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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_03/0062
kostspiellig eingerichtet. Die Miete betrug pro
Jahr 954 Taler mit Schornsteinfeger und Wasserleitung
. Hiervon sind 62A Prozent Mietssteuer
an die Stadt zu bezahlen und wurde dieselbe der
Einquartierungslast wegen sogar auf 10 Prozent
erhöht. Die Miete mußte quartalsweise stets
praenumerando bezahlt werden.
Herr Berger stammt aus Wien, war katholisch
und wurde protestantischer „Mucker". Er ist ein
unglücklicher Spekulant, der fortwährend Pech
hat. Die Herren Schiebel und Steinberg sind mit
Berger verwandt. Infolge des Krieges stockt das
Geschäft allgemein, die Gelder gehen nicht ein,
und eine ganze Masse Geschäftslokale steht leer.
Pleiten und Ausverkäufe sind an der Tagesordnung
. Retoursendungen infolge des Krieges
kommen täglich an.

Da die Post keine Wertsendungen nach Süddeutschland
annimmt, sandte ich am 22. Juni
die Inventurdokumente pro 31. Mai und bares
Geld an meinen Bruder Otto Schübel per Adresse
Madame Raulin, Rue de Monsieur 25, ä Reims
zur Umspedierung an die Strohmanufactur.

1./3. Juli. Mit Berger und seinem Anhange habe
ich noch immer viele Unannehmlichkeiten. Die
Cholera ist in Berlin und nimmt stark zu.
10. Juli. Seit den preußischen Siegen gehen die
Gelder wieder besser ein.
16. Juli. Berger gab mir auf Befehl der Strohmanufactur
seine Vollmacht zurück und übergab
mir sämtliche Schlüssel, so daß ich nun
alleiniger Geschäftsführer bin. Die Kundschaft
wurde durch Cirkular von dieser Geschäftsänderung
in Kenntnis gesetzt.

31. August. Aus dem Geschäfte treten heute aus:
Gustav Schiebel, Dittmann und Albrecht; Steinberg
trat schon am 16. August aus. Brelowski
bleibt noch im Geschäfte. Herr Erhard Junghans
besuchte mich vom 29. August bis 3. September.
Herr Wilke will ohne Garantie für die Miete bis
1. October 1870 keine volle Kiste mehr aus dem
Hause lassen, wodurch selbstredend eine Geschäftsstockung
eintreten müßte. Erst am
14. September wurde die Sache durch Besprechung
und Zusage, daß das Geschäft fortgesetzt
werde, ohne Garantie wieder geordnet.
24. September. Reise nach Schramberg zur Ordnung
meiner Sachen, über Halle und Frankfurt
a.M., Ankunft in Schramberg 26. September
nachts Vi 1 Uhr. Abreise von Schramberg 26.
September über Frankfurt, Kassel, Magdeburg,

Berlin. Ankunft 6. October morgens 8 Uhr. Diese
Reisen kosteten 97,18 Gulden und der Aufenthalt
in Berlin von 137 Tagen ä 2,40 = 345,42
Gulden. Besprochen wurde, daß ich 1000 Taler
Jahresgehalt und die Procura erhalte.

6. October. Brelowski mit 350 Taler Jahresgehalt
als Reisenden engagiert.

7. October. Otto Franke, Pionierstraße 10, mit
400 Taler als Reisenden engagiert.

10. October. Das Berliner Preisbuch mit 25
Prozent Aufschlag auf die Schramberger Bruttopreise
gemacht.

10. December. Die Reisenden machen keine
besonders guten Geschäfte, da den Kunden dieses
Jahr sehr viel Ware übrig blieb.

1867. Adolph Luft, geboren 2. December 1852,
Fruchtstraße 76, als Lehrling eingestellt.
Die Saison ist schlecht und infolgedessen auch
das Geschäft und ist mir darum der Aufenthalt
in Berlin gar nicht angenehm.

1. April. Vermiete einen Teil des oberen Lokals
für 200 Taler an Leinwandfabrikant J. H. Ruff in
Cottbus. Berger ist am 16. März mit 4 Möbelwagen
voll Hausrat nach Waldenburg in Schlesien
verzogen.

Auch dieser Sommer ist ein sehr regenreicher
und das Geschäft daher entsprechend ungünstig
.

Ich bekomme Muster von Schiffsuhren aus der
Fabrik von Gebüder Junghans, um danach
Verkäufe abzuschließen, allein die Ware ist noch
sehr mangelhaft; jedoch gelingt es mir, einige
Geschäfte damit zu machen.

8. /9. April. Die Leipziger Messe besucht.

3. — 9. Juli. Besuch von Obermeister Graether
aus Oberndorf, Hauptmann v. Fink und Ingenieur
Heim von Wasseralfingen. Ich zeigte diesen
Herren Berlin „bei Tag und Nacht" und
wollten sie mir dafür einen „Orden" verschaffen
, wozu sie, da sie in Bewaffhungsangelegen-
heiten von der Regierung gesandt waren, auch
Vollmacht hatten; ich dankte ihnen aber schönstens
für ihre gute Absicht!
Die Lieferungen des Mutterhauses sind verspätet
und zu unpünktlich, deshalb ist auch kein
erfreuliches Geschäft hier zu machen. Ich habe
alle meine Kräfte aufgeboten, Tag und Nacht
gearbeitet und mich gekümmert, um ein günstiges
Resultat zu erzielen, jedoch umsonst! Es ist
gewiß schon genug, wenn man bei einem Um-

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