http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_02/0037
teilen. Auf den Kapitellen, an den schmalen
Rahmen des Bildes gelehnt, steht jeweils ein
Putto, sie tragen gemeinsam die Sonne. Das
Ganze wird noch von einem breiten Rahmen
umgeben, wirklich eine prachtvolle Ofenkachel.
Die Ecken des Ofenunterbaus bestanden aus
rechtwinkligen Kacheln, die eine allegorische
Darstellung zeigen, deren Sinn nicht ganz klar
ist; es könnte analog zur Folge der Jahreszeiten
die Darstellung der Lebensalter sein: Der kräftige
Oberkörper eines bärtigen Mannes wächst
aus dem Haupt eines jungen Mannes (Kind?),
der eine Federkrone trägt. Dieses junge Gesicht
selber entspringt einem schwertscheidenähn-
lichen Gebilde, das mit Rankenwerk verziert ist.
Zu Füßen des Ganzen liegt ein Mondgesicht,
allerlei Früchte verzieren die Kachel. Das Motiv
des federgeschmückten Jünglings ist auch an
Nürnberger Öfen anzutreffen.
Schmale, kleine Flachkacheln gehörten wohl
noch zum Unterbau. Sie tragen Darstellungen
der hl. Anna Selbdritt, der Muttergottes und
vielleicht des Schweißtuchs der Veronika.
Vermutlich schloß ein Rahmen aus Frieskacheln
den Unterbau an Ober- und Unterkante ab.
Schmale Zwischenstege verdeckten die Fugen
zwischen den Kacheln.
Der sechseckige Oberbau bestand aus Nischenkacheln
, 26 X 58 cm. Sockel und Rahmen der
schlichten Nischen waren mit aufgeklebten Rosetten
, Wappen und Puttenköpfen verziert. Die
Ecken der oberen Ofenteile wurden wiederum
aus Eckkacheln gebildet, wie sie am Unterbau
verwendet wurden, nur jetzt mit einem Winkel
von etwa 120 Grad. In den Nischen standen
vermutlich Tonfiguren, wie Putten oder Heiligenbilder
, Reste wurden davon gefunden. Auch
der Oberbau war an den Oberkanten mit überstehenden
Frieskacheln verziert, auf denen
dann die Ofenkrönung stand.
Hier gibt es nun bei der Rekonstruktion Schwierigkeiten
, denn es wurden zweierlei Krönungskacheln
gefunden, beide Sorten ergeben allein
schon einen vollen Kranz. Es wäre jedoch denkbar
, daß die Krönung doppelreihig war. Die
kleinere der beiden Krönungen ist mit Delphinen
und Rankenwerk verziert, die größere ist
zweistöckig und zeigt Fabelwesen und wappentragende
Engel.
Alle diese Kacheln waren rot, blau, grün und
gelb glasiert. Leider ist an fast allen Kacheln die
Glasur total verbrannt, so daß manchmal nur
mit Mühe überhaupt ein Bild erkennbar ist.
Setzt man nun den Ofenbau noch auf Beine, wie
es auf fast allen Abbildungen in der Literatur zu
sehen ist, so erreicht er immerhin die stattliche
Höhe von rund zwei Metern. Eine Rekonstruktion
der farbigen Glasur wurde an der Kachel
mit der Dame und dem Stier unternommen.
Man kann den Ofen ohne Übertreibung ein
Prunkstück nennen!
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