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1873), der Abgeordnete des Bezirks Triberg,
hat es in der zweiten badischen Kammer vornehmlich
dahin gebracht, daß mit enormen
Kosten an Hornberg und Triberg vorbei durch
das Gutachtal gebaut und die württembergische
Grenze ängstlich vermieden wurde. Daß die
Führung der badischen Schwarzwaldbahn dem
badischen Land im Ganzen zum Segen gereicht
hätte, wird heute, nachdem der vor 20 Jahren
zwischen den „Komitees" des Gutach- und
Schiitachthaies geführte Eisenbahnkrieg (!)
längst in Vergessenheit geraten ist, niemand
glauben, wohl aber steht fest, daß der teure Bau
und Betrieb der Gutachthalbahn wesentlich zur
Herabdrückung des Ertrags der badischen
Staatsbahnen beigetragen hat. Schramberg aber,
das - industriell bedeutender als die Städte im
Gutachthal - schwerlich umgangen worden wäre
, blieb nach wie vor ohne Bahn."
2. Der Kampf um die Sekundärbahn
Diese Stellungnahme aus der oben erwähnten
Denkschrift, die Leibbrand im Auftrag des Eisenbahnausschusses
Schramberg verfaßt hatte, leitet
über zum zweiten Aufmarsch im Eisenbahnkrieg
. Nachdem die „Schlacht" um die „große
Lösung" endgültig verloren war, setzte noch
während des Baues der Schwarzwaldbahn die
„Bataille" um die letzte noch verbliebene Chance
ein, Anschluß an die Welt der Eisenbahnen
und somit an die neue Zeit zu finden: Die
Sekundärbahn Schramberg - Schiltach.
Es war ein mühsames, zähes Ringen, ein jahrelanges
Hin und Her, und 1885 immer noch
nichts entschieden. Aus den Jahresberichten
der Handels- und Gewerbekammer in Rottweil
ist zu entnehmen:
1871: „Der hervorragend industrielle Platz
Schramberg klagt wiederholt über den
Mangel jeder Bahnverbindung . . ."
1873: „Eine stehende Rubrik bilden - und leider
mit Recht - die Schramberger Eisen-
bahndesiderien (Wünsche, Forderungen
-Verf.)"
1874: „In Betreff des in seiner Abgeschlossenheit
vom allgemeinen Verkehr sehr geschädigten
industriellen Schramberg erlaubt
sich die Kammer, ihren früheren
Wunsch auf baldige Inangriffnahme der
Anschlußbahn zu wiederholen."
1875: „Von Schramberg kommt die alte Eisenbahnklage
. . . Jetzt schon werden jährlich
72 000 Ctr. Steinkohle konsumiert."
1876: „Schramberg hat seine alte Klage . . ."
1878: „ . . . umsomehr bedauern die Gewerbetreibenden
Schrambergs, daß dasselbe
der einzige Industrieplatz von ähnlicher
Bedeutung im ganzen Land sei, . . ."
1879: „Die Genehmigung des Baues der Bahnstrecke
Freudenstadt — Schiltach weckt
in uns die Hoffnung, daß unser langjähriger
Wunsch, Schramberg, die gewerbereichste
Stadt des Kammerbezirks . . ."
1880, 1881, 1882: „.. . dieser dringende Notschrei
von Schramberg . . ."
Erster greifbarer Erfolg für Schramberg, aber
auch der Hoffnungsschimmer für das folgende
Jahrzehnt war der am 28. Mai 1874 ratifizierte
Staatsvertrag zwischen dem Königreich Württemberg
und dem Großherzogtum Baden über
den Bau von Anschlußbahnlinien, u. a. auch der
Linie Schiltach - Alpirsbach - Freudenstadt.
Dort heißt es in Art. 28:
„Wenn innerhalb der nächsten 10 Jahre nach
Ratifikation des Vertrages (Stichtag war der
22. Mai 1885) eine der Kontrahierenden Regierungen
die Anlage einer Zweigbahn von
Schramberg nach Schiltach zum Anschluß an
die dortigen Bahnen in Anregung bringt, oder
ein Privatunternehmer um Bau oder Betrieb
dieser Zweigbahn sich bewirbt, so werden die
beiden Regierungen dieserhalb in Verhandlungen
treten."
Auch der Weg der Petition an die Ständeversammlung
wurde beschritten, so 1877 und
1881. Die Königliche Regierung sollte ersucht
werden, mit der Großherzoglich Badischen gemäß
Art. 28 Verhandlungen aufzunehmen.
Gesetzentwürfe der Finanzperioden 1879/81
und 1881/83 bewirkten sogar schon eine Vorplanung
. So wurde die Lage des Bahnhofs Schiltach
schon im Hinblick auf eine günstige Einmündung
von Schramberg her festgeschrieben.
Zwei bedeutsame Fragen blieben auch nach den
Gesetzesvorlagen noch offen:
1. Wer baut - Staat oder eine private Gesellschaft
? 2. Wie wird gebaut - Normalspur oder
Schmalspur? Man gab allerdings der Hoffnung
Ausdruck, die Bahn gleichzeitig mit der Strecke
Schiltach - Freudenstadt während der Finanzperioden
1883/85 in Angriff nehmen zu können.
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