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Eine der dringlichsten Aufgaben des neuen Bürgermeisters
war die Schaffung neuen Wohnraums
. Durch vermehrten Zuzug und vor allem
infolge der wachsenden Geburtenzahlen stieg
der Bedarf an Wohnraum in kurzer Zeit von 300
auf 800. (1932 waren es 168 Geburten, 1937
274 und 1939 311 Geburten.) Unter seinem
Vorgänger Dr. Klingler waren bereits die Voraussetzungen
für den Siedlungsbau in Sulgen geschaffen
worden, indem dem Gauheimstättenwerk
in Stuttgart dank der Unterstützung durch
die Stadt erschlossenes Baugelände in Sulgen
zur Verfügung gestellt werden konnte. Das
Richtfest des ersten Bauabschnitts mit 50 Wohneinheiten
an der Aichhaider Straße fand am 13.
August 1938 statt. Schon mit 1700 RM Eigenkapital
konnte man sich als Bewerber um ein
Siedlungshaus anmelden. In den ersten drei Jahren
waren monatlich 35 RM zu zahlen (Mietzins
, Verzinsung und Tilgung des Baudarlehens).
Nach drei Jahren wurde man Eigentümer und
zahlte nurmehr 28 RM an die Heimstätte. Ein
Siedlungshaus kam seinerzeit auf 8100 RM.
Schon im Jahre 1937 war mit dem Bau der
Schlangenbühlsiedlung begonnen worden, nun
wurden der Lazaretthof bebaut und die Voraussetzungen
für den 2. Bauabschnitt im Siedlungsbau
in Sulgen geschaffen.
Auf Anregung von Bürgermeister Dr. Arnold
wurde die Schramberger Wohnungsbau GmbH
gegründet, der zunächst nur die Stadt und die
Firma Junghans angehörten. Von ihr wurden in
den Jahren 1936-1938 63 neue Wohneinheiten
geschaffen. Durch Ankauf der SU (Schramberger
Uhrenfedernfabrik) war es möglich, auch dort
neun Wohnungen einzubauen und noch sieben
Kleinbetriebe unterzubringen.
Etwas umstritten war das Engagement Arnolds
in Sachen „Bären". Unter Stadtschultheiß Ritter
war seinerzeit der „Katholischen Vereinshaus
GmbH" zur Erstellung des Saalanbaues an den
„Bären" ein Zinszuschuß und eine Bürgschaft
unter gewissen Auflagen zugesichert worden.
Da letztere, vor allem die geforderten Tilgungsraten
von 5000 RM jährlich, nicht erfüllt wurden
, drängte Bürgermeister Arnold darauf, daß
das Haus versteigert wurde. Am 14. Juni 1940
ersteigerte die Stadt den „Bären" um 119000
RM, um dadurch ihre Zins- und Bürgschaftsverpflichtungen
loszuwerden. Schon zwei Jahre
später aber wurde der „Bären" wieder verkauft,
und zwar an Isidor Kläger, Wirt auf dem Cafe
„Rheingold", um 125 000 RM (113000 für das
Gebäude, 12 000 RM für Inventar). Das Cafe
„Rheingold" ging in den Besitz von Radio-Schumacher
über und wurde zu einem Laden umgebaut
.
In die Amtszeit von Bürgermeister Arnold fiel
die Übergabe der AOK (15. November 1938),
die Eröffnung der Krankenpflegeschule (7. Februar
1939), die Übernahme der Ruinen durch
die Stadt (Hohenschramberg und Schilteck vom
Grafen, Falkenstein von der Familie Junghans),
der Dachstuhlbrand im Schloß (6. Januar 1941)
und ein großes Hochwasser mit erheblichen
Schäden (17. Februar 1940).
An kommunalpolitischen Ereignissen ist noch
die Aufhebung des Oberamts Oberndorf und
seine Eingliederung in den Kreis Rottweil
(1938), ferner die Eingemeindung von Sulgen
nach Schramberg zu erwähnen (1. April 1939).
Bei dieser Eingemeindung übernahm die Stadt
die Schuldverpflichtung der Gemeinde Sulgen
in Höhe von 120 000 RM, die aus dem Bau der
Wasserversorgung herrührte, was für die Talstadtbewohner
eine Erhöhung, für die Sulgener
eine Senkung des Wasserpreises zur Folge hatte.
Andererseits aber konnte die Talstadt nun von
Sulgen überschüssiges Wasser beziehen und hatte
auch eine unbegrenzte Ausdehnungsmöglichkeit
. Sofort wurde von der Post ein regelmäßiger
Pendelverkehr zwischen dem Tal und
der Höhe eingerichtet. Der Fahrpreis betrug
-,20 RM!
Große kommunale Vorhaben waren in jenen
Jahren in der armen Stadt Schramberg kaum
möglich, zumal die Aufrüstung und Kriegsvorbereitung
der Reichsregierung den Gemeinden
den letzten Steuerpfennig abforderte und diese
zu vermehrtem Bau von Schutzbunkern
verpflichtet wurden. Die Kirchen mußten wieder
, wie schon im ersten Weltkrieg, die Glocken
abhängen, und auch die Bürger wurden zur
Metallspende aufgerufen. Am 18. April 1940
spendeten die Schramberger Bürger immerhin
20 000 kg Metall.
Nach Kriegsausbruch und in den folgenden
Kriegsjahren wurden die zum Kriegseinsatz
abberufenen Arbeiter in den Betrieben mehr
und mehr durch Kriegsgefangene und Fremdarbeiter
ersetzt, für deren Unterbringung auf
der Schlachthauswiese, am Maierhof und im
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