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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_02/0015
Groß war die Zahl der verschiedenartigsten
Mühlen: So gab es mehrere Sägemühlen, 2 Knochenmühlen
, 2 Ölmühlen und 3 Walkmühlen.
Auch für den bei all diesen Tätigkeiten möglicherweise
aufkommenden Durst war reichlich
gesorgt. In dem kleinen Städtchen gab es immerhin
6 Bierbrauereien (Faist, Burkhardt, Langenbacher
, Grüner, Bippus und Haas), welche
die 13 Schildwirtschaften, 5 Speisewirtschaften
und 23 Gassenwirtschaften mit dem nötigen
„Naß" versorgten.

Im gräflichen Schloß residierte Graf Cajetan v.
Bissingen und Nippenburg, der nach vieljähriger
Ortsabwesenheit als Statthalter in Tirol und
Vorarlberg nun endgültig hier seinen Wohnsitz
genommen hatte. Gegen eine Vermählung seines
Sohnes Ferdinand mit der Gräfin Mechthilde
von Arco-Zinneberg hatte der Gemeinderat
nichts einzuwenden. Auch Stadtschultheiß G.
Waller mußte beim Gemeinderat um Erlaubnis
für eine Wiedervermählung, nun mit Luise Wol-
ber, beim Gemeinderat nachsuchen. Der Gemeinderat
gab die Einwilligung und befreite ihn
auch noch von der vorgeschriebenen Trauerzeit
.

Die aufstrebende Industrie wurde im Jahre
1870 kurz hintereinander von zwei schweren
Verlusten heimgesucht. Am 21. Juli starb der
langjährige Leiter und Mitbegründer der Strohhutfabrik
, J. P. Haas, und schon wenige Wochen
später raffte der Tod den erst 47 Jahre alten
Gründer der Uhrenfabrik und Teilhaber an der
Strohmanufaktur, Erhard Junghans, hinweg.
Auf Betreiben von Stadtschultheiß Waller beschloß
der Gemeinderat im Jahre 1870 in Anbetracht
der kritischen Lage eine freiwillige
Bürgerwehr einzurichten. Diese sollte aus
einem Corps bestehen. Die von Waller erarbeiteten
Statuten sahen vor, nur unbescholtene,
volljährige Bürger aufzunehmen, die auch in der
Lage waren, für Bewaffnung und Munition selbst
zu sorgen, so daß der Gemeinde keinerlei
Kosten entstehen konnten. Beim königlichen
Kriegsministerium wurde um leihweise Überlassung
von Gewehren nachgesucht.

Im Auftrag des Königs konnte Stadtschultheiß
Waller am 1.1.1871 dem Chef der Majolikafabrik
, Georg Faist, für hervorragende Verdienste
um die Weiterentwicklung dieses Industriezweiges
das Ritterkreuz 1. Klasse des Friedrich-
Ordens überreichen.

Bürgerwehr um 1870

Wie allerorten im Reich lud der Schramberger
Ortsvorsteher am 6. März 1871 die Einwohner
der Stadt zu einer großen Sieges- und Friedensfeier
mit Festgottesdienst, Festbankett,
Fackelzug und Feuerwerk ein. Das Jahr 1872
brachte mit der Einführung einheitlicher Maße
und Gewichte einerseits erhebliche Umstellungsschwierigkeiten
, andererseits aber auch
eine begrüßenswerte Vereinfachung, die der
überwiegend exportierenden Industrie sehr zugute
kam. Ab dem 11. April 1872 war Schram-
berg im Reichstag vertreten: Graf Cajetan v.
Bissingen und Nippenburg war auf der Liste
des Zentrums für den Kreis Biberach in den
Reichstag gewählt worden. Durch Beschluß
des Gemeinderats fanden ab 20. Mai 1872 wieder
regelmäßig Victualien- und Gemüsemärkte
auf dem Platz vor dem „Mohren" statt.
Jahrelanges Bemühen der Mitglieder der noch
kleinen evangelischen Gemeinde und namhafte
Spenden einiger kapitalkräftiger Gönner ermöglichten
es, daß am 8. Juli 1872 die Grundsteinlegung
für eine evangelische Kirche an der
Oberndorfer Straße stattfinden konnte. Nach
zweijähriger Bauzeit konnte die neue Kirche
1874 eingeweiht werden.

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