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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0237
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Der Bau der Zellenendkolben

in der Zunge und dem Schnabel der Ente.

(Taf. XXXVI Fig. 12—22).

Da es uns in Bezug auf die Endorgane der peripherischen Nerven von Interesse zu sein seinen, die Ergebnisse
unserer Untersuchungen über die Pacinischen Körperchen und die Endkolben, bei welchen wir keine wirkliche
Terminalzellen als Nervenenden gefunden, mit solchen Endorganen, bei denen an den Nervenenden Zellen vorhanden
sind, zu vergleichen, wählten wir die eigentümlichen Kolben der Entenzunge zum Studium dieser Verhältnisse.
Hier, wie bei jenen Körperchen, war unser nächstes Ziel das Verhalten der Nervenscheiden an den Endorganen
zu erforschen. Als Präparationsflüssigkeit wandten wir theils Ueberosmiumsäure (0.5—0.2 %), theils Essigsäure (3 %)
an; zuweilen färbten wir die Präparate mit Carmin.

Die geschichtlichen Angaben über diese Organe sind nicht weitläufig. Grandhy *) scheint sie zuerst gefunden
zu haben. Er erwähnt sie ganz kurz als neben den Pacinischen Körperchen im Schnabel der Ente und der Gans
befindlich; über ihre Structur, besonders in Bezug auf die Endigungsweise des Nerven, wurde er sich nicht ganz klar;
er giebt auch keine Beschreibung dieser Organe, verweist aber auf seine Abbildungen, von welchen einige in der
That der Wahrheit nicht sehr fern stehen; bei allen hat er eine markhaltige Nervenfaser mit dem Körperchen in
Verbindung gesetzt.

Dann hat Ihlder 2) aus der Zunge der Vögel, besonders des Sperlings, eine Art von nervösen Endorganen beschrieben
, welche er »Tastkolben» nannte, weil sie zwischen den Endkolben der Säugethicre und den Tastkörperchen ungefähr
in der Mitte stehen. Sie seien im Wesentlichen als hüllenlose Herbstsche Körperchen (Pacin. Körperchen der Vögel)
aufzufassen. Sie bestehen aus einer einfachen Bindegewebshülle, deren Innenwand quere Kerne führt, und einem
Innenkolben, in dessen Axe eine blasse Terminalfaser verläuft, welche mit einer starken Ansammlung (einer grossen
körnigen Ganglienzelle) endigt.

Neulich hat Merkel 3) den fraglichen Organen in der Zunge und dem Schnabel der Ente und Gans eine
nähere Aufmerksamkeit gewidmet. Er beschreibt sie als aus Zellen, Tastzellen, zusammengesetzt, welche den Zellen
der Spinalganglien ganz und gar gleichen. »Die zarte und gleichmässige Granulirung, der runde und mit derber
Hülle versehene Kern sowie die concentrische und radiäre Streifung, welche durchaus der von M. Sciiultze beschriebenen
Ganglienzellenstructur entspricht, characterisiren sie genügend.» Sie sind flach kuchenförmig gestaltet und
liegen mit ihrer Fläche der Oberfläche der Haut parallel. Entweder bilden nun zwei solche von einer Kapsel umgebene
Zellen, »Zwillingstastzellen», ein Tastorgan, oder es liegen drei oder vier zusammen, wodurch ein »einfaches
Tastkörperchen» entsteht. Zu diesen Endorganen tritt je eine markhaltige Nervenfaser. Die Schwannsche Scheide
derselben geht in die Hülle der Zellen direct über. Die dann blass gewordene Nervenfaser zieht in die Höhe fort
und tritt immer zwischen je zwei Zellen mit einer kleinen Verbreiterung ein. Ob hier nur bloss der einen, oder ob
beiden Zellen Nervensubstanz durch eine solche Endigung zugeführt wird, ist natürlich mit absoluter Sicherheit nicht
zu entscheiden, doch sprechen die Zwillingstastzellen entschieden für das letztere. Bei einfachen Tastzellen sieht
man, dass der Axencylinder einfach mit dem Zellenprotoplasma zusammenfliesst.

Wir untersuchten diese Körperchen in den weichen Papillen der Zunge, sonst aber auch im Schnabel der Ente.
Weil sie sich von den Meissnerschen Tastkörperchen unterscheiden, und der Name »Tastkolben» eine noch unbekannte
Function voraussetzt, wollen wir sie in Bezug auf ihren histologischen Bau »Zellenendkolben» nennen. Nach Behandlung
dieser Theile mit 3 % Essigsäure sieht man schon bei schwacher Vergrösserung an Verticalschnitten eine Anzahl
von glänzenden rundlichen Körperchen, welche eben die Zellenendkolben sind, theils in die äusseren Enden und
die Basen der Papillen, theils auch in das Gewebe unterhalb derselben einzeln oder gruppenweise eingestreut. An
Schnitten der breiteren weichen Papillen liegt gewöhnlich eine Gruppe dicht unter dem Epithel in schwach bogen-

*) Journal de 1'anatomie et de la physiologie normales et pathologiques de l'homme et des animaux. 6:me annec. 18(59.

2) Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin 1870.

3) Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd XI. 1875.


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