueberosmiumsäure untersucht, findet man nach aussen hin eine
dünne Kapselschicht, welche gegen das umgebende Gewebe scharf begrenzt ist und im Bau dem äusseren Kapselsystem
der beiden ersten Formen entspricht, im Allgemeinen aber viel dünner ist; innerhalb dieser Schicht findet sich
dann eine breite Zone, in welcher man im optischen Durchschnitt eine Zeichnung von undeutlich concentrischen
Streifen wahrnimmt (Fig. 10). Wenn man nun die Oberfläche des Körperchens in den Focus einstellt, sieht man
in dichter Lage feine Fasern, welche unter schiefem Winkel einander kreuzen, im Ganzen aber der Länge des Körperchens
nach ziehen. Statt der bei den ersten beiden Formen vorhandenen Querfaserlage liegt hier also eine aus
verschiedenen Schichten bestehende Zone von Längsfasern vor. Aber innerhalb letzterer findet sich dann noch eine
dünne Lage von Querfasern, welche zunächst um den Innenkolben liegt und ihn circulär umwickelt; die Fasern dieser
Lage kreuzen sich in schiefem Winkel und stimmen mit der dicken Querfaserlage der ersten beiden Formen überein.
Hier liegt mithin ein Verhältniss vor, welches mit einem von uns bei den Subarachnoidalbalken beschriebenen übereinstimmt
; an gewissen mit Fibrillenscheide versehenen Balken fanden wir ja auch zuweilen in der Scheide eine
solche Abwechselung von Schichten längs- und quergehender Fasern (Erste Hälfte Taf. XV Fig. 7). Durch Essigsäure
(3 %) schwellen diese beiden Schichten vollständig an (Fig. 11), werden homogen und so hell und durchsichtig, dass Leydig
wahrscheinlich deshalb hier nur einen von Flüssigkeit eingenommenen Raum vermuthet hat. Der Innenkolben ist
breit, im Durchschnitt rundlich, erscheint homogen oder feinkörnig und ist an zwei gegenüberliegenden Seiten mit
den beiden gewöhnlichen Kernreihen besetzt; diese Kerne sind mehr oder weniger ausgezogen rectangulär und liegen
dicht gedrängt mit ihrer Längsaxe quer gegen die Längsaxe des Innenkolbens gerichtet; hierdurch entsteht ein
eigenthümliches quergeripptes Aussehen, wovon die von Leydig erwähnten zwei quergerippten Streifen herrühren.
Aus unserer Beschreibung geht nun hervor, dass diese Gebilde wirkliche Zellenkerne sind. Von der Seite gesehen
scheint es als ob der Innenkolben quergestreift sei; dies ist aber nur die Folge der Querstreifung der ihn zunächst
umgebenden Faserschicht, welche ausserhalb der beiden Kernreihen liegt. Die Nervenfaser geht myelinhaltig ins
Körperchen hinein, verliert beim Eintritt in den Innenkolben ihre Myelinscheide, verläuft als blasse Terminalfaser
bis zum Ende des Innenkolbens und endigt hier in einem verhältnissmässig sehr grossen Endorgan, einer stark
körnigen, gelblich glänzenden Endknospe. Zuweilen, obwohl selten, finden sich zwei oder gar drei solche
Endknospen in etwas verschiedener Höhe im Innenkolben, und die Terminalfaser sendet dann zu denselben je
einen Zweig.
Nach dieser Beschreibung des Baues der Pacinischen Körperchen der Vögel bleibt uns betreffs derselben
übrig, ihre einzelnen Theile mit denen der Säugethiere zu vergleichen, um die Uebereinstimmung und die Ver-
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