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hatte in Berlin und Tübingen Jura studiert und
promoviert. Nach einer kurzzeitigen Verwendung
als Referendar am Amtsgericht Stuttgart
wechselte er in die Privatwirtschaft und war
hier an verschiedenen Stellen in leitender Funktion
tätig. Nach der Machtergreifung wurde er,
ein verdienter Parteigenosse, als Staatskommissar
an die Spitze der Stadtverwaltung nach
Bürgermeister Dr. Fritz Klingler -
Stadtvorstand 1933-1936
Schwaigern berufen. Im Jahre 1927 hatte sich
Dr. Klingler mit der Fabrikantentochter Meta
Kirsch aus Heilbronn vermählt. Der Ehe waren
drei Kinder entsprossen. Die Familie Klingler
nahm hier Wohnung im Lindenhof an der Weihergasse
.
Schon in seiner Antrittsrede am 7. Juni 1933
machte der neue Stadtvorstand dem Gemeinderat
deutlich, daß mit ihm an die Stelle des
bisherigen konservativ-liberalen, parteilosen
OB Ritter ein überzeugter und kämpferischer
Parteigänger getreten sei, dem parteipolitisches
Denken und Handeln oberstes Gebot bedeute.
Die bei seinem Dienstantritt mit zehn Ratsherren
stärkste Fraktion, das Zentrum, sah nach
diesem Wechsel skeptisch in die Zukunft, bot
aber ihre Zusammenarbeit an (Sitzverteilung:
Zentrum 10, NSDAP 7, DDP 1). Als sich im Juli
die Zentrumspartei selbst auflöste, wurde die
Fraktion „heimatlos", blieb aber, von Dr. Klingler
dazu ermuntert, als selbständige Gruppe vorerst
noch zusammen. Als sie jedoch feststellen mußte
, daß ihr eine entscheidende Einflußnahme auf
die Gemeindepolitik immer unmöglicher gemacht
wurde, gaben diese Gemeinderäte im
Verlaufe des Jahres 1933 und Anfang 1934 ihr
Mandat ab. Sie wurden durch Nationalsozialisten
ersetzt, so daß Dr. Klingler bei seiner offiziellen
Amtseinsetzung am 20. Januar 1934 dem
Innenminister einen hundertprozentigen NS-
Gemeinderat vorstellen konnte.
Schwerpunkt der Arbeit des neuen Stadtvorstandes
war die Arbeitsbeschaffung und der
damit verbundene Abbau der den Gemeindehaushalt
stark belastenden Sozialausgaben. Mit
Nachdruck wurden die von OB Ritter bereits
begonnenen Notstandsarbeiten fertiggestellt:
Verlegung des Freischwimmbades und des
Licht- und Luftbades „in den Falkenstein" und
die Erweiterung des Friedhofes. Am 17. Juni
1934 konnte Bürgermeister Dr. Klingler in Anwesenheit
von über 2500 Gästen, darunter auch
Landessportführer Häußler und als Vertreter des
Innenministeriums Oberregierungsrat Reihling,
früher Landrat in Oberndorf, das neue Freibad
seiner Bestimmung übergeben.
Sein ganz besonderes Augenmerk aber wollte
der neue Stadtvorstand auf die Hebung des
Fremdenverkehrs richten. Bei diesem Bemühen
kam ihm das Angebot von Erhard Junghans in
Stuttgart, seinen Park mit Villa an die Stadt
verkaufen zu wollen, sehr entgegen. Um
100 000 Mark, ein äußerst günstiges Angebot,
wurde dieser Besitz für die Stadt erworben und
sofort für Zwecke des Fremdenverkehrs hergerichtet
. Am 26. Mai 1934 fand die offizielle
Öffnung des „Kurparkes" und der Räume im
Erdgeschoß der Villa statt. Im 1. Stock dagegen
wurde die Kreisleitung der NSDAP untergebracht
.
Im Interesse der Förderung und Intensivierung
des Fremdenverkehrs durch Zusammenfassung
aller daran interessierter Kreise und Institutionen
wurde auf Betreiben Dr. Klinglers der bishe-
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