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Indessen behält die Terminalfaser verhältnissmässig nur selten einen so einfachen Verlauf. Oefter theilt sie
sich in zwei Zweige (Fig. 1, 2), welche unter einem kleineren oder grösseren Winkel bald in entgegengesetzter Richtung
abgehen. Dabei theilt sich auch die Perineuralscheide und bildet um das Ende jedes Zweiges eine erweiterte, blind
endigende Kapsel, welche aus mehreren kernführenden, concentrisch angeordneten Lamellen besteht. Die beiden
Zweige, welche denselben aus Fibrillen zusammengesetzten Bau wie die Terminalfaser selbst behalten, zerfallen nach
kürzerem oder längerem Verlauf in ihre einzelnen Fibrillen, und diese endigen mit je einer Endknospe von der oben
geschilderten Beschaffenheit.
Die Theilung der Terminalfaser kann sich aber wiederholen (Fig. 3), und zwar sogar mehrfach; dann verhalten
sich die einzelnen, von ihren Kapselscheiden umgebenen Zweige ganz in der eben beschriebenen Weise. Zuweilen
sieht man bei ihnen, ebenso wie bei den einfacheren Formen, von dem Ende eines Zweiges eine einzelne oder
auch mehrere Fibrillen eine weite Strecke von der eigentlichen Kapsel ausschiessen, um zuletzt auch mit einer Endknospe
zu endigen; hierbei erhalten aber diese Fibrillen immer eine lamelläre Ausstülpung der Kapsel, welche um
die Endknospe blasenförmig sich erweitert (Fig. 3). Die Verzweigung der Terminalfaser kann ferner sehr wechselnde
Formen annehmen, indem die Zweige nach mehrfachen Richtungen sich biegen und eine verschiedene Gestalt zeigen.
Hierdurch entsteht eine Reihe von Variationen, welche höchst sonderbare, oft sehr verwickelte Formen darbieten;
eine solche haben wir in der Fig. 5 abgebildet. Nicht selten sieht man hierbei ein Paar Nervenfasern in demselben
Endkolben zusammenlaufen und endigen.
Die Terminalfaser behält aber nicht immer eine gerade oder schwach gebogene Richtung. Im Gegentheil
bildet sie oft stärkere Biegungen und Knickungen (Fig. 4); dann bekommt man oft bei gewisser Focuseinstellung
ihre optischen Querschnitte ins Gesichtsfeld; diese Querschnitte zeigen sich als rundliche oder ovale Scheiben, in
welchen eine Anzahl von glänzenden Körnchen erscheint; von letzteren aus lassen sich bei veränderter Focuseinstellung
Fasern verfolgen, und diese entsprechen offenbar den optischen Querschnitten der die Terminalfaser zusammensetzenden
Fibrillen. Die Terminalfaser kann sich ring- oder spiralförmig biegen, und diese Biegungen können sich
dichter zusammendrängen. Die Schlingen sammeln sich dann zu einem dickeren und kürzeren Körperchen, dessen
Bau oft recht schwer zu ermitteln ist; durch die Kenntniss der oben beschriebenen einfacheren Formen lassen sie
sich indessen leichter verstehen. Je nachdem die schlingenförmigen Biegungen der Terminalfaser verschiedenartige
Knäuel bilden, bekommen die Endkolben eine verschiedene Gestalt, Die meisten sind aber rundlich, oval oder
spindelförmig mit mehr oder weniger Unregelmässigkeiten (Fig. G, 7). Innerhalb einer aus mehreren kernführenden,
durch die Essigsäure anschwellenden, concentrischen Lamellen bestehenden Kapsel, welche mit dem Perineurium der
Nervenfaser unmittelbar zusammenhängt, sieht man dann eine compactere Masse, welche bei flüchtiger Betrachtung
für einen Innenkolben genommen werden könnte; ein solcher scheint aber gar nicht zu existiren, sondern die ganze
Masse besteht aus der Terminalfaser, welche in sehr wechselnder Weise sich biegt und mit ihreri Windungen und
Schlingen zu einem verwickelten Knäuel angeordnet ist; in den Schlingen nimmt man bei genauerer Betrachtung
eine fibrilläre Anordnung wahr, indem längsgehende und dichtliegende Streifen oder, wie es oft erscheint, Reihen
von kurzen, an einander gefügten glänzenden Stäbchen in diesen Schlingen verlaufen oder gar sie zusammenzusetzen
scheinen. Hie und da sieht man dann auch in der inneren Masse die rundlichen oder ovalen, punktirten optischen
Querschnitte der Terminalfaser zwischen den mehr horizontal gehenden Schlingen. In diesen Terminalfaserknäuel
senkt sich die markhaltige Nervenfaser ein, bei der Eintrittsstelle gewöhnlich ihre Myelinscheide abgebend; die
Schwannsche Scheide lässt sich auch bis zu dieser Stelle verfolgen; ihr späteres Schicksal Hess sich aber nicht
ermitteln. Der ganze Endkolben erscheint zuweilen als in mehrere Abtheilungen abgeschnürt; hierbei findet man,
dass wenigstens die Kapsellamellen in die meistens quergehenden Einschnürungen sich einsenken. Diese Anordnung
trägt dazu bei, den Endkolben ein höckeriges und unregelmässiges Aussehen zu verleihen. Die kleinen Vorsprünge
bestehen aber nicht nur aus Terminalfaserschiingen. In der Umgebung des Terminalfaserknäuels findet man nämlich
eine Anzahl körniger Körperchen, welche bei genauerer Betrachtung sich als Endknospen erweisen. Sie sind von
wechselnder Menge, liegen bald nur einzeln, bald gruppenweise und in bedeutender Anzahl zwischen dem Knäuel
und den Kapsellamellen. Ihre Grösse ist ebenfalls etwas verschieden, und ihre Form variirt wie bei den einfachen
Endkolben; bei günstiger Lage kann man von jeder Endknospe eine schmale Fibrille ausgehen sehen, welche
in den Terminalfaserknäuel sich einsenkt. Ferner findet man auch Fibrillen, die sich vom Knäuel weiter entfernen,
um in einer Ausstülpung der Kapsellamellen eine kürzere oder längere Strecke zu verlaufen und zuletzt mit einer
Endknospe zu endigen. Diese sich abzweigenden Fibrillen und ihre Endknospen sind für die Natur der übrigen,
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