Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 6988,d
Kiepert, Adolf; Ruf, Conrad [Ill.]
Freiburg in Wort und Bild: lose Blätter
Freiburg im Breisgau, 1889
Seite: V
(PDF, 9 MB)
Bibliographische Information
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kiepert1889/0011
Freiburg im Breisgau.

Da, wo des Schwarzwalds Berge mächtig zum Himmel ragen, wo sich zu ihrem Fusse üppige
Rebengelände breiten und das saftige Grün herrlichen Wiesengrundes, das Gold wogender Ährenfelder
sich zum Rhein hinzieht, in diesem schönsten Garten deutscher Erde erhebt sich Freiburgs wundervolles
Münster wie ein treuer Wächter, den Gott selbst bestellt. um eine der schönsten Städte deutschen
Heimatbodens zu beschirmen. Einem silbernen Bande gleich umschlingt die Dreisam ihr Kleinod, die
Perle des Breisgaus, und durcheilt in kräftigen Wasserarmen oder hunderten von kleinen Rinnsalen
die Strassen der Stadt, um mit jugendlicher Kraft Räder zu treiben, oder, alle Miasmen und Unsauber-
keiten mit sich fortführend, Freiburg zu einer der gesündesten und reinlichsten Städte der Erde zu
machen. Ist es ein Wunder, dass Jahrhunderte hindurch für dieses Idol ein blutiger Kampf immer wieder
und wieder entbrannte und der lüsterne Franzmann seine gierigen Blicke von diesem Schatze nicht
abzuwenden vermochte? Mit dem Tage, da das deutsche Reich in voller geeinter Macht wieder erstand,
stieg auch für Freiburg eine neue Aera empor. Nicht mehr blicken die französischen Vogesen drohend
herüber, der Wasgau des Reichslandes ist zum mächtigen Schutzwall geworden und staunenswert
bluten Kunst und Gewerbe, Wohlstand und Handel in dieser bis dahin stets durch den feindlichen
Nachbar bedrohten Stadt auf. Während im Jahre 1871 Freiburg nur 24603 Einwohner zählte, war
nach der Volkszählung von 1885 die Zahl der Einwohner auf 41380 gestiegen. Die Universität wies
gegen 231 Hörer im Sommersemester 1870, im Sommersemester 1886 bereits 1404 Studierende auf.

Schon beim Eintritt in die Stadt vom Bahnhof aus sehen wir uns in einen blühenden Garten, in
geschmackvolle Parkanlagen versetzt, hinter welchen sich eine Reihe freundlicher Villen und der stattliche
Zähringer Hof, ein Hotel von europäischem Ruf, erheben. Im Hintergrunde ragt die herrliche Pyramide
des Münsters über die friedlichen Dächer der Stadt, als schöner Abschlnss umrahmen der Schlossberg
und die zum Schauinsland aufsteigende Bergkette das liebliche Bild. Wer im ersten Frühling, vom
Norden Deutschlands kommend, wo sich kaum einzelne Blättchen ans Licht wagen, den Schritt zur
Stadt lenkt und auf dieses Blütenmeer von Magnolien, Syringen, Rhododendron und andern Lenzesboten
schaut, dem steigt unwillkürlich der Wunsch im Herzen auf: „Hier ist's gut sein, hier möchte
ich meine Hütte bauen." Und dieses Verlangen hat so Mancher zur Wirklichkeit werden lassen, der
vom Norden oder über das Meer zur schönen Schwarzwaldstadt kam. Aber auch im Winterkleide
ist die Stadt und ihre Umgebung von eigenartigem Zauber umwoben. Dann glitzern gleich tausenden
von Diamanten die Schneebehänge von den Zweigen der immergünen Tannen, durchleuchtet von einer
Sonne, die mild und freundlich zur Erde scheint, kündend, dass dem strengen Gebieter nur kurze Zeit
zugemessen ist. i'ber die ausserordentlich günstigen klimatischen Verhältnisse Freiburgs für Schwächliche
und Kranke giebt die vortreffliche Schrift von Prof. Dr. Thomas: „Über das Klima von Freiburg1' ausführlich
Aufschluss. Das alte Freiburg ist jetzt umgeben von einem dichten Kranze eleganter Villen mit
reizenden Gärten, und die sehr rege Bauthätigkcit vermag kaum der Nachfrage zu genügen.

Die Universität mit ihren ausgezeichneten Lehrkräften, die unter vorzüglicher Leitung stehenden
höheren Lehranstalten und Volksschulen, eine grosse Anzahl wissenschaftlicher, künstlerischer, musikalischer

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