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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_04/0016
Bevölkerung die ersten Lebensmittelzuteilungen
, die diese mit ihrem „organisierten" Lastauto
durchführte. Für den Außendienst verantwortlich
war damals Kommandant Josef Fix.
Ortskommandant der deutschen Wehrmacht
war dagegen Oberfeldarzt Dr. Schulte, der seit
4. März 1945 Chefarzt des nach hier verlegten
Reservelazaretts war.

Am Sonntagnachmittag, dem 22. April 1945,
wurde Christian Beiter durch den französischen
Ortskommandanten Bonechon als provisorischer
Bürgermeister eingesetzt.
Christian Beiter war am 26.2.1908 in Biesingen
bei Horb geboren. Nach dem Tode des
Vaters verzog die Mutter mit der Familie nach
Schramberg. Hier machte Christian Beiter dann
eine Kaufmannslehre und arbeitete bis 1945 als
Kaufmann bei der Firma Gebr. Junghans. Seit
1931 war er mit Theresia King vom Falkenstein
verheiratet. Der Ehe entsprossen drei Kinder,
wovon eine Tochter mit 14 Jahren in den Tagen
der Besetzung verstarb.

Die einseitig durch die Franzosen vollzogene
Maßnahme der Ernennung von Christian Beiter
zum Bürgermeister, und zwar ohne jegliche
Mitwirkung der Bevölkerung, ließ diesen bei
vielen Bürgern, zumindest in den ersten Wochen
und Monaten, zu Unrecht als Erfüllungsgehilfen
der Franzosen erscheinen.
Die französische Ortskommandantur war in den
ersten Tagen nach der Besetzung im Gasthaus
„Klosterbräu" in der Hauptstraße untergebracht
. Die ersten Tage der Besetzung der Stadt
brachten erfreulicherweise keine tragischen Ereignisse
mit sich, sie waren vielmehr gekennzeichnet
vom Bemühen um praktische Vernunft,
entschiedene Tatkraft sowie allseitiges Verständnis
füreinander. Eine große Unbekannte waren
die vielen Kriegsgefangenen und ausländischen
Zwangsarbeiter. Wie würden sie sich nach ihrer
Befreiung gegenüber ihren bisherigen Arbeitgebern
und Bewachern verhalten? Zu deren Ehre
darf vermerkt werden, daß es in Schramberg
nur ganz vereinzelt zu Übergriffen und Plünderungen
gekommen ist, nicht zuletzt dank dem
besonnenen und verantwortungsbewußten
Verhalten der französischen Besatzung.
Die Bevölkerung war lange Zeit ohne jegliche
Nachrichten. Die Radios mußten allesamt abgegeben
werden, und Zeitungen waren verboten.
Lediglich eine Kleinausgabe, der „Schramberger

Anzeiger", „Amtsblatt" der Besatzungsmacht
und des provisorischen Bürgermeisters, wurde
einmal wöchentlich ab 28. April 1945 herausgegeben
. Als erste normale Tageszeitung erschien
ab 20. Oktober 1945 die „Schwarzwälder Post"
in Oberndorf.

Der Alltag kehrte verhältnismäßig rasch in
Schramberg wieder ein. Schon am Donnerstag,
dem 26. April, öffneten die Banken ihre Schalter
wieder, und nahezu sämtliche Fabrikbetriebe
konnten am Montag, dem 30. April, die Arbeit in
beschränktem Umfang wieder aufnehmen, beschränkt
deshalb, weil die Zufuhr an Rohstoffen
fehlte. Die Zugverbindungen waren sehr spärlich
. Es fuhr zunächst nur morgens um 6 Uhr ein
Zug nach Schiltach, und von Schiltach aus gab
es auch nur zwei Anschlußverbindungen, und
zwar um 10 Uhr und um 16.45 Uhr.
Vordringlichste Aufgabe des provisorischen
Bürgermeisters Beiter war die Versorgung der
Bevölkerung mit den allernotwendigsten Lebensmitteln
. Dies wurde auf zwei Wegen erreicht
, zum einen im Zusammenwirken mit der
französischen Ortskommandantur, zum andern
ging die Bevölkerung in großem Umfange mit
Uhren, Besteck, Teppichen, Bildern u.a.m. zum
Hamstern ins Oberland und „ins Tal".
Die in den Betrieben hergestellten Produkte
unterlagen ausschließlich der Verfügungsgewalt
der Besatzungsbehörde. Es wurde vorrangig für
die Franzosen produziert, in erster Linie Güter
des täglichen Bedarfs. Bei Junghans war ein
Großteil der Gebäude als Kaserne beschlagnahmt
. Die völlige Freigabe erfolgte erst 1951.
Am 10. Dezember 1945 beschäftigte Junghans
bereits wieder über 2000 Mitarbeiter und fertigte
am Tage 500 Armbanduhren. In der Zeit
vom 19. bis 25. November 1945 tagte eine
internationale Kommission und beriet darüber,
ob Junghans'sche Betriebseinrichtungen auch
an die Russen ausgeliefert werden sollten. Zum
Glück für Schramberg konnte dies in allerletzter
Minute verhindert werden.
Durch Dekret vom 10. September 1945 erlaubte
die Besatzungsmacht die Neugründung von
Gewerkschaften. Diese fanden auch rasch großen
Zulauf. Im November 1946 zählte die Gewerkschaft
bereits 2400 Männer und Frauen.
Mit Erlaß vom 12. Dezember 1945 wurde die
Erlaubnis zur Neugründung von Parteien mit
demokratischer und antinationalsozialistischer

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