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liehen, obwohl ich bei der Durchforschung dieser
Rechnungen einige Einnahmeposten vermißte
, die m. E. dort hätten aufgeführt werden
müssen. So fehlen in allen Heften die Bodenzinsen
des dem hl. Erhard gehörenden Flaigbauern-
hofs Im Hugswald, wie auch die Waidzinsen für
die dortige Allmend. Diese und andere Bodenzinsen
sind in einer von 1642 bruchstückweise
erhaltenen Rechnung wohl in dem Gesamtbetrag
von über 12 fl Bodenzinsen enthalten
, denn später werden zu diesem Punkt nur
noch rund 33 Kreuzer eingenommen. Den
Hauptanteil an diesem Betrag mit 23 x zahlten
die württembergischen Bauern auf dem Sulger-
berg (damals Georg Rechberger und ab 1732
Simon Wößner) für eine Stiftung am St. Nicolai-
Altar der Schramberger Pfarrkirche, die eine
Nikolauskirche war (Nikolaus war der „Wasserheilige
" des Mittelalters. Nach der Heiligsprechung
des Johannes Nepomuk 1729 übernahm
dieser die Aufgabe, Beschützer in Wassersnöten
zu sein. In Schramberg wurde sein Fest am 16.
Mai als Hochfest mit Prozession unter Mitwirkung
der Schützengesellschaft gefeiert!). Nur
einen Kreuzer gab jährlich der Hinterbauer im
Lehengericht an den St. Nicolas-Altar, der zweifellos
der Hochaltar der Kirche war. Auch dieser
Bauer (1732 Michael Wolber, ab 1756 Christian
Brüstle „beim Herrenweg wohnhaft") war Inhaber
eines württembergischen Lehens, genannt
das Vogellehen, dessen Urhof wohl auf der Höhe
stand. Der Kirche gehörte auch das Mesnerhäus-
le im Falkenstein, für das der Mesner (1732
Hans Georg Storz, 1736 Johannes Mantel) 6
Kreuzer jährlich zinste; dazu kam eine große
Wiese („Matte") im oberen Tal, die im 18. Jahrhundert
zwei Landwirte nutzten (1732 Balthasar
Zanger und Bartie Flaig, später statt Flaig der
Wagner Andreas Ganter).
Nach den „Besetzten Bodenzinsen" folgen die
„Widumb- und Mattenzinsen". In einer Gant um
1580 war der Kirche das „Schwaiger'sche Hofgut
" (später Hans-Dolden-Höfle und Kronen-
wirtshöfle genannt) zugefallen. Es erstreckte
sich von unterhalb der Kirche bis zum Höflebach
und wird im Urbar als erster Schramberger
Hof genannt. Der Hof war um und nach 1732 in
fünf Teilen vergeben, nämlich an Hans Dold
(zuvor sein Vater Thomas Dold, die Vorfahren
des ehemaligen Rabenwirts Ferdinand Dold),
dann an den Kalkbauern Joseph Flaig (ab 1742
sein Sohn Johannes), Hans Seggingers Wittib,
dann Hans Miller (zuvor Hans Rapp) und Josef
Miller im Lauterbach. Sie zinsten zusammen
jährlich 15 fl. Um 300 fl hatte die Kirche den
Hof erworben, und daraus errechnete sich der
fünlprozentige Bestandszins. - Auf dem Widumb
in Lackendorf saßen zwei Widumbmayer,
die jährlich an die Stiftung 30 X 4 H zahlen
mußten. Von der Heiligenwies zu Aichhalden,
das Moos genannt (im Erdlinsbach), gingen
jährlich von mehreren Pächtern 12 fl ein. Anno
1742 wurde auf dieser Wiese ein Augenschein
genommen, worauf die Pacht auf 18 fl gesteigert
wurde. Hier erscheint auch das Mesnerlehen im
Falkenstein, das 10 fl einbrachte. Weiter wurden
Garten und Felder beim Amts- oder Kaplanei-
haus (heute „Posamenter-Schinle") sowie kleinere
Grundstücke verpachtet. Zu dem Kaplanei-
haus steht 1756 folgender Eintrag: „Der
Rechnungsgeber (= Heiligenkastenvogt!) hat
sieben Jahr lang vom Gärtie, das früher der
Oberamtmann und ab jetzt der Kaplan bewirtschaftet
, 16 X gegeben. Dieser Garten liegt
zwischen diesem Haus und dem Flozbach, unten
am Kirchhof, oben am Kaplaneischeuerle. In
der Länge mißt der Garten 36 Schritt, in der
Breite 10. Er wurde vor 20 Jahren (1736) erkauft
. Da es sich nicht ziemt, daß man an sich
selber zahlt, wird nun kein Gartenzins mehr
eingezogen!"
Die im Stiftungsbrief genannten Stiftungen wurden
, um aus den Zinsen die Molzernfrüchte
(Mehlabgaben der Mühlekunden an die Bannmühle
) für die Ortsarmen kaufen zu können, an
Angehörige der Herrschaft Schramberg ausgeliehen
. Um 1740 hatte die Stiftung so rund
18000 Gulden ausstehen, für die 900 fl Zinsen
eingingen. In den Rechnungsheften stehen
nicht nur die Namen aller Schuldner, sondern
auch die verschiedenen Zinstermine: Neujahr,
Sebastian (20. Januar), Pauli Bekehrung (25.
Januar), 1. Februar, Mariä Lichtmeß (2. Februar
), Ostern, Pfingsten, Georgi (23. April), Johan-
ni (24. Juni), Ulrich (4. Juli), Jacobi (25. Juli),
Laurentius (10. August), Bartholomäi (24.
August), Mariä Geburt (8. September), Galli
(16. Oktober), 25. Oktober, Simon und Judä
(28. Oktober), Martini (11. November), Andreas
(30. November), 1. Dezember und Weihnachten
. Gelegentlich steht bei den Schuldkapitalien
auch, woher es rührt (z. B. „von Freifräu-
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