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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_03/0063
satze von nur 15000 Taler die hohen Geschäftsunkosten
von etwa 4000 Taler herausschindet.
Es war wahrhaftig kein Spaß, bei diesem zerfahrenen
Geschäfte ein solches Resultat unter dem
Einflüsse gehabter schlechter Cunjuncturen zu
erreichen! Es ist wirklich eine schwierige Aufgabe
.

4. /5. September. Reise nach Schramberg über
Leipzig, Hof, Bamberg.

23. - 29. September. Reise nach Berlin über
Stuttgart, Schussenried, Buchau bei Onkel Jeg-
glin, der mich dort gerne mit einer Wirtstocher
(Lisette Staudacher zum „Adler") verheiratet
hätte; Ulm, Bamberg, Leipzig, Berlin, Ankunft
abends 10 Uhr am 29. September 1867. Spesen
der Hin- und Herreise 40 Taler.

5. October. Hausdiener Meßer pro 15. October
gekündigt, weil er sich weigerte, die Musterkoffer
zu Herrn Franke zu bringen.

Von einer Übernahme des Zweiggeschäftes auf
eigene Rechnung, wie Herr Junghans schon oft
gewünscht hat, kann unter solchen Verhältnissen
keine Rede sein; ich würde bloß meine mit
Mühe gesammelten Ersparnisse einbüßen. Stete
Verluste vor Augen sehend, ist mir das Leben in
Berlin ganz entleidet.

Wegen bretterartiger Appretur und schlechter
Ware mußte ich für 1500 Taler Ware nach
Schramberg zurücksenden.
Seit Februar 1863, wo das Zweiggeschäft gegründet
wurde, bis zum 30. Juni 1867 ist eine
Unterbilanz erwachsen von 8 788,09,8 Taler.

8. October. Auf mein Ausschreiben eines Hausdieners
meldeten sich über 50. Ich engagierte
davon W. Specht, Neue Königstraße 56/2 wohnend
, für 15 Taler monatlich und l4tägige Kündigung
. Die Erkundigung über ihn fiel gut aus.
Eintritt am 16. October.

9. November. Erhard Kern besucht mich, läßt
seinen Pelz in der Droschke liegen, findet ihn
aber wieder auf dem Fundbureau gegen 3 Taler
Finderlohn.

1868. Hungertyphus in Ostpreußen infolge von
Mißernte von 1867 im Januar 1868. Der Winter
ist sehr streng und die Erwerbslosigkeit nicht
klein.

21. Januar. Anmeldung meiner Procura beim
Handelsgericht, siehe Copierbuch Fol. 152. de
dato Schramberg, den 12. Januar 1868.

11. März. Das Mutterhaus liefert wieder schlecht
und saumselig. Das Zweiggeschäft paßt eigentlich
nicht für die Firma, denn geht das Geschäft
infolge günstiger Witterung recht gut, so hat sie
selbst für sich so viel zu thun, daß die dem
Zweiggeschäft nicht richtig und nicht rechtzeitig
liefern kann und dasselbe dann nur Unannehmlichkeiten
bekommt und nichts verdienen
kann. Geht das Geschäft aber schlecht, so hat
Schramberg sowohl wie Berlin zu großen Warenvorrat
.

15. März. Hausdiener Specht war abends in meinem
Zimmer beschäftigt, Gas anzuzünden, als er
gerufen wurde und in der Eile den Gashahn
zuzudrehen vergaß. Zwei Stunden lang strömte
nun das Gas aus einem Brenner heraus und
füllte das ganze Zimmer an. Glücklicherweise
kam ich um 7 Uhr gegen meine Gewohnheit
ohne Licht die Wendeltreppe herauf, roch das
Gas sofort beim Eintritt in das Zimmer, schloß
den Haupthahn und öffnete die Fenster. Wäre
ich mit Licht gekommen, hätte es eine Gasexplosion
gegeben, die mich mit einem Teil des
Gebäudes in die Luft geschleudert hätte.

20. März. Infolge eines hohlen, schwindsuchtartigen
Hustens ließ ich mich von 3 Ärzten in
kurzer Zeit untersuchen, und jeder konstatierte,
daß ich durchaus keine Anlagen zur Schwindsucht
habe, trotz meiner Magerkeit, sondern
daß mir frische Luft und mehr Bewegung fehle.
Starker Rachenkatarrh sei auch vorhanden. Da
mein Reisender Franke erblich mit Schwindsucht
belastet war, hatte ich ebenfalls bange,
beruhigte mich aber schließlich.

21. März/29. April. J. H. Ruff übergibt mir die
Agentur für seine Leinwand und bezahlt pro
Stück 2 Vi Silbergroschen Provision. Von Mitte
März bis 12. April (Ostern) ging das Strohhutgeschäft
prachtvoll und hatten wir alle Hände voll
zu thun. Ich arbeitete mit Lust von morgens
früh bis Mitternacht.

15. Mai. Brelowski seine Stelle zum 30. Juni
gekündigt, weil er nie vor 9-91/4 morgens ins
Geschäft kommt und teilweise schon um 11 Uhr
wieder verduftet. Er hat selbst eine Hutfournitu-
renfabrication angefangen und wurde dadurch
zu nachlässig für unser Geschäft.
14. September. Rudolph Stab, Neuenburgerstra-
ße 46, mit 300 Taler Gehalt als Reisender und
Magazinier engagiert. Es werden nun reisen:
Otto Franke, Rud. Stab und Lehrling Luft.

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