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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_02/0041
Vom Motiv her und auch wegen des gleichen
Fundortes wie eine der „Indiokacheln" könnte
auch noch eine Flachkachel, die den dornengekrönten
Christus mit der Umschrift „Ego sum
via et vita" (Ich bin der Weg und das Leben)
zeigt, dazugehören, sowie ein weibliches Porträt
mit nicht lesbarer Umschrift im Kranz, das
wir auch als Eckkachel gefunden haben.
Eine Kachel, sehr schön grün glasiert, von der
wir zwei Bruchstücke fanden, eines davon mit
1627 datiert, zeigt eine Gruppe von Menschen,
die um einen flachen Tisch geschart sind. Falls
diese die Abendmahlszene darstellt, liegt die
Vermutung nahe, daß diese Kachel ebenfalls zu
diesem Ofen gehört hat, zumal auch hier wieder
bärtige Karyatiden einen Bogen tragen. Überhaupt
sind mehrere Kachelreste da, die im formalen
Aufbau, nämlich den bogentragenden Karyatiden
, Ähnlichkeiten aufweisen, so auch eine,
in der in der Mitte eine nicht näher zu identifizierende
menschliche Gestalt steht und auf der
auch noch einzelne Buchstaben sichtbar sind.
Auch die unter Nr. 11 genannten Kacheln mit
Szenen des Alten Testaments zeigen diese formalen
Ähnlichkeiten. Ob sie jedoch mit dem
hier skizzierten Ofen zusammenhängen, ist fraglich
.

15. Am Halbturm fanden wir anfangs große
Mengen von grünglasierten Reliefkacheln sowie
gewundene Säulen aus Ton. Eine kelchtragende
Figur mit ausgebreiteten Händen steht im Mittelpunkt
dieser Kacheln, darunter eine unleserliche
Schrift, Karyatiden stehen wieder
seitlich als Pfeiler. Um die Figur läuft ein schmaler
Rahmen, die oberen Ecken sind mit allerlei
Verzierungen ausgefüllt. Ähnliche Kacheln sind
im Museum in Stein am Rhein zu sehen.
Die große Zahl der gefundenen, oft sehr kleinen
Bruchstücke läßt auf einen eigenen Ofen schließen
. Dieser wiese dann motivische Ähnlichkeiten
zu dem vorgenannten Ofen auf, er wäre
auch etwa aus der gleichen Zeit. Für die Annahme
eines zweiten, mit dem unter Nr. 14 genannten
, von den Motiven her verwandten Ofens
spricht auch die Tatsache, daß wir zwei sehr
ähnliche, aber nicht identische Christusporträts
gefunden haben.

Ob eventuell einige der unter Nr. 14 genannten
Einzelkacheln nicht lieber dem zuletzt beschriebenen
Ofen zuzuordnen wären, konnte noch
nicht geklärt werden.

16. Überall auf der Burg verstreut fanden wir
eine Reliefkachelart mit geometrischen Mustern
und Blattverzierungen. Die große Menge der
Funde deutet wohl ebenfalls einen eigenen Kachelofen
an.

Zur Frage der Kachelwerkstätten

Öfter fanden wir bei unseren Ausgrabungen
ausgeformte Kacheln, die aber nicht glasiert
waren, neben glasierten Stücken der selben Art.
Wir nahmen dies anfangs nur zur Kenntnis,
machten uns aber keine Gedanken darüber. Erst
als wir in der Literatur Hinweise fanden, die
erwähnten, daß Kachelmodeln, also die Negativformen
der fertigen Kacheln, oft sehr weit transportiert
wurden, erinnerten wir uns wieder an
diese unglasierten Stücke. Wenn nämlich nur
die Kachelmodeln transportiert wurden und
erst an Ort und Stelle die Kacheln ausgeformt,
glasiert und gebrannt wurden, so vereinfachte
das den zu damaliger Zeit recht schwierigen
Transport über sehr schlechte Straßen und dürfte
wohl auch billiger gewesen sein.
Diese Herstellungsart läßt sich bei uns bis zu
den ältesten Öfen im gotischen Stil zurückverfolgen
: So fanden wir im Mittelhof von der
Kachel mit dem Adler (Nr. 5) zum größten Teil
unglasierte Stücke; eine runde Schrägkachel von
einer Ofenkrönung fanden wir nur teilweise
glasiert; von einer nackten, sehr eleganten Dame
sammelten wir dreimal Reste mit Spuren
von grüner Glasur. Runde und auch quadratische
unglasierte Topfkacheln brachten wir im
Mittelhof ans Tageslicht. Vom Villinger Ofen
(Nr. 7) fanden wir Reste, nur teilweise glasiert,
bei der Ostkasematte, obwohl der ganze Ofen
im Bereich der Werkstätten und Personalwohnungen
an der Südseite verbrannt liegt. Die
sogenannten Butzenkacheln (Nr. 9) fanden wir
in großer Zahl unglasiert im Pallas liegen. Reste
einer Großkachel fanden wir unglasiert in der
Nähe des Pallas. Sicherlich gingen diese Kacheln
bei der Herstellung kaputt und wurden weggeworfen
, der fertige Ofen dann aufgestellt.
Leider wurde der Brennofen zu dieser Werkstatt
bis jetzt nicht entdeckt. Das Rechnungsbuch
der Burg, uns von Herrn Brauchle dankenswerterweise
zur Auswertung zur Verfügung
gestellt, erwähnt aber z. B., daß der Maurer
Martin Gärtner aus Gebwyler 1552 einen
Brennofen gemacht hat.

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