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Anno 1744 haben obgedachter Herr Graf Joseph
Ferdinand erstbesagte Stiftung mittelst 500 fl
auf 3 Personen mit 4 Malter 7 Simri augmen-
tiert.
Anno 1756 preiswürdige Regierung und Kammer
ex Mediis Fabricae auf einen das Filial
Laggendorf von Mariazell excursierenden Subsi-
diarium gestiftet 2100 fl.
Anno 1764 sind von mehr belobter Fräule Grafin
von Wolkenstein die Molzer-Recipicaten mit
2 Personen verstärkt 3 Malter 2 Simri addiert,
und diesertwegen an Hauptgut 350 fl eingeworfen
worden, daß also nunmehr jährlich 48 Malter
6 Simri unter die Hausarmen ausgespendet
werden müssen.
Anno 1767 Hochgedachter Herr Graf Joseph
Ferdinand der Pfarrey Aichhalden 30 fl addiert,
und mehrere legata verschafft mittelst 1623 fl
20 x. Ferners auf Provision der Armen, die die
jura Stolae zu bezahlen nicht vermögen, 1200 fl.
Weiters sind der Kapelle regiae intuitu fundierter
Jahrtägen zugeflossen, als der Pfarrkirche in
Mariazell wegen 26 Jahrtägen mit 32 Messen
790 fl.
Dem Filial Hugswald wegen Jährlichen 12 Messen
von Herrn Grafen Jos. Ferdinand von Bissingen
gestiftet 214 fl.
Der Pfarrey Lauterbach wegen 10 Jahrtägen mit
15 Messen mit 390 fl. Dem Filial Falkenstein
wegen abzuhaltenden 2 Festen 80 fl. Der Pfarrkirche
Schramberg wegen 59 Jahrtägen mit 152
Messen 8817 fl 20 x.
Der Pfarrkirche Sulgen wegen 17 Jahrtägen mit
24 Messen 590 fl. Der Pfarrkirche zu Aichhalden
wegen 23 Jahrtägen mit ebensoviel Messen 480
fl.
Wie in der Fassion specifice ersichtlich eine
Stiftung per 29 524 fl 40 x überkommen nebst
erhaußten 13898 fl 26 x und wie um solches
erwähntem Kapital zu meinen Händen richtig
erlegt, als ist selbes auf verschiedene Gemeinden
Unterthanen in und außer der Herrschaft
Schramberg mit Verpfändung alligem Vermögens
sichergestellt worden, solchem nach gelobe
und verspreche ich im Namen der Königlichen
Capelle, daß ich obgedachte Stiftungen
nach dem Willen der Stifter zu ewigen Zeiten
erfüllen, auch das hiezu gewidmete Stifts-Kapital
sicher erhalten wolle.
Zu mehrerer Bekräftigung dessen sind 3 Exem-
plariae ausgefertiget, hievon eines der Hochlöblichen
Stiftungs-Commission, das andere dem
Hochfürstlichen Konstanzischen Consistorio
extradiert, das 3te endlich meinem Stifts-Archiv
zu beständigem Gedächtniß dieser Stiftung hinterlegt
worden."
Dieser Stiftungsbrief gibt also den Bestand im
Jahre 1769 an. Die beiden genannten Herren
von Ramstein und Falkenstein, Erhard und
Egenolf, waren übrigens Brüder und stammten
beide aus der Linie Ramstein. Erhard wird genannt
von 1368 bis 1421, Egenolf ab 1368 (1423
ist er bereits gestorben). Die Gräfin Claudia von
Wolkenstein war Nonne in dem Reichsfrauenkloster
Rottenmünster. Ihre Mutter Kunigunde
Felicitas war eine Tochter des ersten Freiherrn
von Bissingen in Schramberg, Johann Friedrich.
Damit war sie eine Cousine des ebenfalls genannten
Grafen (ab 1746) Joseph Ferdinand
(1690/1763). Die Wolkenstein-Trostburg sind
ein heute noch lebendes Südtiroler Adelsgeschlecht
(Burg am Eingang des Grödnertals!),
aus dem auch der berühmte Dichter und Abenteurer
Oswald von Wolkenstein (1377-1445)
stammt. Der 1580 genannte Graf Wilhelm von
Zimmern war erst ab 1583 Inhaber des österreichischen
Lehens Schramberg. Er starb 1594.
Sein prachtvolles Grabmal kann in der Pfarrkirche
Meßkirch bewundert werden. Er war der
letzte Graf von Zimmern.
An der Zurückdatierung der Stiftungsgründung
dürfte wohl wahr sein, daß die Doppelpfarrei
Falkenstein-Lauterbach, und dann sicher lange
vor 1390, von den Herren von Falkenstein dotiert
worden ist, und in diesem Fall Rochus
Merz als Rechtsnachfolger der Herren von Falkenstein
-Ramstein Hoheitsrechte über diese
Stiftung hatte. Dies ist umsomehr zu vermuten,
als in Urkunden und späteren Aufschrieben nirgendwo
Schwierigkeiten genannt werden im
Zusammenhang mit der Aufnahme Falkenstein-
Lauterbach in die Stiftung, wohl aber bei den
anderen beiden damaligen Pfarreien, Sulgen
und Mariazell.
Daß Rochus Merz keine einwandfreien Mittel
bei der Zusammenfassung der Stiftung anwandte
, ja daß er sogar gewaltsam dieses Ziel verfolgte
, ist ganz deutlich aus dem Eintrag in den
württembergischen Lagerbüchern des Amts
Hornberg von 1591, 1668 usw. zu entnehmen.
Hatten die Schrambergischen Untertanen in Sulgen
auch seinem Willen folgen müssen, so
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