http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0234
224
dicht am Knäuel liegenden besonders erläuternd. In einzelnen Fällen ist es nämlich nicht eben leicht die letzteren
Endknospen von den durch die Essigsäure körnig gewordenen Kernen der Kapsellamellen zu unterscheiden; bei
genauerer Betrachtung fällt aber diese Schwierigkeit gewöhnlich weg, indem nicht nur die Gestalt und die oft bedeutendere
Grösse der Endknospen, sowie ihr compacteres, stärker glänzendes und reichlicher körniges Aussehen sie-im Allgemeinen
von Kernen unterscheiden, sondern auch die erwähnten, von den Endknospen ausgehenden Fibrillen ihre Natur
sicher stellen. Bei flüchtigerer Betrachtung kann man ferner die Endknospen mit den ebenfalls körnig erscheinenden,
optischen Querschnitten der Terminalfaser verwechseln; letztere können aber dadurch unterschieden werden, dass
sie sich nach zwei Richtungen hin in ebenso dicke Faserschlingen verfolgen lassen.
Die eben beschriebenen Endkolben in ihren wechselnden Gestalten kommen überall in der Clitorisgegend des
Kaninchens vor; Gebilde, welche speciell als »Genitalnervenkörperchen)) zu bezeichnen wären, haben wir hier nicht
gefunden. Indessen kommen marklose Nervenfasern in dieser Schleimhaut vor, und wahrscheinlicher Weise dringen
nicht wenige Nervenfasern ins Epithel hinaus. Deswegen scheint es uns bis auf Weiteres ein wenig verfrüht,
Schlüsse auf die ganz specifisch physiologische Function der fraglichen Endkolben als Wollustorgane zu ziehen,
obwohl Manches in der That für eine solche Function derselben spricht. Auf die histologische Stellung der beschriebenen
Gebilde werden wir nach Berücksichtigung der entsprechenden Körperchen des Penis etwas näher
eingehen.
Wenn man von einer mit 3 % Essigsäure behandelten Glans penis des Kaninchens einen dünnen Oberflächenschnitt
abträgt, findet man nach Ablösung des Epithels dicht an der Oberfläche eine bedeutende Menge von Körperchen
im Gewebe zerstreut, bald mehr einzeln, bald gruppenweise liegend. Bei näherer Untersuchung zeigen sich diese
Körperchen (Fig. 8—17) als von derselben Beschaffenheit wie die eben aus der Clitoris beschriebenen. Indessen fanden
wir nur selten solche einfachere Formen wie die zuerst geschilderten. Die meisten besitzen hingegen eine zwar
unregelmässige, aber im Ganzen ovale oder rundlich-ovale Gestalt mit verschiedenen Unebenheiten an der Oberfläche.
Diese Unebenheiten sind wie bei den Clitoriskörperchen theils, obwohl nicht eben häufig, die Folge von Einschnürungen
, theils auch von kleineren, rundlichen, hervorstehenden Knötchen, welche sich auch bei diesen Körperchen
als Endknospen erweisen. Die Kapsellamellen sind immer zu mehreren, sogar zu acht bis zehn, vorhanden; sie zeigen
eine sehr schön concentrische Anordnung, schwellen durch Essigsäure, werden homogen und sind dann nur von feinen
kernführenden Häutchen begrenzt; diese Kapsellameilen hängen theils unmittelbar mit den perineuralen Lamellen der
zutretenden Nerven zusammen, theils kommen, wie bei den Pacinischen Körperchen, neue Lamellen an den Endkolben
hinzu. Die markhaltige Nervenfaser giebt meistens beim Eintritt in den Endkolben ihre Myelinscheide ab und erweitert
sich zu der fibrillären Terminalfaser, welche innerhalb der Kapsellamellen durch mehr oder weniger zahlreiche
Windungen den knäuelförmigen Inhalt des Endkolbens bildet; bei genauer Betrachtung kann man diese
Schlingen der Terminalfaser auf kürzere Strecken verfolgen, bis sie sich nach oben oder unten biegen und den
körnig erscheinenden optischen Querschnitt darbieten, um sich bald danach gewöhnlich den Blicken zu entziehen.
Zuweilen treten zwei Nervenfasern, entweder aus demselben Nervenaste oder aus zwei verschiedenen stammend,
in dieser Weise in den Endkolben hinein, gehen in Terminalfasern über und winden sich um einander, um zuletzt in
den Endorganen zu endigen. Diese letzteren, die schon besprochenen Endknospen, zeigen denselben Bau und dasselbe
Verhalten wie bei den Endkolben der Clitoris. Sie stellen kleine, unregelmässig rundliche oder ovale Klümpchen dar,
welche ein etwas gelblich glänzendes Aussehen und eine körnige Zusammensetzung haben. Zu ihnen tritt je eine Fibrille,
welche beim Uebergang in die Endknospe sich etwas erweitert. Die Endknospen liegen, wie erwähnt, innerhalb
der Kapsellamellen in sehr verschiedener Anzahl und Anordnung; bald findet man sie einzeln zerstreut, bald bilden
sie kleine unregelmässige Gruppen. Hie und da findet man nun, wie in der Clitoris, Endkolben, bei welchen einzelne
Fibrillen der Terminalfaser sich von dem Knäuel der letzteren trennen und eine kleinere oder grössere Strecke
gerade oder gebogen verlaufen, um zuletzt in einer Endknospe zu endigen. Diese weiter auslaufenden Fibrillen werden
dabei von einer Fortsetzung der Kapsellamellen umgeben, und letztere bilden um die Endknospe eine blasenförmige
Erweiterung (Fig. 16). Wie bei den Endkolben der Clitoris sind diese frei auslaufenden Fibrillen mit ihren Endknospen
sehr erläuternd für die Natur der letzteren.
Wenn man statt der Essigsäure die Ueberosmiumsäure als Präparationsflüssigkeit anwendet, sieht man zwar
die Endkolben als etwas gelblich glänzende Körperchen in dem Bindegewebe zerstreut; sie treten aber bei Weitem
nicht so deutlich hervor wie nach der Essigsäurebehandlung. Zuweilen gelingt es die in Ueberosmiumsäure erhärteten
Endkolben zusammen mit der eintretenden Nervenfaser vollständig zu isoliren. Sie erscheinen dann (Fig. 18)
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0234