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förmiger Anordnung. In den harten Papillen der Zunge findet man sie gewöhnlich auch in einem Bogen am oberen
Umfang, wo die schmalen kleinen Papillen auslaufen (Fig. 12). In dem eigentümlichen Papillensaum, welcher an der
Spitze des Schnabels, von der harten Hornschicht bedeckt, sich findet, sieht man sie besonders in den Spitzen der
langen schmalen Papillen, oberhalb der Gruppen der Pacinischen Körperchen gedrängt liegen (Fig. 13). In der Regel
erkennt man, dass eine Nervenfaser zu einem jeden Zellenendkolben hinaufsteigt. Bei stärkerer Vergrösserung findet
man, dass jeder von diesen Kolben (Fig. 14) aus einem inneren Klümpchen, welches in mehrere kleinere Partien
getheilt erscheint, dessen eigentliche Structur aber durch die Essigsäurebehandlung nicht hervortritt, ferner aus einer das
Klümpchen uinschliessenden Hülle oder Kapsel besteht. Letztere zeigt eine schöne concentrische Schichtung aus
mehreren durch die Säure angeschwollenen, kernführenden Lamellen. An einer Seite, gewöhnlich von unten her,
tritt die ziemlich breite Nervenfaser in den Kolben hinein; diese Faser besitzt eine Perineuralscheide aus meist zwei
bis drei Lamellen, welche man in die Kapscllamellen des Kolbens direct übergehen sieht, wobei eine Vermehrung der
letzteren oft stattfindet.
An den Osmiumpräparaten (Fig. 15—22) bekommt man indessen eine genauere Einsicht in den Bau der inneren
Theile des Zellenendkolbens. An Verticalschnitten, z. B. der weichen Zungenpapillen, erhält man eine Reihe von zwar
etwas verschieden erscheinenden Gebilden, die sich aber auf eine Grundform zurückführen lassen. Sie haben alle
eine mehr oder weniger regelmässig rundliche oder ovale Gestalt und eine nicht sehr wechselnde Grösse. An fast
allen nimmt man ein quergebändertes Aussehen wahr, indem ein bis drei ziemlich schmale Streifen den Inhalt
abtheilen. Nach aussen sind sie von einer Kapsel umgeben, welche viel dünner erscheint als nach Essigsäurebehandlung
und schwerer die nach letzterer hervortretende Schichtung wahrnehmen lässt. An der unteren Partie vieler Zellenendkolben
sieht man die oben erwähnte, immer nur einfache und markhaltige Nervenfaser hinzutreten, die ziemlich
breit ist, die gewöhnlichen Einschnürungen und Kerne der Schwannschen Scheide zeigt und von einer dicken Perineuralscheide
umschlossen erscheint (Fig. 15 ff). Der eigentliche Inhalt des Zellenendkolbens besteht endlich aus in der
Regel drei oder gar vier, hie und da aber nur zwei, am Verticalschnitt sich länglich-oval zeigenden Partien, in deren
Innerem je ein kugliger oder ovaler, homogener, in Carmin sich färbender Kern ungefähr in der Mitte liegt. Die Substanz
dieser mithin kernführenden, etwas verschieden grossen Zellen erscheint nach der Osmiumbehandlung schwach und
sehr fein körnig und von einer schmutzig-grauen Farbe; hie und da sieht man auch in ihr kleine, glänzende, stark lichtbrechende
Körner zerstreut, aber keine Fibrillirung. Diese Zellen sind von den erwähnten Querstreifen getrennt; letztere
zeigen eine gelblich bräunliche Farbe, eine homogene Zusammensetzung und einen starken Glanz. Sie erweisen sich als
dünne Scheiben zwischen den Zellen; oft ist ihr mittlerer Theil etwas verdickt. Sie verlaufen selten in ganz gerader
Richtung, sondern etwas gebogen. Zuweilen reichen sie nicht ganz bis zur Kapsel hin, sondern endigen stumpf zwischen
den Zellen. Gewöhnlich erreichen sie aber die innere Kapselwand beiderseits und erweitern sich etwas triangulär. Eine
solche Scheibe giebt es nun in der Regel zwischen je zwei Zellen. Bisweilen, obwohl verhältnissmässig selten, kann sie
sehr dick sein und bildet dann eine breite Trennungswand zwischen den bezüglichen Zellen. In anderen Fällen ist die
Scheibensubstanz auch weiter zwischen den Zellen und der Kapsel verbreitet; entweder bildet sie dann hier nur eine
dünne Schicht, oder zuweilen auch eine dickere Schale am einen Ende des Zellenendkolbens (Fig. 20). Wie verhält sich
aber nun die Nervenfaser zu diesen Gebilden? In gewissen Lagen (Fig. 15—19) sieht man sie die Markscheide abgeben
und sich verschmälern, um dann innerhalb der Kolbenhülle, zuerst schwach längsgestreift oder körnig erscheinend, bald
in einem glänzenden, gelblich-braunen Faden sich fortzusetzen; dieser Faden steigt an der Seite des Kolbens hinauf, verbreitert
sich dreieckig an den Zwischenräumen der Zellen und scheint in die bräunliche Zwischenscheibensubstanz überzugehen
. Zuweilen geht der Faden nur zur nächsten Zwischenscheibe (Fig. 16), gewöhnlich steigt er aber auch zu der oder
den nächst oberen hinauf (Fig. 15, 17, 18). Im Ganzen scheint es nun, wie bemerkt ist, als ob die Nervenfaser direct in
die eigenthümliche Scheibensubstanz sich fortsetze, und letztere wäre dann als eine Art Terminalsubstanz zu betrachten.
Zwar sahen wir zuweilen an quer geschnittenen Scheiben ein Paar rundliche hellere Punkte, die quergeschnittene Nerven-
faserfibrillen sein könnten; diese Bilder kamen aber so selten vor, dass man von ihnen keine Schlüsse ziehen darf. Ein
unmittelbarer Zusammenhang mit den Zellen war, obwohl auch eine Andeutung dazu ein Paar Mal sich zeigte, niemals
sicher nachweisbar; die Scheibensubstanz war sonst immer scharf begrenzt. Die Zellen sind, an Horizontalschnitten (Fig.
21) gesehen, wie Merkel angiebt, rundlich, also im Ganzen kuchenförmig. Innerhalb der Kapsel sieht man oft zwischen
ihr und der anliegenden Zelle einen rundlichen Kern, von einer kleinen Protoplasmazone umgeben; die Bedeutung
dieser Bildung wurde uns nicht ganz klar. Sonst sieht man in und an der Innenseite der Kapsel noch die ihr
angehörigen kleinen ovalen Kerne.
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