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deutlich hervor; besonders kann man die Kapselhülle scharf beobachten; ebenfalls lassen sich die Nervenschlingen
innerhalb des Kolbens zuweilen recht schön verfolgen; im Ganzen wird aber die Inhaltsmasse und die Nervenfibrillen
blass und weniger deutlich sichtbar, so dass wir die obige Behandlung weit vorziehen. Die Goldchloridbehandlung
steht ebenfalls nach unseren Erfahrungen derjenigen mit Ueberosmiumsäure weit nach. Bildungen, die den »fiocchetti
terminali» Ciaccios entsprechen, haben wir nicht wiederfinden können.
In Zusammenhang mit dieser Schilderung der conjunctivalen Endkolben und der in ihnen endigenden Nervenfasern
wollen wir ein Verhältniss hervorheben, welches wir schon oben bei der Darstellung der Nervenstämme angedeutet
haben, nämlich dass in der peripherischen Verbreitung der Nervenfasern die Entfernungen zwischen je zwei
Einschnürungen im Allgemeinen viel kürzer sind als an den Fasern der Stämme. An den zu den menschlichen Endkolben
tretenden Fasern fanden wir in der That diese Entfernungen fast überall s,ehr gering. So z. B. waren bei
Nervenfasern von 0.0032 Mm. Breite diese Entfernungen 0.096, 0.08 und sogar nur 0.048 Mm.; bei Fasern von 0.0048
massen sie 0.1, 0.064, 0.048 Mm.; bei Fasern von 0.0064 fanden wir Abstände von 0.112, 0.088 bis 0.07 Mm. u. s. w.
Die letzten Glieder nach dem Endkolben hin können noch viel kürzer sein.
Die Endkolben der Genitalien.
Geschichtliches.
Fick x) erwähnt in der Glans penis des Menschen, unter der Epidermis, in die Fläche des Rete Malpighii
eingebettete, nervöse Endorgane, welche mit den Pacinischen Körperchen grosse Aehnlichkeit besitzen.
Köllikee und Nylander 2) sahen in der Glans clitoridis beim Schweine ebenfalls Körperchen, welche sie als
Pacinische auffassten.
W. Krause 3) beschrieb dann in der Clitoris wie im Penis beim Menschen und bei Säugethieren (Igel, Schwein,
Rind) Endorgane, welche er als Endkolben aufführte. In der Schleimhaut des Scheideneinganges beim Schwein und
auch in der Clitoris seien diese Endkolben länglich-oval mit stark entwickelter Bindegewebshülle und dickem,
cylindrischem Innenkolben, in dem mitunter mehrere Terminalfasern durch einander geschlängelt verlaufen; zuweilen
bildet der Anfangstheil des Endkolbens einen dünneren Stiel, in welchem die Nervenfibrillen ihre doppelten Contouren
beibehalten.
Tomsa 4) beschrieb in der Glans penis zwei Arten von Nervenendigungen; erstens eigentümlich geformte und
gelagerte kolbige Knäuel, welche aus zahlreichen Verästelungen und Spaltungen der in den Kolben eintretenden
Axencylinder und Einschaltungen von kernartigen, körnigen und zelligen Gebilden in den Verlauf und die Astfolge
der Axenbänder bestehen; das eigentliche »Nervenende» innerhalb dieser Knäuel konnte Tomsa nicht nachweisen.
Die zweite Art der Endigungsweise der Nerven bestehe darin, dass sie ihre peripherische Bahn in einer netzförmigen
Verzweigung begrenzen, und jeder Ast in einem terminalen, gangliösen Korne endigt; diese Körner sitzen entweder
einzeln terminal den Nervenfäden auf oder kurzgestielt zu zwei oder drei auf den Theilungsstäben. Wirkliche Endkolben
konnte er nicht finden.
In Gemeinschaft mit Polle 5) fand Krause, dass in der Scheidenschleimhaut des Kaninchens die Nervenfasern
mit cylindrischen Endkolben aufhören, während in der Tiefe Vatersche Körperchen gelegen seien.
In einer folgenden Mittheilung 6) unterschied Krause in der Clitoris und im Penis des Menschen, ausser den
in nicht sehr grosser Zahl vorhandenen Endkolben, »eigenthümliche Terminalkörperchen, die mit Rücksicht auf ihre
unzweifelhafte Function Genitalnervenkörperchen genannt werden können.» Letztere liegen nach ihm unterhalb
1) Lehrbuch der Anatomie des Menschen. Leipzig 1845.
2) Mikroskopische Anatomie. Bd. II. Zweite Hälfte. Leipzig 1854.
3) Zeitschrift für rationelle Medicin. 3te Reihe. Bd. V. 1858. — Die terminalen Körperchen der einfach sensiblen Nerven. Hannover 1860.
4) Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Bd LI. H. I—V. 1865.
5) Die Nerven-Verbreitung in den weibl. Genitalien. 1865.
6) Zeitschrift für rationelle Medicin. Dritte Reihe. Bd. XXVIII. 1866.
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