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gchiedenheiten in der Organisation beider möglichst genau zu verstehen. Bezüglich des wichtigsten Theils, der
Nervenfaser mit ihren Endorganen, ist die Uebereinstimmung im Ganzen einleuchtend; nur ist bei den Vögeln die
Nervenfaser in der Regel einfach, nicht verzweigt, und zeigt weniger deutlich eine Zusammensetzung aus Fibrillen;
die Endknospen sind bei den Vögeln häufig kleiner als bei den Säugethieren. Der Innenkolben ist bei den Vögeln
von geringem Umfang; die beiden ihm anliegenden Kernreihen scheinen den Vögeln eigenthümlich zu sein; indessen
könnte man beim Kaninchen die zunächst um den Innenkolben, obwohl nicht in zwei Reihen, sondern zerstreut liegenden
Kerne der innersten Kapseln diesen Kernen bei den Vögeln zur Seite stellen. Was nun die Kapseln der Vogel-
körperchen betrifft, so könnte es scheinen, als ob eine Vergleichung mit denen der Säugethierkörpcrchen in der That
einige Schwierigkeiten darbiete. Indessen scheint es uns, als ob auch hier im Ganzen dasselbe Princip des Baues vorhanden
sei. Das äussere Kapselsystem bei den Vögeln ist als aus solchen Kapseln bestehend zu betrachten, bei welchen
die Zellenhäutchen, aber nicht die Fibrillenschichten entwickelt sind. Schwieriger lässt sich das innerhall) dieses äusseren
Kapselsystems befindliche Fasergewebe auf die Kapseln der Säugethierkörperchen zurückführen. Indessen scheint es
uns, als ob die in concentrischen Reihen liegenden Zellen und Häutchen eine, zwar unvollständige, aber doch ziemlich
deutlich ausgedrückte Andeutung von einer Zusammensetzung dieses Gewebes aus einzelnen Kapseln geben. Bei
der ersten Form der Vogelkörperchen bilden diese Zellen aber keine zusammenhängende Häutchen, wogegen die
zwischen diesen Zellenschichten liegenden Fasern so massenhaft entwickelt sind, dass sie die Zellen gewissermassen
verbergen. Von ihnen rührt auch meistens das eigenthümliche Aussehen der Vogelkörperchen her. Durch eine
derartige Zurückführung des Fasergewebes, sei es aus quer- oder längsgehenden Fasern zusammengesetzt, auf unvollständig
getrennte Kapseln mit mehr oder weniger massenhafter Ausbildung der Fasern, würde indessen diese
Eigenthümlichkeit der Vogelkörperchen verständlich.
Nachdem wir das Verhalten der Scheidenbildungen der peripherischen Nerven zu den Pacinischen Körperchen
studirt hatten, zogen wir auch eine Reihe anderer Endorgane dieser Nerven in den Kreis unserer Untersuchungen
hinein. Unter diesen haben wir für die folgende Darstellung besonders die Endkolben in der Conjunctiva des
Menschen und Kalbes, die in der Clitoris und dem Penis des Kaninchens und Menschen und die Zellenendkolben
in der Zunge und dem Schnabel der Ente ausgewählt.
Der Bau der Endkolben der Conjunctiva.
Geschichtliches.
Bekanntlich beschrieb zuerst W. Krause1) unter dem Namen »Endkolben» in der Conjunctiva sowie in der
äusseren Haut und den Schleimhäuten eine Art von Endorganen markhaltiger Nervenfasern, welche in mehrfacher
Hinsicht den Pacinischen Körperchen ähneln oder gar ein Mittelglied zwischen letzteren und den Tastkörperchen
der äusseren Haut bilden sollten. In der Conjunctiva hatte er diese Endkolben besonders beim Menschen, Affen,
') Zeitschrift für rationelle Medicin. Dritte Reihe. Bd V. 1858. — Die terminalen Körperchen der einfach sensiblen Nerven.
Hannover 1860.
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