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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_04/0008
Erneute Auflösungsversuche 1868 und 1876
waren ebenfalls ergebnislos, da die geforderte
Einstimmigkeit nicht erzielt werden konnte und
der damalige Stiftungspfleger Bender die Aufteilung
„zwar als möglich, aber nicht zweckmäßig
und nicht nützlich", bei anderer Gelegenheit
sogar „als ganz unmöglich" bezeichnet hatte.
Inzwischen war aber German Waller Nachfolger
von Bender geworden, und in Oberndorf nahm
sich nun der Oberamtmann Schwend der ganzen
Sache an und betrieb mit Eifer und Energie
ab 1889 die längst fällige Aufteilung der Stiftung
, wobei zunächst die Verpflichtungen gegenüber
Lackendorf und Tennenbronn abgelöst
werden mußten.

Um über das Vermögen der Stiftung verfügen zu
können, mußten natürlich zunächst die Liegenschaften
verkauft und die darauf ruhenden
Verpflichtungen abgelöst werden. Dazu gehörten
z. B. die Rechte des Bauern Ferdinand Dold
(1842-1919), der einen Großteil des uralten
Schweigerhofguts auf dem Höfle besaß. Es hieß
auch Thomas- bzw. Hans-Dold'sches oder Kro-
nenwirtshöfle (heute Schindelecker) und reichte
nach Norden bis zum Höflebach. Dolds Vorfahren
saßen bereits seit 1661 in sechs Generationen
auf diesem Urhof. Sein gleichnamiger
Sohn Ferdinand, der alte Rabenwirt, starb 1950
kinderlos, wobei er der Kirche für den Bau des
Kindergartens an der Heilig-Geist-Kirche ein bedeutendes
Legat hinterließ. In dem der Stiftung
gehörigen Schloßwald, der zweifellos einmal zu
diesem Hof gehört hatte, hatte Dold verschiedene
Bezugsrechte, u.a. jährlich 6 Klafter (= 22,2
Raummeter) Scheitholz, 300 gebundene Reiswellen
, dazu Bau- und Sägholz für sein Haus und
alles benötigte Hagholz. Das Holz hatte er aus
dem Schloßwald und dem Wolfsbühl zu beziehen
. Seit dem Neubau des genannten Wohnhauses
bezahlte die Stiftung auch die Brandversicherung
für den Holzteil. Bereits 1890 verlangte
nun Dold beim Stadtschultheißenamt dafür
8000 Mark Ablösung. Außerdem wollte er den
ganzen Schloßwald kaufen. Am 21. Mai 1891
tagte eine Schätzungskommission aus drei Forstleuten
, die als 25-fachen Jahresbetrag der Leistungen
an Dold 5000 Mark errechneten. Dold
war nach anfänglicher Weigerung damit einverstanden
und kaufte den ganzen Schloßwald,
nämlich 7,8875 ha, um 14000 Mark, wobei die
genannten 5000 Mark abgezogen wurden, so

daß Dold am 19. November 1891 den Wald um
9000 Mark erhielt.

Während die Gebäude ohne Anrechnung in den
Besitz der neuen Kirchengemeinden übergehen
sollten, war es anders beim Grundbesitz. Ein
Teil der Wälder mußte von den Gemeinden
übernommen werden, wobei allerdings der
Wert wegen der geringen Rendite niedrig angesetzt
wurde. So erwarben die Schramberger bei
dieser Gelegenheit den „Falkensteinwald". Über
diese Transaktion schreibt Pfarrer Langenbacher
von Mariazell in seiner Lebenschronik:

„Die Schramberger hatten bei der Aufteilung
den Falkensteinwald im Anschlag von 77000
Mark erhalten. Da kommt plötzlich an die Stiftungsbehörden
auf dem Lande die Kunde: Es
liege ein Versehen vor, das Gutachten der beiden
Oberförster laute nur auf 71 000 Mark, und
die einzelnen Gemeinden hätten hierfür entsprechenden
Ersatz zu leisten. Einzelne hatten
schon in diesem Sinne einen Beschluß gefaßt.
Der Pfarrer von Mariazell dachte aber anders! Er
schrieb nach Schramberg: Wenn die Städter den
Falkensteinwald nicht um den festgelegten Preis
annehmen, dann beantrage er einen neuen
Waldverkauf, ein Liebhaber sei bereits mit dem
Angebot von 77000 Mark vorhanden. Dieses
Schreiben war ein Schachzug. Der Pfarrer kalkulierte
: Die Schramberger können doch nicht
den Wald nach flüchtigem Besitz hergeben; die
wären ja sonst blamiert, andererseits aber, da
der Pfarrer ja selbst Liebhaber des Waldes war,
hatte er sich schon um einen zahlungsfähigen
Bürgen in der Person des Kaufmanns Christian
Sohmer in Aichhalden umgesehen. - Schramberg
aber gab sich zufrieden."

Die Gemeinde Sulgen erwarb einen Wald im
Schoren für angerechnete 35 300 Mark. Allerdings
war der Wald nur 3 Jahre 2 Monate im
Gemeindebesitz. Der dortige Schultheiß Faller
schreibt darüber:

„Es wurden der Gemeinde noch 1892 strenge
Vorschriften vom Kgl. Forstamt gemacht, so daß
jährlich nur 100 Festmeter Holz gehauen werden
durften. Dadurch entstanden der Gemeinde
jährlich aus der Schuldverzinsung und den Kulturkosten
so hohe Kosten, daß sich ein Defizit
ergab. Deshalb wurde dieser Wald nach drei
Jahren um 26 300 Mark an die Holzhandlung J.
Heinzelmann in Kinzigtal verkauft."

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