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lein Kunigunde legiert"). Insgesamt waren es
etwa 360 Kapitalien, die verliehen wurden.
Bezahlte jemand sein Schuldkapital zurück, so
wurde dieses sofort wieder an einen anderen
Bürger verliehen. Gewöhnlich steht dann in den
Heften auch der Name des vorhergehenden
Schuldners.
Der „Kleinzehnte von den Feldfrüchten" (Rüben
, Gartenfrüchte, Flachs und Hanf) wurde
schon früh in feststehenden Geldbeträgen, also
nicht in Natura, eingezogen. Dieser Zehnte war
also nicht mehr vom wechselnden Ernteertrag
abhängig. Dabei gingen ein: vom Schramberger
Tal 8 fl 27 X 1 H, vom Amt Lauterbach und
Sulzbach 6 fl 58 X 3 H, von der Gemeinde
Lackendorf 4 fl, von den württembergischen
Höfen im Trömbach, Tierungsreute und im mittleren
Eichbach 3 fl 49 X, von den 19 Gärten am
Schloßberg 38 X, von den württembergischen
Bauern zum Hof (Sulgau) 1 fl 3 X und von
Hinteraichhalden 2 fl 18 X. Die beiden letzten
Posten waren unbesetzt, d.h. sie wechselten
nach dem tatsächlichen Ertrag. Der Kleinzehnt
von Mariazell und Weiler ging um diese Zeit
direkt an den Pfarrer von Mariazell. Die anderen
Orte, wie etwa das heutige Hardt und das
Schrambergische Sulgen mit Lienberg, zahlten
keinen Kleinzehnten, Vorderaichhalden führte
ihn an den Grafen ab.
Die Höhe der abgelösten Kapitalien lag zwischen
135 fl und 2000 fl. So löste 1741 die
gräfliche Herrschaft 2000 fl ab, die von der
Stiftung sofort an mehrere „Censiten und Untertanen
" weiterverliehen wurden, wie auch die
1500 fl, die Graf Josef Cajetan 1747 zurückgegeben
hatte.
Interessant ist das Kapitel „An Opfer und Gottes
Namen " Hier sind die Erträge aus den Opferkästen
im Falkenstein, Hugswald und beim Markusfest
in Mariazell eingetragen. Die Mesner
lieferten dazu auch gelegentlich Hanftverg und
Hanfsamen sowie Flachs.
Der Schramberger Pfarrer hatte für angeliefertes
Kerzenwachs zu zahlen. 1736 wird das Wachs
bei den drei Exequien (Opfermessen) für den
verstorbenen Freiherrn Anton Leopold von Bissingen
genannt: Damals wurden l1/» Pfund
verbraucht.
In Mariazell wurde der „Humprechts- oder
Hubertischlüssel" ausgeliehen, der beim Auflegen
auf Haustiere vor der Tollwut schützen
sollte. Dieser Schlüssel mußte 1808 vom Pfarramt
an das württembergische Oberamt ausgeliefert
werden, wohl wegen dem vermuteten
abergläubischen Gebrauch. Der Pfarrer hatte
die Gebühren für den Schlüssel einzuziehen
und an die Stiftung abzuliefern. 1757 gingen
dabei 1 fl 36 X ein.
Ein Haupteinnahmeposten ergab sich beim
Verkauf der Feldfrüchte, die beim Zehnten einkamen
und im Kornhaus gelagert wurden. Dieser
„Heiligenkasten" stand als hohes Fachwerkgebäude
auf dem Boden der heutigen Pfarrkirche
St. Maria und wurde vor dem Bau dieser
Kirche 1838 abgebrochen, zusammen mit dem
Pfarrhaus, das zwischen Fruchtkasten und alter
Kirche stand. Beim Veesen oder Dinkel, der
Hauptbrotfrucht in den Höhengemeinden, lag
der Ertrag bei 566 bis 960 fl für 102 bis 135
Malter. Im Mai 1755 vermerkt der Rechner: „Da
dieser Kernen nit anbringen können und dieser
allgemach schimmlen wollen, hab ich diesen
abgerben lassen müssen, folglich an Molzern
2 Sester 1 Imi Schaden erlitten." - Der Roggenverkauf
(Roggen war die Hauptbrotfrucht in
den Talgemeinden) lag zwischen 17 und 54
Malter und brachte bis 270 Gulden ein. In der
Herrschaft war Hafer die Hauptfrucht. Sie wurde
nicht wie heute zur Pferdefütterung verwendet
, sondern für den menschlichen Genuß zubereitet
(Habermus, Haferflocken usw.). Bei 145
bis 250 Maltern gingen in der Stiftungskasse 680
bis 1112 fl ein. An Gerste wurden 10 bis 32
Malter für 78 bis 150 fl verkauft. Außer diesen
Getreidearten werden noch in eigenen Rubriken
genannt: Leichter Veesen, leichter Haber,
„Tennenrecheten" (zusammengerechtes Getreide
), leichter Roggen, leichte Gerste, Erbsen,
Bohnen, Linsen, Wicken und Mischelwicken.
Auch Stroh wurde in einigen Jahren verkauft. So
steht z.B. 1755 folgende Bemerkung: „Das auf
die 6170 Garben oder von 51 Fuder 50 Garben
(1 Fuder hatte 120 Garben) eroberte Stroh ist
gleich anderen Jahren nach alter Observanz als
ein annexum feudale von meines gnädigen
Herrn Grafen Excellenz bezogen worden," d. h.
also, daß der Heiligenkastenvogt dieses Stroh als
Besoldungsbeitrag erhielt. Aber schon 1757
heißt es dann: „Weil heuer der Zehnten zu
Lackendorf, Marienzell und Weyler im Veld
verliehen worden, also ist kein Stroh erobert
worden, mithin weder vom Grafen noch von
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