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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_02/0011
tion zum Stangentragen gebraucht. Mit diesen
Stangen mußten sie das neugierige Publikum in
gebührendem Abstand halten. Jeder Mann erhielt
dafür 10 bis 12 Kreuzer täglich. 1772
wurde bei ähnlichen Maßnahmen Ignaz Thur-
ner auf dem Sulgen aufgehängt.

Bei Reisen und Tagegeldern wurden auch „Gemeine
Zehrungen" veranstaltet, so etwa bei
der Rechnungsstellung und Schlußabrechnung
durch die versammelten Vögte und Ausschüsse,
ebenso nach Bränden durch den Spritzenmeister
und seine Helfer, nach Strolchen- und Zigeunerjagden
und besonders am Fest Johann
Nepomuk (16. Mai) für die Schützen, die bei
diesem damals als Hochfest gefeierten Tag zum
Schießen bei der Prozession angetreten waren.
Sie erhielten auch ihre Zehrung bei „Abhaltung
von Freudenfesten", wenn das österreichische
Heer irgendwo einen Sieg errungen hatte, so
nach Kolin und den anderen Niederlagen Friedrichs
des Großen, oder auch bei Paraden zu
Ehren des Konstanzer Weihbischofs, wenn dieser
auf Firmungsreise war. Durchreisende Geistliche
erhielten ebenfalls Zehrung und Unterkunft
in den Schramberger Wirtschaften.

Recht aufschlußreich ist der Punkt „Douceur
und Besoldung": Zum Neujahr wurde die gesamte
Beamtung des Grafen, also Oberamtmann
, Rentmeister und Oberamtssekretär, sowie
der Kirchenkastenvogt, mit bestimmten
Geldsummen beschenkt, woraus sich mit der
Zeit ein Recht ableitete. Von der Landschaft
wurde der Kaplan für die Abhaltung der Frühmesse
besoldet. Dies war Angelegenheit der
Bürger und nicht der Kirche! Der Agent der
Landschaft in Konstanz erhielt sein Jahressalär,
ebenso der Landschaftskassier und der Amtsdiener
. Gelegentlich wurde auch dem Syndikus der
Landstände in Ehingen sowie dem dortigen Kassier
und Kanzleidiener ein stattliches Trinkgeld
verabreicht.

Geldausgaben, die in den genannten Rubriken
nicht eingeordnet werden konnten, wurden unter
„Insgemein" eingetragen, ein Sammelsurium
sehr interessanter Posten. So erhielten die
Brandgeschädigten aus der Schramberger Landschaft
20 bis 40 fl Brandsteuer bis zur Gründung
der Feuersozietät. Wer einen Neubau erstellte,
etwa nach Hochwasser, erhielt ebenfalls einen
Zuschuß. 1754 erhielt der neugeweihte Priester
Augustin Saum ein Präsent zur Primiz. Den

Oberamtmännern wurden die Umzugskosten
erstattet. Ein alljährlicher Posten umfaßte Ausgaben
für „Papier, Tinte und Spanisch Wachs".
Die damaligen Zustände beleuchten auch die
Almosenverzeichnisse. Von weither kamen die
Brandgeschädigten zum Betteln: Aus der Pfalz,
der Schweiz, aus Bayern usw. Mehr aus der
Nähe kamen Leute, die Häuser bauen wollten
(Bausteuer): Von Reutlingen, der Oberpfalz,
Oberkirch usw. Es werden genannt: Arme Geistliche
, Convertiten (auch Prädikanten mit Familie
!), Waldbrüder, etwa von Hohenems, Studenten
, blessierte Offiziere und Soldaten, sogenannte
Türkenbettler und dann vor allem die große
Zahl von Krüppeln, deren Leiden genannt werden
. Diese Leute bettelten nicht bloß bei der
Landschaft, sondern auch beim Oberamt und
der Heiligenfabrik, aber auch bei begüterten
Einzelpersonen.

Letzte regelmäßige Posten sind die „Ausstände",
die unter den Ausgaben verzeichnet wurden,
und der „Geldverlust" beim Einzug oder Umtausch
schlecht oder ungültig gewordener
Münzen.

Kurz soll noch auf die Kapitel eingegangen werden
, die nur gelegentlich genannt werden, nämlich
außerordentliche Ausgaben, meist im Zusammenhang
mit Kriegen. Hauptkapitel waren
dann die „Winterquartierkosten". Bekanntlich
fand der Krieg früher nur vom Frühjahr bis zum
Herbst statt, am Anfang des Winters begaben
sich die Truppen ins Winterquartier, vom Gegner
unbelästigt. Die Landschaft hatte nun monatelang
die Truppen zu unterhalten (Verpflegung
und Wohnung, Heizung und Beleuchtung usw.)
und natürlich auch die Pferde zu versorgen. In
den vorhandenen Landschaftsrechnungen sind
der „Polnische Thronfolgekrieg" (1733-1738),
der „Österreichische Thronfolgekrieg"
(1743-1745), der Siebenjährige Krieg und die
Revolutionskriege ab 1792 jeweils mit ungeheuren
Lasten genannt. Wir erfahren, welche
Truppen in der Herrschaft lagen, meist auch die
Namen der Offiziere. Meist wurde die Verpflegung
mit Geld veraccordiert, d.h. je nach
Dienstrang erhielten Offiziere und Soldaten tägliche
Geldbeträge für Brot und Trunk, Beträge
für Wachslichter, ferner Futtergeld für Pferde,
Feuerungsholz etc. Es ist anzunehmen, daß die
Einwohner darüber hinaus auch „in natura" zahlen
mußten! Laufend zogen nämlich einzelne

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