Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_02/0010
zwischen 15 und 16 fl, höher lagen Aichhalden
mit 25 fl und Mariazell mit 20 bis 21 fl, sowie
Lauterbach mit 16 bis 17 fl, darunter nur Sulgen
mit 9 bis 10 fl. Tennenbronn war gleich hoch
wie Schramberg veranschlagt. Bei den beiden
letzteren Orten sind jedoch nur die früher
österreichischen, also katholischen Ortsteile
(nämlich Sulgen, nicht aber Sulgau, und Kath.
Tennenbronn) gemeint. Zählte man alle sechs
Stäbe zusammen, dann ergab dies einen Betrag
von rund 100 fl (vor 1731 82 bis 83 fl), den
man „eine Schätzung" nannte.

Was sollte nun dieses Verfahren? Hatte der Truhenmeister
bei seinen Ausgaben 1000 fl eingetragen
, dann beauftragte er (nach dem Beschluß
der Ausschüsse) die Stabsvögte, in ihren Stäben
1000:100 = 10 Schätzungen einzuziehen. Jeder
Bürger hatte also jetzt das Zehnfache des im
Schatzungsbuch eingetragenen Betrags zu
bezahlen. Papierfabrikant Pfundstein zahlte also
15 Gulden.

Die Ausgaben in den einzelnen Rechnungsjahren
waren natürlich sehr verschieden, am höchsten
in den Kriegsjahren, da neben den hohen
Kriegssteuern nach Ehingen auch alle mit dem
Durchzug und den Winterquartieren durch
Freund und Feind verursachten Unkosten von
der Landschaft zu bezahlen waren. Im Kriegsjahr
1745 lagen die Ausgaben bei rund 25 000 fl,
so daß 247 Schätzungen eingezogen werden
mußten, d.h. der Papierer Pfundstein hatte damals
370 Gulden zu bezahlen, eine unwahrscheinlich
große Summe, wenn man bedenkt,
daß man für diesen Betrag 40 bis 60 Stück Vieh
kaufen konnte. Dafür gab es auch andere Jahre,
in denen die Ausgaben sehr niedrig lagen, so
1721 mit nur 21 Schätzungen. Am 22.4.1770
wurden 12 Schätzungen eingezogen zur „Bestreitung
der sich ereigneten Unkosten bey der
Durchreys Sr. Königl. Hoheit der Madame Dau-
phine" (spätere Königin Marie Antoinette von
Frankreich). „Bonifikationen", d.h. Gutschreibungen
durch die Ehinger Casse, gab es bei
Brandschäden. Ab 1769 bezahlte diese die
neugegründete Feuer-Assekuranz-Sozietät von
Schwäbisch-Österreich, die auf Gegenseitigkeit
ohne Gewinn aufgebaut war. Daß auch geliehene
Kapitalien unter „Einnahmen" erscheinen,
mag rechnerisch richtig sein, in den folgenden
Jahren waren dann aber die Zinsen und die
Rückzahlungen auf der Ausgabenseite zu

vermerken. 1721 lieh die Herrschaft der Landschaft
11 500 fl, der Oberamtmann von Warthausen
600 fl, die Jesuiten von Rottweil gar
2000 fl; 1758 wurden von Bürgermeister Gröt-
terer in Oberndorf 1000 fl aufgenommen, von
Obervogt von Pflummern in Tryberg 1000 fl
und von der „Wohledlen Frawen Gamuzin zu
Freyburg" 1800 fl. Einnahmen entstanden um
1720 durch den Verkauf der der Landschaft
gehörenden Wirtschaft „Krone" (frühere
„Post").

Bei den „Ausgaben" werden zunächst die „Ehin-
gen'schen Termine" genannt, die in unregelmäßigen
, jährlich mehrmaligen Abständen zu entrichten
waren. In Ehingen legten die Ausschüsse
den „Sold" fest, der sich nach der Steuerkraft
jeder einzelnen Landschaft richtete, und dazu
den Betrag (für alle gleich), der mit dem Sold
mulitpliziert wurde. Die Beiträge wurden meist
von Stabsvögten direkt in Ehingen abgeliefert.
Der zweite Ausgabeposten waren die Zinsen für
die aufgenommenen Schuldsummen sowie
Rückzahlungen. Die nächsten Ausgabekapitel
betrafen „Verdienste und Tagegelder" und „Diäten
und Reisekosten". Darunter waren die Tagegelder
für die Vögte und Ausschüsse bei ihren
vielen Zusammenkünften, zuletzt bei der Endabrechnung
. Boten mußten nach Ehingen, Innsbruck
, Freiburg, Wien, Rottenburg und in viele
andere Orte in der näheren und weiteren Umgebung
geschickt werden. Größere Gruppen
wurden zur Zigeuner- und Strolchenjagd im
Landschaftsbezirk zusammengestellt. Der
Schreiber erhielt sein Jahresverdienst.
„Schänzer" mußten zum Bau der „Schwedenschanzen
" ab 1734 nach Hornberg geschickt
werden. Mit an- und abrückenden Truppen
mußte verhandelt werden. Die Schramberger
Feuerwehr rückte zu auswärtigen Bränden aus
und erhielt dafür Tagegelder. Zu den Märkten
mußte die Landschaft die Wächter stellen (früher
standen diese Ausgaben in den herrschaftlichen
„Amtsrechnungen"). Interessant sind die
Tagegelder bei Hinrichtungen beim Hochgericht
zu Sulgen (im heutigen Eckenhofgebiet auf
der Höhe der einstigen Villa Junghans). Dort
wurde u.a. am 15.11.1765 der „arme Sünder"
Johannes Glick von Böchingen aufgehängt.
Zwölf Mann mußten den Platz verwahren, und
26 Mann mußten drei Tage lang bei dem Toten
Wache halten; 17 Mann wurden bei der Exeku-

10


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_02/0010