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bewilligte huldvoll 2500 fl. Bauzuschuß und
stiftete dazu noch „ein metallenes Glöcklein".
„Die Gemeinde ist von lebhaftem Dankgefühl
für die hohe Gnade durchdrungen, welche in
die späteren Zeiten wirken wird" (Ortspfarrer).
In diesem Schulhaus befindet sich heute die
Jugendmusikschule.
1863 erstand am Beginn des Burgweges, wo
sich die Schulgärten befanden, das hintere Burgschulgebäude
mit Lehrerwohnung. Beide ehemaligen
Schulräume benützt heute der Trachtenverein
.
Altansässige Gewerbe und Manufakturen blühten
unter zielstrebiger Leitung auf, neue Industrien
(Uhrenfabriken und Zubringer) entwik-
kelten sich und schufen vermehrt Arbeitsplätze.
Die Zahl der Einwohner und damit auch die der
Schüler wuchs stetig. Die Räume der Burgschule
konnten die Schüler trotz großer Klassenzahlen
(meist zwischen 60 und 70) nicht mehr
fassen. Es mußte wieder auf Notlokale ausgewichen
werden: In des „Parisers Haus", in Rotgerbers
Haus(Hils) an der unteren Steige, in das
Haus von Schreiner Kopp zwischen der Geißhaldenstraße
und der Lauterbacher Straße, in
ein Haus „auf der Bocksburg" und in die neu
eingerichtete Realschule im „Faist'schen Felsenkeller
" am Burgweg.
Der Bau eines neuen, großen Schulhauses wurde
immer dringender. Die Wiese des Mohrenwirts
Grüner an der Berneckstraße bot sich als Bauplatz
an. Nach einigen Querelen mit dem Eigentümer
des südlich angrenzenden Grundstücks wurde
Form und Größe des Bauplatzes und des Spielplatzes
bestimmt. Der Vorbeschreibung im Kostenvoranschlag
von 1882 (siehe Abb. Seite 44) ist
folgendes „Raumprogramm" beigefügt:
Souterrain: 1 Wohnung für den Schuldiener,
bestehend aus zwei Zimmern, Küche, Speiskammer
, nebst gewölbtem Keller und Holzstall, Abtritt
, ferner ein gewölbter Keller und Holzstall
für den Reallehrer, Holzplätze für die Schule.
Erdgeschoß: 3 Schulsäle für die Katholische
Volksschule, 1 dto. für die Kleinkinderschule
nebst angebautem bedecktem Spielplatz, Gang,
Treppenhaus, 2 Abtritte für die Kleinkinderschule
, 2 dto. für die Lehrer, sowie 1 bedeckter
Gang zu den hinter dem Hauptgebäude zu erbauenden
Schülerabtritten; diese enthalten 5
Sitzräume nebst Vorplatz für Mädchen, 7 dto.
nebst Pißraum für Knaben.
I. Stock: 1 Schulsaal für die Katholische, 1 dto.
für die Evangelische Volksschule. 1 Collabora-
turschule (Vorklasse der Realschule), 1 Realschule
nebst physikalischem Cabinet, 1 Zimmer
für einen unständigen Lehrer, 1 Conferenzzim-
mer, Gang, Abtritte und Treppenhaus.
II, Stock: 1 Zeichensaal, 1 Zimmer für Vorlagen
und Modelle, 3 dto. als Bildhauer- und Modelleuratelier
, 1 Gießküche, Zimmer für einen unständigen
Lehrer, 1 Reallehrerwöhnung, bestehend
aus 4 Zimmern, Kammer, Küche, Speiskammer
, Abtritte und Bühnentreppe.
Dachstock: enthält keinen Einbau.
Unklarheit besteht über den bedeckten Spielplatz
, der in der Beschreibung des Erdgeschosses
und der einzeln beschriebenen Arbeiten
aufgeführt ist. Nach ihr müßte er teilweise das
Gelände im Anschluß an das Hauptgebäude eingenommen
haben, auf dem heute der Südflügel
steht. Kosten für diese offene Spielhalle sind
veranlagt. Sie müßte beim Bau des Südflügels
abgerissen und an dessen östlichem Ende in
Richtung Hl.-Geist-Kirche neu aufgerichtet worden
sein. Genauere Unterlagen fehlen.
In der Sitzung von Gemeinderat und Bürgerausschuß
(bürgerliche Kollegien) vom 7. Juni 1882
lagen zwei Pläne zur Beratung vor: Der Plan von
Regierungsbaurat Leibbrand, dem verdienstvollen
Verfechter der Bahnlinie Schramberg -
Schiltach, und der Bauplan von Baurat Stahl aus
Stuttgart. „Da sich bei dem Plan des Herrn Baurats
Stahl nicht wie bei dem anderen Plane
Flügel, resp. Anbauten anbringen lassen, wird
einstimmig beschlossen, an dem von Herrn Baurat
Leibbrand entworfenen Plan festzuhalten."
Geringfügige Änderungen wurden angebracht.
Unter anderem wird kurz und bündig gefordert:
„Ein Karzer soll nicht in das Schulhaus kommen
." Bei den Hauptarbeiten soll nicht gerade
auf die eingereichten niedersten Offerten eingegangen
werden, vielmehr soll man auch auf
Geschäftsleute sehen, die erfahrungsgemäß
Tüchtiges leisten. Die Zahl der Submittenten
(Bewerber) betrug 36.
Die Übertragung der ausgeschriebenen Bauarbeiten
erfolgte nun an Unternehmen, die heute
noch bestehen oder deren Leiter älteren
Schrambergern noch bekannt sind:
Bauunternehmer Carl Bacher und Werkmeister
Christian Schinle:
Grab-, Maurer- und Steinhauerarbeiten;
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