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Histologische Beschreibung.
Die Endkolben der Clitoris und des Penis beim Kaninchen.
(Taf. XXXV).
Zum Studium des Baues der Endkolben der Genitalnerven haben wir unter den verschiedenen Thieren
besonders das Kaninchen ausgewählt, theils weil die Verhältnisse uns hier ziemlich klar vorzuliegen schienen, theils
und vorzüglich weil sich diese Endkolben den Pacinischen Körperchen in vielen Beziehungen annähern. Zur
Vergleichung fügen wir dann einige Bemerkungen über die entsprechenden Gebilde beim Menschen hinzu. Für diese
Untersuchungen gebrauchten wir als Präparationsflüssigkeit theils die Ueberosmiumsäure (directes Einlegen oder
Einstichinjcction) mit nachheriger Carminfärbung, theils auch Einlegen in die 3% Essigsäure; letztere Methode hat
uns hier vortreffliche Dienste geleistet; besonders wenn die mit Essigsäure behandelten Präparate später in Ueberosmiumsäure
getaucht waren, wurden die Verhältnisse des Baues so klar und scharf, dass sie fast nichts zu wünschen
übrig liessen; eine nachherige Färbung mit Anilin oder saurem Garmin trägt auch zur Schönheit der Bilder bei.
Wir untersuchten in dieser Hinsicht beim Kaninchen sowohl die Clitorisgegend als die Glans penis. Da wir
an der ersteren Stelle einfachere und leichter zu deutende Formen der Endorgane fanden, werden wir bei der Beschreibung
von denselben ausgehen. Wenn man nach Abtragung der Epidermis einen dünnen Schnitt von der Oberfläche
\ der mit der Essigsäurelösung behandelten Clitoris bei schwächerer Vergrösserung betrachtet, findet man ein reichliches
Nervengeflecht und in den Maschen desselben bald mehr gruppenweise, bald einzeln liegende Gebilde, welche
eine sehr verschiedene Grösse und eine so wechselnde Gestalt darbieten, dass man sie anfangs kaum auf eine
Grundform zurückführen zu können glaubt, Wir werden deswegen die Beschreibung dieser proteusartigen Körperchen
mit einer der einfachsten Formen beginnen. Eine in ihre Perineuralscheide eingeschlossene markhaltige Nervenfaser
giebt ihre Myelinscheide ab (Fig. 1), der Axencvlinder verschmälert sich dabei ein wenig, um bald danach sich wieder
zu verbreitern und eine schön ausgeprägte Fibrillirung zu zeigen. Die in dieser Weise veränderte Nervenfaser,
welche nunmehr einer Terminalfaser vollkommen entspricht, geht dann, von der zwei- bis dreischichtigen Perineuralscheide
umgeben, noch eine kürzere oder längere Strecke in ziemlich gerader Richtung fort, Dann erweitert sich
die Perineuralscheide und bildet einen blind endigenden Sack, indem die einzelnen Lamellen, ungefähr wie die
Kapseln der conjunctivalen Endkolben des Kalbes, sich nach innen umbiegen und von jeder Seite her in einander
übergehen. In diesen Sack tritt die Terminalfaser hinein, um bald danach einzelne sehr schmale, gleichbreite, etwas
glänzende Fibrillen abzugeben, welche nach den Seiten hin ziehen; zuletzt zertheilt sich die ganze Terminalfaser
in diese sie zusammensetzenden Fibrillen, und letztere strahlen nach verschiedenen Richtungen aus. Sie treten hierbei
dicht an die Kapsel und wölben dieselbe zuweilen gewissermassen ein wenig hervor, indem sie in eine blasenförmige
Erweiterung der Kapsel eintreten. Nun trägt aber jede Fibrille an ihrem Ende ein besonderes kleines Körperchen,
dessen Gesfalt und Grösse etwas wechseln, das im Allgemeinen aber einen unregelmässig rundlichen Umfang mit höckeriger
Oberfläche besitzt, Beim Uebergang der Terminalfaser ins Endorgan erweitert sie sich gewöhnlich trichterförmig
, so dass der Stiel des letzteren ungefähr dem Fusse eines Cantharellenpilzes ähnelt. Die obere Fläche des
Körperchens ist aber schwach convex. Dies ist die gewöhnlichste Form; anderswo trifft man auch ovale oder sogar
spindelförmig ausgezogene Endkörperchen. Bezüglich des Baues zeigen sie sich immer körnig und bieten einen schwach
gelblichen Glanz dar. Im Ganzen entspricht nun diese Beschreibung vollständig der oben von den kleinen Endknospen
der Pacinischen Körperchen gegebenen. In der That liegen auch hier wirkliche Endknospen vor, und wir werden
deshalb im Folgenden diese terminalen Bildungen so benennen. Die Anzahl der Endknospen, mit welchen eine
Nervenfaser endigt, wechselt je nach der der Fibrillen, in welche sie zerfällt; im Allgemeinen findet man deren
drei bis zehn.
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