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Lothar Späth:
KACHELÖFEN AUF DER BURG HOHENSCHRAMBERG
Nach rund 25 Jahren Grabungstätigkeit auf der
Burgruine Hohenschramberg stehen wir mit unseren
Grabungen kurz vor dem Abschluß. Da
kaum noch wesentlich neues Material zu erwarten
ist, will ich versuchen, die eine Hauptgruppe
unserer Funde, nämlich Ofenkacheln — die
zweite Hauptgruppe enthält Gebrauchskeramik
- in einem kurzen Bericht darzustellen.
Dieser Bericht soll sowohl ganze Kachelgruppen
als auch die bemerkenswerteren Einzelstücke
beschreiben und, sofern möglich, ihre
Herkunft, nämlich die Werkstatt, klären. Da wir
auch ganze Gruppen, d.h. Kacheln von einem
Ofen, in großen Mengen an einer Stelle fanden,
wird der Versuch einer Ofenrekonstruktion
mehrmals unternommen. Hierbei waren mir
Abbildungen in der Literatur behilflich.
Unsere Kacheln umfassen den Zeitraum von
1457-1689, frühere Funde sind nicht einwandfrei
nachzuweisen. Die ältesten Typen zeigen
noch deutlich gotische Motive und dürften zu
den ersten Kachelöfen gehören, die auf der
Burg gestanden haben. Später kamen Renaissanceöfen
an die Reihe: Großkacheln, kleine Figurenkacheln
und Blattmusterkacheln gab es an
den Öfen der Burg zu sehen. Wo immer sie
genau standen, ist heute nicht mehr möglich zu
sagen, da wir die Kachelreste meistens auf den
Schuttplätzen in der Burg, also nicht mehr am
ursprünglichen Platz fanden; Palas und Wehrburg
waren aber sicher Hauptstandplätze für
Kachelöfen. So haben wir auch nie alle Kacheln
eines Ofens gefunden, sondern immer nur Teile;
wo die weiteren Reste liegen, läßt sich nicht
mehr feststellen, entweder sie stürzten den
Berghang hinunter, oder frühere Ausgräber haben
schon Funde weggeschleppt.
Alle Kacheln, die wir fanden, sind zerbrochen;
zwar gelang es uns, fast ganze Kacheln aus einzelnen
Stücken zusammenzusetzen, aber immer
fehlt noch ein kleines Stück zur Vollständigkeit.
Trotzdem ist es uns gelungen, viele Kacheltypen
zu rekonstruieren. Viele Einzelstücke geben
nach mühseligem Puzzlespiel ein Gesamtbild
. Das gleiche Spiel beginnt bei einer Ofenrekonstruktion
von neuem, allerdings können die
einzelnen Kachelformen, wie Flachkachel, Frieskachel
, Krönungskachel, runde oder gerade
Kachel, gut weiterhelfen, wobei aber Irrtümer
stets miteingeschlossen bleiben.
Unsere Kachelfunde setzen sich folgendermaßen
zusammen:
1. Öfen, deren Kacheln nur teilweise noch vorhanden
sind, aber da von jeder Sorte Exemplare
gefunden wurden, ist eine Rekonstruktion möglich
.
2. Kachelgruppen, die von ihrer Menge bzw.
ihrem Fundort her einen eigenen Ofen andeuten
, aber seine Rekonstruktion nicht ermöglichen
, da nur eine Sorte vorhanden ist; die von
ihrer Funktion her notwendigen Verbindungsstücke
zu anderen Teilen des Ofens fehlen.
3. Es gibt viele Einzelstücke, die bisher in keiner
dieser Gruppen einen Platz gefunden haben.
Eine andere Einteilungsart wäre die zeitliche
Einordnung der Kacheln nach Motiven oder
Verzierungen: So fanden wir gotische oder nur
gotisch beeinflußte Kacheln hauptsächlich im
Mittelhof, dem ältesten Schuttplatz der Burg.
Kacheln der Renaissance haben wir sehr viele in
unserer Sammlung, angefangen von der Kleinkachel
als Ornament- oder Porträtkachel der
Frührenaissance bis zur Großkachel der Hoch-
und Spätrenaissance. Der Zeitraum unserer
Kachelfunde erstreckt sich ja, wie schon erwähnt
, von 1457-1689, das sind die „Lebensdaten
" der jetzigen Burgruine. Vergleiche mit Kacheln
der Burg Ramstein zeigen, daß die letzten
Kacheln dieser Burg die ersten von Hohenschramberg
sind; die Burg Ramstein wurde
1452 zerstört, Hohenschramberg 1457-1459
gebaut. Verschiedene Kachelöfen des 14. und
15. Jahrhunderts, von denen nur wenige Abbildungen
in der Literatur zu entdecken sind, zeigen
die gleichen Kacheltypen.
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