http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_02/0040
Die Frieskacheln zeigen Akanthusblätter, wie
schon oft gefunden; eine Schmalkachel zeigt
Rankenwerk und nur eine Krönungskachel zeigt
deutlich ein Motiv, nämlich einen Mann, wahrscheinlich
einen Krieger, der auf einer Mauer
sitzt und ein alphornähnliches Instrument bläst.
Ein anderes Stück einer Krönungskachel zeigt
einen Engelskopf. Diese Kachelreste wurden auf
der ganzen Burg verstreut gefunden und nur die
auffallende Glasur legt den Schluß nahe, daß sie
alle zu einem Ofen gehört haben könnten.
11. Eine sehr schöne grünglasierte Einzelkachel,
23 X 23 cm groß, fanden wir gleich zu Beginn
unserer Ausgrabungen: Sie zeigt den vom Wein
berauschten, nackt am Boden liegenden Noah
mit seinen drei Söhnen Sem, Cham und Japhet
(Genesis 9, 20-23). Menschliche Säulen, sogenannte
„Karyatiden", auf Löwenpodesten stehend
, stützen einen Bogen, über dem links und
rechts ein Löwenkopf steht.
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A/W/? mit seinen drei Söhnen
In motivischem Zusammenhang hiermit steht
eine zweite Kachel, die ebenfalls eine Szene des
Alten Testaments darstellt: Hier sind es zwei
Frauen, die während ihres Bades von einem
Harfenspieler belauscht werden, wohl Batsche-
ba, die von König David belauscht und verführt
wird (2. Samuel, 11, 2 ff.).
Doch dies sind nur Einzelstücke. Obwohl hier
und da noch kleinere Fragmente vorhanden
sind, die in motivischem Zusammenhang hierzu
stehen könnten, ist ein eigener Ofen mit alttestamentarischen
Szenen sehr fraglich.
12. Im Grabungsgebiet und in der Umgebung
verstreut fanden wir eine blaßgrün glasierte
Sorte von Kacheln, 16 X 18,5 cm, mit Musikantinnen
: So stellten wir eine Posaunistin und eine
Organistin fest, verschiedene Saiteninstrumente
werden gespielt, sogar ein klarinettenähnliches
Instrument konnten wir entdecken, auch eine
Harfe ist vertreten. Die Damen sitzen oder stehen
zwischen Mauern und Säulen unter einem
flachen Bogen, der sich auf schlanke Säulen
stützt; die oberen Ecken schmückt jeweils eine
Rosette. An einem Sockelstück ist ein Buchstabe
sichtbar. Hier wäre schon eher an einen eigenen
Ofen zu denken.
13. Eine Sorte von Medaillonkacheln zeigt in
einem Blätterkranz entweder eine Dame in
prächtigem Gewand und mit hochaufgetürmter
Frisur oder einen Herrn mit Schulterband,
Schnauzbart und Stehkragen. Hiervon fanden
wir ziemlich viele Reste, also wäre ein Ofen mit
diesen Kacheln möglich.
14. Anhand eines vollständigen Ofens auf der
Hohkönigsburg im Elsaß konnte die folgende
Kachelgruppe zusammengestellt werden. Sie
bildete wahrscheinlich auch bei uns einen ganzen
Ofen: Dazu gehört vor allem die Christuskachel
, die wohl von all unseren Kacheln am
bekanntesten ist, da sie einmal in Schramberg
als Osterbild verwendet wurde. Eine weitere
Kachel dieses Ofens ist die Petruskachel, eine
dritte Kachel stellt wahrscheinlich den Hl. Johannes
den Evangelisten dar. Die genannten
Gestalten sind jeweils in typischer Haltung bzw.
mit typischen Attributen dargestellt, so Jesus
Christus mit Weltkugel und Segensgestus, Petrus
mit Schlüssel und Buch, der dritte hält
einen Kelch, was eben auf Johannes schließen
läßt.
Der Kachelrahmen besteht bei allen dreien aus
einem Namensschild unter der Gestalt, links
und rechts je eine Karyatide, die ein Kapitell mit
Bogen stützt, über dem zwei Putten sich die
Hand reichen. Eine Kachel trägt auch eine nicht
zu entziffernde Jahreszahl.
Vermutlich gehörte zu diesem Ofen auch eine
Frieskachel, 12,5 X 26 cm, die ein „Indiogesicht
" mit reichem Federschmuck, umgeben
von allegorischen Engelfiguren und Rankenwerk
, zeigt. Hiervon haben wir einige Bruchstücke
in unserer Sammlung.
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