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Das Stroh hatte bis 1755 die Herrschaft
bezogen, danach wurde es 1756 für die Stiftung
um 110 fl verkauft, und 1759 wurde es den
Bauern überlassen. -
Wie und wofür wurden nun diese Einnahmen in
Geld und Früchten wieder ausgegeben? Die
Ausgaben beginnen mit der Rubrik „Auf Vogtrecht
". Die Herrschaft hatte dieses Recht bei der
Pfarrkirche Mariazell und bekam für „Schutz
und Schirm" jährlich von der Stiftung 2 fl 4 X.
Bei der Pfarrkirche Sulgen hatte das Vogtrecht
die Martinskirche von Dunningen, zu der sie bis
1435 gehörte. Dafür wurden nach Dunningen
1 fl 16 X bezahlt. Neu war ab 1740 das Vogtrecht
für die neuerbaute Kirche in Aichhalden.
Da der Pfarrhof auf der Allmend vergrößert und
dort auch die Kirche erbaut worden war, bekam
die Herrschaft (v. Bissingen) nach einem Reskript
vom 24. März 1739 das Vogtrecht mit
einem Grundzins von 1 fl 30 X jährlich. Auch
bei der neuerbauten Lauterbacher Kirche galt
nach einem Reskript vom 11. März 1741 ein
Grundzins von 30 X an die Herrschaft, weil zur
Vergrößerung des Kirchhofs von der Allmend
ein Stück Feld abgetreten worden war.
Der wichtigste Ausgabeposten der Stiftung
waren die Besoldungen, zunächst an die Pfarrherrn
von Schramberg (250 fl), Sulgen (150 fl),
Lauterbach (164 fl), Mariazell (150 fl). Durch
die Einnahmen aus dem Pfarrhof war letztere
aber die bestdotierte Stelle. Ab 1740 erhielt
auch der Pfarrer von Aichhalden 150 fl. Der
Heiligenkastenvogteiverwalter bekam 50 fl,
dazu für einen Schreiber weitere 50 fl. Die
Mesner bekamen in Schramberg 10 fl, Sulgen 5
fl, Mariazell 9 fl 30 X und Lauterbach 3 fl 20 X.
Auch die Mesner der Kapellen von Falkenstein
und Hugswald wurden entlohnt. 1751 wird erstmals
ein Kaplan in Schramberg, der die Frühmesse
zu lesen hatte, genannt. Erstmals erscheint
nun auch der Schulmeister mit 4 fl und
seine Chorknaben mit 8 fl. Der Kirchenvogt
erhält für die „Beobachtung der Jugend in der
Kirchen" 2 fl und der Uhrenmacher Georg
Friedrich Adrion von Alpirsbach (1754) für die
Wartung sämtlicher Uhren 8 fl. Dieser Uhrmacher
wurde aber, weil er sich „akkordwidrig"
verhalten hatte, entlassen (1754). Dafür wurde
der Schramberger Schlosser Nikiaus Heinzler
bestellt. 1755 erhielt der Schulmeister zu seinem
kleinen Chor („Choralisten") noch zwei
Geiger (4 fl 30 X ) und 1756 noch zwei „Mariä-
trompetisten" und einen Pauker. Bis 1756
waren die Besoldungen auf 1061 fl 48 X angestiegen
. Meist werden auch die Namen der Besoldeten
genannt, so daß der Wechsel sich
leicht verfolgen läßt.
„Umb Wax, Öl und Hostien" überschreibt sich
das nächste Kapitel. Nicht nur bei einheimischen
Krämern und Händlern wurden diese
Dinge für den Gottesdienst besorgt, sondern
laufend auch von Johann Martin Vayhinger aus
Sulz (also wurden auch evangelische Kaufleute
berücksichtigt!), Michel Saxenmayer von Ellwangen
, Georg Rechberger von Vöhrenbach,
Josef Göbel von Rottweil, Michael Stab von
Schwäbisch Gmünd und vielen anderen. Jährlich
wurden diese Ausgaben höher, so daß man
sich 1757 so entschuldigen mußte: „Der starke
Wachskonsum wurde durch die vielfältigen Bet-
täge und tägliche Exposition Sacratissimi (Aussetzung
des Allerheiligsten) verursacht". Von
154 fl war dieser Posten nämlich auf 438 fl
angestiegen. 1759 wurden die Tauflkerzen
vergrößert, der Aufwand also höher!
Außer den Kirchen mußten eine Reihe von
Gebäuden von der Stiftung unterhalten werden,
so die Pfarrhöfe, die meist noch wirkliche
„Höfe" waren, die Mesnerhäuser, das Kaplanei-
haus in Schramberg und die Zehnt- und Fruchtscheuern
. Meist wurden die Pfarreien getrennt
abgerechnet.
Interessant ist bei Schramberg dies: 1736 malt
ein Villinger Maler ein Fastentuch um Hfl. Ein
Sturm zerstörte 1740 die Dächer, und 1741 wurde
ein neuer Kirchensteg gebaut (er führte
direkt bei der Buchhandlung Klaußner über den
Bach!). Der Bau einer Orgel kostete 1743 ohne
Zusatzarbeiten 425 fl. Die Orgel wurde von
Rottenburg hergeschafft, dann von Orgelmacher
Speigel aufgestellt und vom Maler Franz
Josef Lampp in Rottweil um 180 fl „vergoldet
und ausstaffiert". — Immer wieder gab es
Gebäudereparaturen durch Gewitter, Stürme
oder durch „große Gewässer". 1756 erhielten
Johannes Bäuerle und Consorten Hfl, weil sie
„den Spalt an der zersprungenen Glocke ausgefault
, auch selbe gewendet haben, obwohl es
wenig gefruchtet." Die Gesamtreparaturkosten
lagen unterschiedlich zwischen 33 und 557
Gulden. Da die Namen der Handwerker stets
genannt werden, bekommt man einen guten
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