http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0231
221
der Basis der Papillen. Ihre Form ist sehr verschieden, kuglig, ellipsoidisch, bohnenförmig; sie besitzen an der Oberfläche
ein bis fünf Einschnürungen und ähneln Maulbeeren. Meist treten nur 1—2, seltener 3—4 doppcltcontourirte
Nervenfasern in die Körperchen. Auch die Grösse der letzteren wechselt. Sie bestehen aus einer sehr festen und
kernreichen Bindegewebshülle und einem weichen feinkörnigen Inhalt. Das eigenthümliche Aussehen des Inhalts
überhaupt wird dadurch bedingt, »dass aus den eintretenden doppeltcontourirten Nervenfasern eine aurfallend grosse
Anzahl sehr feiner blasser Terminalfasern von meistens nur 0.00005 Mm. Dicke sich abzweigt». Beim Kaninchen
endigen die Nervenfasern in der Clitoris mit ganz ähnlichen Genitalnervenkörperchen, wogegen die Schleimhaut des
Scheideneinganges und der Labien nur Endkolben darbieten.
Finger *) untersuchte die Endigungsweise der Nerven in der Clitoris des Menschen. Seine Ergebnisse stimmen
im Ganzen mit denen von Krause überein. Wie letzterer Forscher fand er ausser »gewöhnlichen)) Endkolben, die
nicht in den Papillen, sondern unterhalb derselben im Gewebe der Schleimhaut liegen, grössere Gebilde, welche den
von Krause beschriebenen Genitalnervenkörperchen entsprechen. »Sie liegen im Gewebe der Schleimhaut, niemals
in den Papillen, und unterscheiden sich von den Endkolben, mit denen sie im Bau sonst grosse Aehnlichkeit haben,
und zu denen sich auch alle möglichen Uebergangsformen beobachten lassen, wesentlich durch ihre beträchtliche
Grösse und unregelmässige Gestalt.» Letztere ist sehr verschieden; die meisten lassen sich jedoch auf die kuglige
oder ellipsoidische Form zurückführen. Durch die 1—5 oder noch mehr Einschnürungen zerfallen die Körperchen
in entsprechend viele Abtheilungen von kugliger oder ellipsoidischer Gestalt. Die meist einzeln oder zu zwei oder auch
mehreren eintretenden Nervenfasern sind doppeltcontourirt und machen nicht selten beim Eintritt knäuelförmige
Windungen; der weitere Verlauf der Nervenfasern nach dem Eintritt »lässt sich nicht genau verfolgen, man sieht
nur, dass sich dieselben vielfach theilen und durch diese Verbreitung dem Wollustkörperchen das fasrige Ansehen
geben». Das Neurilem des Nervenstämmchens geht am Körperchen in die breite Bindegewebshülle über; diese besteht
aus festem, concentrisch angeordnetem, kernführendem Bindegewebe; von der Hülle zweigen sich die einzelnen
Fasern ab, um die erwähnten Einschnürungen zu bilden. »Der von dieser Hülle umschlossene Inhalt — Innenkolben —
besteht ganz wie beim Endkolben aus einer feingranulirten Substanz, in der in den meisten Fällen deutliche feine
Faserzüge zu erkennen sind, die, wie oben bereits erwähnt, von der feinsten Theilung der in das Körperchen eintretenden
Nervenfasern herrühren». Schliesslich bemerkt Finger, dass er in der Clitoris des Kaninchens neben Endkolben
und Vaterschen Körperchen auch Wollustkörperchen gefunden habe, wie sie von ihm beim Menschen beschrieben
worden sind.
Endlich hat Bense 2) unter der Leitung Krauses die fraglichen Endorgane in der Glans clitoridis und im Penis
des Menschen sowie bei einer Reihe von Thieren aus verschiedenen Säugethierklassen und zuletzt auch beim Huhn
untersucht. Die von ihm beim Menschen erhaltenen Ergebnisse stimmten mit der Beschreibung Fingers vollständig
überein. In der Glans penis sind die Körperchen weniger reichlich, sonst von demselben Bau. Bei der Katze sah
Bense in der Glans penis spärlichere Körperchen als beim Menschen; sie seien meist länglicher, eiförmig, ohne
Einschnürung oder mit nur einer solchen. Beim Hunde konnte er keine Nervenendorgane finden. Beim Schweine
sah er sie in der Clitoris in grosser Menge; sie liegen in den Papillen, oft zu mehreren in je einer; die Form ist fast
durchweg kuglig; gleiche Körperchen fand er im Penis des Schweines. Beim Kalbe konnte er Endkolben, aber
keine Wollustkörperchen, nachweisen. Ebenso beim Schafe. Beim Igel fand er in der Glans penis zahlreiche Ter-
minalkörperchen, welche er als eine Uebergangsform zwischen Pacinischen Körperchen und Endkolben ansah. Beim
Maulwurf sah er sowohl Endkolben als Genitalnervenkörperchen, bei der Maus aber den letzteren am nächsten
stehende Gebilde. »Wollustkörperchen von den bekannten menschlichen Formen hat das Kaninchen sowohl im Penis,
wie auch in der Clitoris in grosser Menge aufzuweisen. Nur ist die Grundform zum Unterschiede von der beim
Menschen eine mehr ovale, längliche, und die Einschnürungen, wie die eintretenden Nervenfasern, beschränken sich
in den meisten Fällen auf eine oder höchstens zwei.» Sie sind an Grösse sehr verschieden. »Die Formen im Penis
und in der Clitoris haben in ihrem Typus nichts Abweichendes von einander.» In der Schleimhaut des unteren
Theils der Vagina und der Labia sah er nur langgestreckte schmale Endkolben. Beim Huhn konnte Bense in der
Genitalschleimhaut keine andere Endorgane als Pacinische Körperchen nachweisen.
J) Zeitschrift für rationelle Medicin. 3. Keine. Bd. XXVIII. 1866.
2) Zeitschrift für rationelle Medicin. 3. Reihe. Bd. XXXIII. 1868.
Key und Retzius. Studien in der Anatomie des Nervensystems.
56
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0231