http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_02/0043
Heinz Broghammer:
90 JAHRE SEKUNDÄRBAHN
SCHILTACH - SCHRAMBERG
Über den „Dreißigjährigen Krieg" der Stadt
Schramberg um den Anschluß an das
Eisenbahnnetz.
„Dreißig Jahre petitionieret,
große Opfer nicht gescheut,
Kammer, Landtag debattieret,
jahrelang fehlt Einigkeit.
Leibbrand fest ins Zeug gegangen,
Kammer endlich JA dazu,
großer Jubel, Fest-Champagner,
Fackelzug und Rendez-vous.
Viele Reden und viel Prosten,
jahrelang war nichts gescheh'n
als Geschwätz nur von den Kosten,
Freude deshalb zu versteh'n.
Geld in Stuttgart deponieret,
manchem lieber wär's in d'Hand,
doch dort wird es garantieret -
jahrelang dann Stillestand.
Endlich Bahn in Angriff g'nommen,
flotter G'schäftsgang prophezeit,
Scharen Italiener kommen,
das macht halb so groß die Freud.
Jahre nachher Bahnvollendung,
Probefahrt von Schiltach her,
Akkordanten Lob und Tadel,
Brückenprobe ohn' Malheur.
Sehr viel gaffend Volk tagtäglich
ob dem Wunder unsrer Zeit,
das vielleicht in fünfzig Jahren
als Gerumpel liegt zerstreut. . ."
So eröffnete Friedrich Würz „der Älteste" seinen
„Normal-Kabel-Bericht an alle in der großen
weiten Welt zerstreuten Schramberger über die
Eisenbahn-Eröffhungsfestlichkeiten am 8. Oktober
1892 in Schramberg".
Seine Prophezeihung hat sich zwar nicht in
diesem Zeitraum und diesem Umfang erfüllt,
doch die Richtung stimmt allemal. Bemerkenswert
bleibt auch der Mut des Friedrich Würz, an
diesem Tag der Hochstimmung, des Jubels und
der Freude solch bitteren Wermutstropfen ins
„Fest-Champagner-Glas" zu gießen.
1. Der Kampf um die Schwarzwaldbahn
Als in Baden 1862 die Planungen für den Bau
einer Schwarzwaldbahn von Offenburg nach
Singen aufgenommen wurden, versuchte man
von Schramberger Seite erstmals, eine Streckenführung
über Hausach - Schiltach — Schramberg
— Horgen — Villingen zu erreichen. Schramberg
ließ auf eigene Kosten ein Projekt ausarbeiten,
das die Grundlage einer vom Rottweiler Eisenbahnkomitee
im Februar 1864 herausgegebenen
Denkschrift bildete. Doch sollte die von
beiden badischen Kammern und dem Großherzoglichen
Staatsministerium noch im selbigen
Jahr gefaßte Entschließung, die Bahn über Tri-
berg zu führen, trotz heute noch überzeugender
Gegenargumente und einer starken Opposition
selbst im badischen Lager sich als endgültig
erweisen.
43
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_02/0043