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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_03/0043
Otto Wößner:

100 JAHRE BERNECKSCHULE

100 Jahre alt ist sie nun geworden, die Berneckschule
, eigentlich nur ihr Hauptgebäude entlang
der Berneckstraße mit dem repräsentativen Eingangstor
, das dem massigen Zweckbau etwas
Leben einhaucht und ihm einen künstlerischen
Anflug gibt. Süd- und Nordflügel wurden später
angegliedert. Generationen von Schrambergern,
Alteingesessene und Zugezogene, verknüpfen
mit dieser Schule vielfältige Erinnerungen, oft
frohe und freudige, vielleicht auch etwas bedrückende
. So kam zu einer der Jahrgangsfeiern
dieses Herbstes ein gebürtiger Schramberger. Er
erzählte in lange vermißter Runde, daß er nach
etlichen Jahren im Ausland heute die Berneckstraße
entlang gegangen sei und mit Wehmut
zur Berneckschule aufgeschaut habe, verbänden
sich doch viele unauslöschliche Kindheitserinnerungen
mit ihr.

Kaum ein Gebäude unserer Stadt stand bislang
so entscheidend im Mittelpunkt des Schullebens
wie die Berneckschule: Viele genossen die
gesamte schulische Ausbildung in ihr, viele
durchliefen hier die elementaren Schulklassen:
Klassen des Gymnasiums, der Realschule und
der Sonderschule fanden Unterkunft; Volkshochschule
und Musikschule benützten in ihren
Anfängen manche ihrer Räume. Doch davon
später.

Werfen wir zunächst einen Blick zurück auf die
Anfänge des hiesigen Schulwesens:
Im Testament des Rochus Merz vom Jahre 1563
wird erstmals urkundlich ein Schulmeister erwähnt
: „Es soll ein Schulmeister im Tal samt vier,
fünf oder sechs Jungen erhalten und diese zu
Priestern erzogen werden." Die „Amtsrechnungen
" der freien Herrschaft Schramberg verzeichnen
1572: „Item und dieweil ein Caplan
und Schulmeister meines gnädigen Herrn Behausung
im Thal bewohnen, soll von demselben
gereicht werden 1 2 fl". Unter dem 18. Oktober
1574: ,Auf Gebew und Besserung, Urban Müller,
Zimmermann, erhält wegen meines gnädigen
Herrn Behausung im Thal, so der Schulmeister
und Forstmeister alda bekommen."

Im Testament des Rochus Merz ist sicher ein
lateinischer Schulmeister gemeint, der neben
Latein auch deutschen Elementarunterricht erteilte
. Eine lateinische Schule des späten Mittelalters
aber hier zu vermuten, ist irrig. Solche
bestanden nur in größeren Städten. Die Schulmeister
damals waren manchmal Geistliche,
meist Nichtgeistliche. Die Synode zu Konstanz,
zu dessen Bistum die Pfarrei Schramberg zählte,
ordnete 1567 an: „An kleineren Orten soll der
Caplan die Schule halten. Wo keine Caplaneien
sind, sollen Mesner angestellt werden, welche
wenigstens soviel Kenntnisse besitzen, daß die
Jungen im Lesen der lateinischen und deutschen
Schriften, in Kirchengesang, im deutschen
Katechismus und in den Lehren des Glaubens
zu unterrichten imstande sind." Eine Schule
entsprechend diesen Forderungen dürfen wir
hier annehmen. Die Schulzucht war hart.
Deutlich sichtbar wurde in diesen Anfängen die
enge Bindung von Kirche und Schule. Die
Kosten für den Schulhalter, wie der Schulmeister
auch genannt wurde, trägt der Grundherr,
die Heiligenpflege (Kirchenpflege), mehr und
mehr aber die Gemeinde, unterstützt vom Landesherrn
. Die Schulaufsicht aber lag bei der
Kirche. Der Schulmeister war zum Dienst in der
Kirche verpflichtet: Er leitete den Gesang während
des Gottesdienstes, spielte die Orgel und
war oft als Mesner tätig. Der Organistendienst
war hier über lange Zeit mit der ersten Lehrerstelle
verknüpft.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges litt
Schramberg stark unter der Willkür durchziehender
Truppen. Die Arbeit des Schulmeisters
wurde dadurch empfindlich gestört. Danach
vollzog sich allmählich der Übergang zur Deutschen
Schule, der Keimzelle unserer heutigen
Volksschule. Unterrichtet wurde in Religion, Lesen
, Schreiben und Rechnen.
Österreich dehnte im Jahre 1774 die „Allgemeine
Schulordnung" der Kaiserin Maria Theresia
auch auf seine Vorlande aus, denen die Herrschaft
Schramberg eingegliedert war. Die Schulordnung
bestimmte, daß in kleineren Städten,

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