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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_03/0061
DIE CHRONIK DES CONSTANTIN SCHÜBEL (Forts.)

In Heft 2 wurde der 1. Teil der Chronik von
Constantin Schübel (1836-1910) abgedruckt, in
dem dieser von seiner Kindheit, Schulzeit und
seinen „Lehrjahren" erzählte. In der Fortsetzung
berichtet er von seinen „Wanderjahren" in der
sehr bewegten Zeit von 1866 bis 1879.

Constantin Schübel mit Frau

1866. In Folge des Ausbruchs des Krieges zwischen
Österreich und den Südstaaten gegen
Preußen wurde seitens der Strohmanufactur beschlossen
, das Zweiggeschäft in Berlin, jetzt
Brüderstraße 39 (seit 1. October 1865), aufzuheben
und bekam ich den Auftrag, zu diesem
Zwecke sofort dorthin zu reisen.
18. Mai. Freitags Abreise nach Berlin über Frankfurt
und Kassel, Ankunft Samstag morgens 7 Uhr
Hotel Preußischer Hof bei Frank, Brüderstraße.
Das Zweiggeschäft ließ sich nicht auflösen, da

der Mietsvertrag bis 1. October 1870 abgeschlossen
war und der Vermieter, Schneidermeister
Friedrich Wilke, uns nicht ziehen lassen
wollte, trotzdem ich ihm 1000 Taler baar Abstand
geboten hatte. Der bisherige Geschäftsführer
, Herr A. W. Berger, wurde entlassen, und
wohl oder übel mußte ich mich entschließen,
die Mietszeit abzusitzen und die Leitung des
sehr aufregenden Geschäfts zu übernehmen.

An Personal war vorhanden: Gustav Schiebel,
Gehalt 400, Hermann Steinberg, Gehalt 400,
Johannes Albrecht, Gehalt 180, Philemon Bre-
lowski, Gehalt 300, und August Dittmann, Gehalt
180 Taler.

Ferner 2 Lehrlinge ohne Gehalt, die nur Herrn
Berger angingen, und der Hausdiener Meßer.

23. Mai. Ich kündige schriftlich den Herren
Schiebel, Steinberg, Brelowski, Albrecht und
Dittmann per 31. August und lasse sie die Kündigung
unterschreiben. Durch Justizrat Weber,
Brüderstraße 11/2, lasse ich mir ein Schema zu
einer Generalvollmacht anfertigen und sende es
zur Unterschrift und Beglaubigung nach
Schramberg (zurückerhalten 4. Juni 1866).
Das Geschäftslokal, in der ruhigen Brüderstraße
39 im Hof, ist schön gelegen und sehr groß.
Unten ein großer Keller für leere Emballagen;
Parterre hoher, großer Magazinraum im Quergebäude
, 38 Schritt lang und 12 Schritt breit,
mit Wasserleitung und 17 Gasflammen. Erste
Etage, mit den unteren Räumlichkeiten durch
eine Wendeltreppe verbunden, mit dem gleichen
Magazinraum, aber unterschlagen, mit 8
Gasflammen. Ein Fahrstuhl bis in den Keller war
ebenfalls vorhanden. Neben den oberen Räumlichkeiten
befindet sich noch ein zweifenstriges,
10 Schritt langes und ebenso breites Zimmer
mit Gaslicht, Wasserleitung und Klosett. Dieses
richtige Junggesellenzimmer wurde vom 3. September
1866 bis 4. October 1870 mein Wohnzimmer
. Die Parterre-Räume wurden durch 4
große Schaufenster und 2 Glasthüren erhellt
und hatten hinten Wasserklosett. Es ist alles sehr
schön, aber für die Geschäftsrentabilität zu

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