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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_02/0067
Hauptgeschäftszeit vorbei war, reiste ich am 6.
Mai 1856 per Post nach Offenburg, per Bahn
über Basel nach Biel, Nidau und von da per
Schiff über Neuchätel nach Yverdon und von
hier per Bahn nach Morges und von da per
Schiff nach Nyon. Von Nyon ging es zu Fuß nach
dem etwa 4 km entfernten Crans, wo ich am 8.
Mai abends 6 Uhr ankam und mich bei Herrn
Jaccard einquartierte. Diese Reise kostete Fl.
25,50.

Crans ist ein kleines Dorf von einigen hundert
Seelen, zwischen Nyon und Coppet lieblich auf
einem mit Wein bepflanzten Hügel am Genfer
See gelegen, mit herrlicher Aussicht auf den
schönen Lac Leman, auf Savoyen, die Jungfrau
und den Montblanc, links Lausanne, rechts Ge-
neve.

Die Lehrerwohnung war angebaut an die kleine
protestantische Dorfkirche auf dem Gottesak-
ker. Ich bekam ein Zimmer parterre mit schöner
Aussicht auf den See und auf Genf, mit
besonderer Thüre vom Garten her.

Die Kost war gut, und der Preis von Frcs. 50,-
pro Monat für Wohnung, Kost und täglichen
Unterricht gewiß ein außerordentlich billiger.
Ich war selbständig, hatte prächtige Spaziergänge
in den Schloßgarten, nach Prangins, Nyon
Divonne, Coppet, und Schiffsgelegenheiten
nach Geneve (8. Juni u. 29. Sept.), Rolle (27.
Juli), Lausanne, Vevey, Beauregard en Savoie
(21. Juni) usw. Es gefiel mir hier ausgezeichnet
und weit besser wie in Bulle unter der Fuchtel
der Cousine Glaßon.

Bei gutem Wetter ging ich jeden Sonntag nach
Nyon in die kleine kath. Kirche, bei schlechtem
Wetter hörte ich die protestantische Predigt in
Crans an.

Bei Ausbruch der Revolution in Neuchätel
(2.9.1856) wurde Graf Pourtales, der in Crans
ein Schloß besitzt, am Arm verwundet und habe
denselben oft gesehen.

Ich badete fast täglich ein- bis zweimal im See
und wäre beinahe einmal ertrunken, weil ich
mich zu weit hineinwagte und meine Schwimmkräfte
kaum mehr zur Rückkehr ausreichten.
Dort am See lernte ich Rudern und Kahnfahren
und habe mit meinem Kollegen Ernst Grün aus
Buggingen i. Baden manche schöne Kahnpartie
gemacht, wobei wir einmal auf der Rückkehr
vom jenseitigen savoyischen Beauregard von
einem Gewitter überrascht wurden, wobei unser
kleiner Kahn durch den Wellenschlag fast
umgeworfen wurde (kenterte!).
Schützenfeste, Turnfeste und Märkte der Nachbarschaft
wurden gelegentlich auch besucht.
Der Unterricht war gut, und ich gab mir alle
Mühe, mein Ziel, gut französisch zu lernen, zu
erreichen. Nach einem Aufenthalt von 5 Monaten
verließ ich am 30. September die schöne
Gegend wieder und reiste über Vevey, Bulle -
wo ich bei meinen Verwandten noch 8 Tage
blieb - Fribourg, Basel, Offenburg zurück und
kam am 10. October 1856 mit einem Reisekostenaufwand
von Fl. 25,34 in Schramberg an.
Mit der Hin- und Herreise, dem Unterhalt, Bücher
, Schreibmaterialien und Taschengeld, gebrauchte
ich bloß Fl. 165,-.

1857. Ich trat wieder in das Geschäft ein und
kam im Frühjahr 1857 zur Rekrutierung. Das
Oberamt Oberndorf mit seinen 28 Schultheißenämtern
stellte 222 Rekruten, wovon 62 Soldaten
gezogen werden mußten. Am 2. März bei
schöner Witterung war in Oberndorf die Loos-
ziehung, wobei ich die Nummer 23 zog; die
Aushebung war ebenfalls in Oberndorf am 9.
März bei großem Schneegestöber, und wurde
ich, 5 Fuß, 7 Zoll und 9 Linien =166 cm groß,
meiner vorderen nicht aufeinanderpassenden
Schneidezähne wegen, die sich nicht zum Patro-
nendurchbeißen eigneten, als „bedingt untüchtig
" erklärt und freigelassen, was mich sehr freute
. Meine Tante Nenne hatte sich schon vorher
bereiterklärt, mich für Fl. 400,- vom Militär
loszukaufen, wenn ich Soldat würde, und stiftete
sie nun für meine Mitkollegen ein großes Faß
Bier im „Engel".

Von Schramberg waren es folgende 24 Rekruten
, von welchen 5 Soldaten wurden:

Joseph Flaig, Nr. 179, Soldat
Fridolin Faist, Nr. 195, Soldat
Const. Bauknecht, Nr. 6, frei
Mathias Fuß, Nr. 180, frei
Jos. Schmieder, Nr. 50, frei
Joh. Bapt. HÜs, Nr. 77, frei
Engelbert Rauch, Nr. 87, frei
Mathias Zanger, fehlte!
Frid. Kaltenbacher, Nr. 167, Soldat
Joh. Nep. Langenbacher, Nr. 66, frei
Const. Schübel, Nr. 23, frei
Raimund Günther, Nr. 18, frei
Robert Schilling, Nr. 22, frei
Ferd. Brunnenkant, Nr. 109, frei

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