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der Heiligenfabrique bezogen worden." Damit
ging auch der Heiligenkastenvogt leer aus.
Bemerkenswert ist das Kapitel „Geld aus Klei-
nath, Abgabelt und Helmen erlöst." Dazu gehörte
Kornstroh und Haberstroh, jeweils in Fuder
gemessen, sowie „Kleinath" in „Wannen per
Pausch" gemessen. Die Wanne war ein aus Weidengerten
gefertigter flacher Korb zum Spreuausschütteln
, hat also mit der heutigen Blechwanne
nichts zu tun. In Sulgen wohnten bekanntlich
die „Kratten- und Wannenmacher".
Ein erhebliches Einnahmekapital stellt der Holzerlös
dar mit seinen unterschiedlichen Jahresergebnissen
. Waldmeister war um 1732 Philipp
Günter, 1736/43 Josef Flaig und danach Jakob
Pfaff. Das verkaufte Holz stammte zumeist aus
den Heiligenwäldern der Stiftung (Hardt, Lauterbach
und Falkenstein). Ab 1747 werden dabei
auch die alten und wieder aufgeflammten
Streitigkeiten mit den Burgberger Bauern erwähnt
, die Rechte auf Brenn- und Bauholz im
Hugswälder Heiligenwald beanspruchten. Im
sogenannten „Rottenburger Conferenzvergleich
1750" wurden diese Rechte auf jährlich 50 Klafter
Brennholz sowie das nötige Bauholz verglichen
; die Burgberger waren dann aber mit der
Höhe des Aufbereitungslohns nicht einverstanden
und griffen zur Selbsthilfe. 1747 wird bemerkt
: „Weil der uralte Heiligenwald dato von
den Burgberger Bauern spoliert (= geplündert)
und wider aller Menschen Vermuten angefallen
worden und dies zu einer Weitläufigkeit zu
kommen den wirklichen Anschein hat, so wurden
zwar von ihnen aus dem Heiligenwald 48
Klafter ungefähr an Brennholz aufgemacht und
nach Hause geführt, bis heute aber, ohngeachtet
man die Bezahlung dieser Klafter durch den
herrschaftlichen Jäger Hans Michel Breitenthaler
nachdrücklich verlangt, kein Heller
entrichtet." Noch 1751 schuldeten diese Bauern
für das 1748/49 entwendete Holz 192 Gulden,
für 1750/51 weitere 16 fl.
Der Waldmeister Jakob Pfaff, ab 1754 Josef
Kunz, war verantwortlich für die Waldungen im
Falkenstein und Lauterbach (Trömbach). Die
Burgberger mußten übrigens für das nach Württemberg
(dazu gehörte damals Burgberg)
gebrachte Holz zusätzlich Zoll bezahlen, und
die Waldmeister lieferten auch eine Anblasegebühr
von den Waldbesitzern ab, die Holz
verkohlten. Aus dem Hardter Heiligenwald entrichteten
auch die sogenannten Feldbeständer,
die an diesem Wald drei Häuser gebaut hatten,
jährlich Holzgelder.
Das letzte Geldeinnahmekapital war das
abwechslungsreichste und nannte sich „Ins Gemein
", also verschiedenen Inhalts. Im Schram-
berger Spittel war von fünf Häusern ein Hauszins
zu zahlen, je 1 fl 30 X. Dann werden die
Bestandsgelder aus den drei bereits genannten
Häusern am Heiligenwald (Neue Welt, Blumen-
und Hafnerhäusle) aufgeführt, dazu gehörte
auch ein Burgberger als Pächter. Der Mariazeller
Forstknecht bewirtschaftete dort die „Mönchswiese
", heute längst aufgeforstet, aber als Parzellenname
erhalten. Der Hugswälder Flaigbauer
zahlte den Waidgang auf der Nordseite dieses
Waldes, die sogenannte „Wunne", weshalb der
Wald „Wunneberg" genannt wurde: Daraus entstand
das heutige „Nonnenberg".
1738 wurden bei dem „Director der Wallfahrt
zu Tryberg" und der dortigen Stadtpfarrkirche
für den Bau der neuen Kirche in Aichhalden
1000 Gulden entlehnt. - In diesem Kapitel werden
auch eine Anzahl von gestifteten Jahrtagen
genannt, der bemerkenswerteste am 24. April
1738 für das Fräulein Maria Claudia Gräfin von
Wolkenstein-Trostburg, Nonne in Rottenmünster
. Aus den Zinsen der 130 fl erhielt der Pfarrer
1 fl 12 X und der Mesner 12 X jährlich, dazu
5 fl zum Austeilen von Almosen an die Ortsarmen
. Im gleichen Jahr stiftete der „Raitgeber"
(also Kastenvogt) und Oberamtmann Johann
Christoph von Salb für sich und seine Familie
einen ewigen Jahrtag mit zwei Messen und
einer Vigil. Davon gingen 2 fl an die Ortsarmen.
Claudia von Wolkenstein stiftete erneut 1742 50
fl mit der Bedingung, daß davon 2 fl jährlich an
die Ortsarmen ausgeteilt werden, dann gab sie
der Heiligenfabrik 800 fl. Aus den Zinsen sollten
dreizehnmal im Jahr den „freien ortsarmen Leuten
" (nicht wie die vorigen Beträge den Leibeigenen
!) je ein Sester Mühlemolzer als Almosen
gereicht werden. Sollten keine fünf „Freien"
gefunden werden, so sollte der Rest den leibeigenen
Armen ausgeteilt werden. Der resignierte
Pfarrer Gabriel Miller von Altoberndorf stiftete
30 fl für einen Jahrtag für sich in der Lauterbacher
Kirche (1742) und Hans Moosmann -
seine Frau gehörte zu der durch die Barockmaler
Maulbertsch berühmten Sippe - 1738 30 fl
für einen Jahrtag für seinen in Wien verstorbe-
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