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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0222
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Rind, Schaf, Schwein und Pferde gefunden. Er unterschied zwei Formen von Endkolben, nämlich die beim Menschen
und Affen vorkommende rundliche und die länglich-ellipsoidische der übrigen Säugethiere. Die Zusammensetzung
dieser beiden Formen sei sonst fast die gleiche. Sie bestehen aus einer Bindegewebshülle, einem Innenkolben und
einer oder mehreren Terminalfasern. Die aus zartem Bindegewebe mit eingelagerten länglichen Kernen gebildete
Hülle stehe in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Neurilem (Krause, d. h. der Schwannschen Scheide) der zugespitzt
endigenden Nervenfibrille. Der innerhalb dieser Hülle liegende, annähernd cylinderförmige und verhältnissmässig
dicke Innenkolben bestehe aus feingranulirter mattglänzender, zuweilen eine feine Längsstreifung zeigender Substanz. In
seiner Mitte verlaufe die Terminalfaser, welche eine unmittelbare, blasse, wahrscheinlich abgeplattete Fortsetzung der
doppeltcontourirten Nervenfibrille sei; sie zeige sich zuweilen von zwei ganz feinen, parallelen Contouren begrenzt. Ihr
Ende sei hie und da nicht rundlich kolbenförmig, sondern unregelmässig gezackt, obwohl sehr blass, ganz wie das
Ende der Terminalfaser in den Pacinischen Körperchen. Bei der rundlichen Form sei die Terminalfaser seltener
einfach und verlaufe dann gewöhnlich etwas gewunden; meistens theilen sich die eintretenden Nervenfibrillen sofort
di- oder trichotomisch in gewunden verlaufende, blasse Terminalfasern, die an verschiedenen Stellen der Endkolben
stückweise zum Vorschein kommen und nach mehrfachen Biegungen und Krümmungen oft mit knopfförmigen
Anschwellungen in der Substanz des Innenkolbens endigen. Der Eintritt der Nerven in diese Endkolben sei sehr
verschieden, bald gestreckt, bald hakenförmig gebogen oder knäueiförmig gewunden; bald theilt sich der Nerv,
beide Fasern verlaufen neben einander und treten in denselben Endkolben ein. Bei der ovalen Form sei aber
nur eine Terminalfaser vorhanden; Krause glaubte hier Theilung dieser Faser und des Innenkolbens ein paar Mal
gesehen zu haben; übrigens kommen mehrere Modifikationen in der Gestalt vor, wie Biegungen, Einknickungen u. s. w.
Ausserdem beschrieb er, wie vorher Kölliker, in der Conjunctiva des Menschen (und Affen) besondere Nervenknäuel,
welche aus vielfachen Durchschlingungen einer oder mehrerer Nervenfibrillen bestehen, die ihren Weg dann weiter verfolgen
. Krause untersuchte die Endkolben sowohl im frischen Zustande als nach Behandlung mit Essigsäure und Natron.

Frey *) gelang es zuerst diese Krauseschen Endkolben wiederzufinden. »Für die Conjunctiva des Kalbes»,
sagt er, »kann ich das schwer zu untersuchende Structurverhältniss bestätigen».

Gegen die Lehre ' Krauses von den Endkolben trat dann J. Arnold 2) mit einer energischen Opposition auf.
Er erklärte sogar die fraglichen Organe für Kunstproducte, durch die Präparation auf mechanischem Wege erzeugt;
die einzelnen Theile der Krauseschen Kolben seien nämlich nichts als veränderte Bestahdtheile einer dunkelrandigen
Primitivfaser, indem die bindegewebige Hülle der veränderten Scheide, der Innenkolben dem Umwandlungsproducte
des Nervenmarks, die Terminalfaser dem Axencylinder der zutretenden Nervenfaser entspräche; von den vermeintlichen
Endkolben setzten sich nicht nur lichte Nervenscheiden, sondern auch dunkelrandige Fasern fort. Den
Krauseschen Kolben kommt mithin keine terminale Bedeutung zu; die Nerven endigen in der Conjunctiva in Form
eines Netzes von blassen Fasern. Arnold behandelte die Conjunctiva mit verd. Salpetersäure und mit Essigsäure.

Die Angaben Krauses wurden dann durch die unter Köllikers Leitung ausgeführten Untersuchungen Lüddens 3)
vollständig bestätigt, und zwar sowohl beim Menschen als bei andern Säugethieren. Er benutzte eine Präparationsflüssigkeit
von 6—10 Tropfen concentrirter Essigsäure auf l/s Unze Wasser. Bei den Säugethieren fand er ebenfalls
die Gestalt der Endkolben länglich, meist am centralen Ende zugespitzt und am anderen kolbenförmig verdickt.
Die äussere kernhaltige Hülle könne als eine Fortsetzung des Neurilems der Nervenfaser angesehen werden. Der
Innenkolben sei meist homogen, manchmal vielleicht durch äussere Einwirkungen fein granulirt oder gestreift, von
halbweicher Consistenz und scheine mit einer eigenen kernhaltigen Membran versehen zu sein. Die Terminalfaser
durchziehe als ein schmales mattglänzendes Band das Centrum des Körperchens und endige nahe an dem peripherischen
Ende des Innenkolbens mit einer kolbigen oder knopfförmigen Anschwellung. Ganz gewöhnlich zeige der
Kolben eine Schlängelung oder Knickung. Beim Menschen und Affen seien die Endkolben schön rund, selten etwas
oval. Sonst bestehen sie ebenfalls aus Hülle, Innenkolben und Terminalfaser, die hier aber häufig, ja sogar gewöhnlich
, mehrfach ist. Die Zahl der herantretenden Nervenfasern sei in Uebereinstimmuug damit sehr wechselnd;
gewöhnlich begeben sich zwei, seltener eine dunkelrandige Primitivfaser zu einem Kolben; bevor sie eintreten oder
nach dem Eintritt bilden sie häufig einen mannigfaltig verflochtenen Nervenknäuel, aus dem in ersterem Falle wieder
Primitivfasern, im zweiten Terminalfasem hervortreten. Letztere verlaufen gerade oder geschlängelt, zuweilen sich

') Histologie und Histochemie des Menschen. Leipzig 1859.

2) Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin. Bd. 24. 1862.

3) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Bd. 12. 1863.


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