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zuweilen eine kleine Protoplasmazone vorhanden zu sein. Wenn die Fasern den Endkolben erreichen, geben entweder
alle gleichzeitig ihre Myelinscheiden ab und setzen in der körnigen Inhaltsraasse ihren Weg in wechselnder Weise
fort; oder es behalten eine oder einige dieser Fasern ihre Myelinscheiden noch eine Strecke und umschlingen dabei
die Inhaltsmasse unter wechselnden Biegungen. In anderen Fällen können aber die Nervenfasern, von besonderen
Perineuralscheiden umschlossen, von verschiedenen Seiten hinzutreten und in den Endkolben eingehen; sie verhalten
sich aber dann in derselben Weise, als wenn sie nur aus einem Aestchen stammten. Indessen kommt es zuweilen
vor, dass eine der Fasern nicht im Endkolben endigt, sondern nur herantritt, um dann den Weg entweder in demselben
Aestchen rückwärts zu ziehen oder auch in dem anderen zutretenden Aestchen fortzulaufen. Die mehrfach
vorhandenen Nervenfasern können durch Theihmg in der Nähe des Endkolbens entstehen; in anderen Fällen lassen
sich solche Theilungen nicht nachweisen, sondern die Fasern treten als ein mehrfaseriges Aestchen aus einem gröberen
Aste aus. Die peripherische Theilung der Nervenfasern ist sonst in der Conjunctiva besonders schön zu studiren
(Fig. 12), wobei die oben beschriebenen Gesetze obwalten, indem sich eben an den Einschnürungsstellen der Axen-
cylinder und die Schwannsehe dichotomisch theilen und die Myelinscheide an der Einschnürung fehlt; in den Zwischengliedern
liegt, wie gewöhnlich, ie ein Kern. Die Theilung wiederholt sich oft an einer und derselben Nervenlaser
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mehrfach (Fig. 12). Die aus den Theilungen hervorgegangenen Nervenfasern lassen sich zuweilen in je einen Endkolben
verfolgen, so dass sie wie Beeren an den Zweigen eines Stammes sitzen.
Bei den mehr zusammengesetzten Endkolben ist die Kapselhülle zuweilen noch einfach, die directe Fortsetzung
einer einfachen Perineuralscheide des Nerven darstellend; in manchen Fällen sieht man aber an derselben eine mehrfache
Schichtung, wobei die Perineuralscheide auch mehrfach geschichtet ist. Durch Carmin lässt sich nun eine Anzahl
von rundlichen oder ovalen Kernen hervorrufen. Diese an den Seiten des Endkolbens befindlichen Kerne erweisen
sich deutlich als der Kapselhülle angehörend und meistens ihrer Innenseite anliegend (Fig. 4, 5). Diejenigen aber,
welche über dem Endkolben zerstreut liegen, sind zuweilen .schwerer zu deuten; indessen erkennt man bald, dass sie
theils der Peripherie des Endkolbens und zwar der Kapselhülle angehören und eine directe Fortsetzung der Kerne bilden,
welche, wie erwähnt wurde, innerhalb des Perineurium der zutretenden Nervenfasern in der Nähe des Endkolbens
sich finden. Die Fig. 5 und 6 sind in dieser Hinsicht sehr erläuternd. Anderntheils gehören die genannten Kerne der im
Endkolben sich schlängelnden Nervenfaser an. Nie gelang es uns aber in der körnigen Inhaltsmasse selbst Kerne zu
beobachten. An den kleinen Endkolben kann man dies mit grosser Sicherheit behaupten. Denn dass die glänzenden
Körnchen der Inhaltsmasse Kerne sind, kann wohl Niemand ernsthaft meinen; dies gilt aber in gleichem Grade von
den Durchschnitten der blassen, die Inhaltsmasse durchziehenden Nervenfäserchen. Wie endigen nun aber die Nerven
in den Endkolben der menschlichen Conjunctiva? Dass dies nicht in eine Art Zellen, Terminalzellen oder dergl.
geschieht, geht aus der obigen Darstellung hervor. In den kleinen Endkolben sieht man die blass gewordene Nerven-
faser, mehr oder weniger in ihre Fibrillen getheilt, in eine körnige Masse eingebettet, sich den Blicken entziehen. Diese
Masse hat zwar das Aussehen eines Protoplasma und könnte wohl als »Terminalsubstanz» bezeichnet werden,
obwohl man dadurch keine nähere Einsicht in ihr eigentliches Wesen bekommt. Man könnte sie so ziemlich mit der
Terminalsubstanz der Endknospen der Pacinischen Körperchen vergleichen, und in der That verhalten sich die
Nervenfibrillen in letzterer in derselben Weise wie in der Terminalsubstanz der Endkolben. Nun findet aber auch
zwischen beiden noch eine Aehnlichkeit statt, indem die Substanz häufig eine, obwohl nur selten scharf markirte
Emtheilung in kleinere Partien zeigt, in welche die feinen Nervenfibrillen eintreten, um zu endigen. Diese Partien
der Terminalsubstanz sind aber ebenfalls keine Zellen mit Kernen.
Wenn man die einzelnen Theile der menschlichen Endkolben mit denen des Kalbes vergleicht, findet man in
der That nicht unbedeutende Verschiedenheiten. Nur die Kapselhülle ist bei beiden in übereinstimmender Weise
gebildet. Beim Menschen findet sich kein eigentlicher Innenkolben; ferner läuft beim Kalbe fast immer die einfache
Nervenfaser bis zum Ende ungetheilt und meist ganz gerade fort, beim Menschen sind oft mehrere Fasern vorhanden
und sie laufen in vielen Biegungen und in Fibrillen aufgelöst in eine eigenthümliche Substanz hinein, die beim Kalbe
eben sehr wenig entwickelt ist. Man erkennt hieraus, wie vorsichtig man sein muss, bei Nervenendigungen im
Allgemeinen, sogar bei nicht fern von einander stehenden Thieren, Schlüsse bezüglich des Baues homologer Organe
zu ziehen.
Die jetzt gegebene Schilderung der Endkolben bezieht sich vorzugsweise auf Osmiumpräparate. Von den
übrigen von uns versuchten Behandlungsmethoden möge die Krausesche Essigsäuremischung (3 %) hier erwähnt
werden; durch dieselbe lassen sich die Endkolben leicht auffinden. Einzelne Theile ihres Baues treten auch dadurch
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