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nirgendwo unterzubringen war, sei hier noch
kurz beschrieben. Sie zeigt einen zweistöckigen
Bergfried mit Schießscharten, Zinnenumgang
und Kegeldach. Zu Füßen des Turmes sitzt ein
Löwe, manchmal sind es auch zwei. Es gibt
übrigens mehrere Stücke davon.
Zeitlich in diese Gruppe gehören auch noch
einige, meist nur einzeln gefundene Reste, die
ebenfalls kurz beschrieben werden sollen. Sie
lassen sich zur Zeit keinem der genannten Öfen
zuordnen.
Am interessantesten ist wohl eine noch unglasierte
Tonfigur einer nackten Dame, die, wie
ihr eindeutiger Fingerzeig ausdrückt, wohl dem
ältesten Gewerbe der Welt anhing.
Ein sehr schönes Stück, genannt „Mantel mit
Blumen", könnte eine Ofenkrönung gewesen
sein. Ferner ist ein sehr alter Typ einer Rundkachel
erhalten, zu der mehrere Reste von Schüsselkacheln
gehören. Ein Reststück zeigt eine
Gestalt in prächtig verziertem Gewand.
Nach den gotischen Öfen folgen nun in der
Beschreibung und Aufzählung die Renaissanceöfen
; sie sind so vielfältig, daß hier nicht
mehr nach Früh-, Hoch- und Spätrenaissance
unterschieden werden soll. Die rekonstruierbaren
Öfen sollen an erster Stelle genannt werden
, es sind drei Stück. Sicher sind noch eine
Menge Kachelgruppen vorhanden, die einen Kachelofen
andeuten, aber meistens existieren
von ihnen jeweils nur 2-3 Kacheln, und diese
wurden dann auch noch an verschiedenen Orten
der Burg gefunden, so daß nicht einmal
nach Fundorten eine Zusammengehörigkeit
feststellbar ist.
Die Scherben der folgenden drei Öfen lagen
jeweils in einer Schicht beieinander und. enthielten
meistens alle Kachelarten, die für einen
Ofenbau notwendig sind.
6. Ofen mit Großkacheln
(Rekonstruktion 1)
Das Prunkstück unter den Renaissanceöfen war
wohl ein Ofen mit Großkacheln: Maße wie
48 X 59 cm sind schon erstaunlich, wenn man
sonst Kachelgrößen von 18 X 18 cm oder
20 X 24 cm gewohnt ist. Diese Gruppe wurde,
wie schon erwähnt, in einer Schicht gefunden,
jede Kachelart, wie Flach-, Nischen-, Fries-, Eckoder
Krönungskachel, ist vertreten. So war eine
Rekonstruktion verhältnismäßig einfach. Nur
fehlen auch hier leider größere Kachelmengen.
Ofen mit Großkacheln
Der Unterbau war rechteckig mit Wandabschluß
. Er bestand aus Großkacheln mit den
Maßen 48 X 59 cm, die als Motiv die Jahreszeiten
in allegorischer Darstellung zeigten, wie es
noch im Rottweiler Heimatmuseum zu sehen ist
(dort sind Frühling und Sommer erhalten). Wir
konnten allerdings nur eine Jahreszeit finden,
nämlich den Sommer.
Das Kachelblatt ist in ein inneres Bild und einen
Rahmen aufgeteilt. Eine in ein prächtiges Gewand
gekleidete Frauengestalt ruht auf einem
Stier und stützt sich auf einen Spaten. Sie trägt
eine dreistufige Krone. Ein Putto steht seitlich
von ihr mit einem Arm voll Getreidehalmen.
Über der Frau hängt links ein voller Obstbaum,
daneben sind drei Tierkreiszeichen im Bogen
abgebildet: Krebs, Löwe, Jungfrau, also die Zeit
vom 21. Juni bis zum 22. September. Dieses Bild
ist mit einem schmalen Rahmen umgeben und
trägt als Unterschrift den Text: „Die Erde und
der Sommer". Das Bild steht auf einem Sockel
mit Ornamentverzierung. Seitlich des Bildes stehen
jeweils eine Säule mit korinthischen Kapi-
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