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Zielsetzung gegeben. Am 2. Mai 1946 fand im
großen Ratssaal im Rathaus die Gründungsversammlung
der KPD statt, und bereits einen Tag
später versammelten sich am selben Platz zahlreiche
Männer und Frauen, um die CDU zu
gründen, die in der Folgezeit bei sämtlichen
Wahlen jeweils die absolute Mehrheit erringen
konnte.
Die SPD wurde am 27. Mai 1946 wieder ins
Leben gerufen, kurze Zeit später dann auch die
FDP.
Relativ spät erst durfte die Post wieder ihren
vollen Betrieb aufnehmen (28.9.1945). Hier
waren es in erster Linie Personalprobleme, welche
die Verzögerung verursachten. Ende des
Jahres 1946 konnten auch die Musik- und Gesangvereine
wieder mit ihrer Probenarbeit beginnen
. Der Unterricht an den Schulen begann
am 1. Oktober 1945; es fehlte allerdings an
Lehrern und auch an Schulraum, denn sowohl
die Volks- als auch die Realschule waren zunächst
noch provisorische Krankenhäuser.
Auf dem kommissarischen Bürgermeister Christian
Beiter lastete in der ersten Nachkriegszeit
eine schwere Bürde. Er versuchte nach besten
Kräften den berechtigten Wünschen und Vorstellungen
der Bürgerschaft einigermaßen gerecht
zu werden. Zum andern durfte er es mit
der Besatzungsmacht nicht verderben, denn ohne
deren Einwilligung ging selbstverständlich
nichts. Christian Beiter hat sich in jener sehr
schweren Zeit mit anerkennenswertem Mut
und äußerster Tatkraft für die Stadt und ihre
Bürger eingesetzt. Ihm zur Seite stand ein zwölfköpfiger
Beirat mit folgenden Mitgliedern: Otto
Pfaff, Joseph Schinle, Alfons Kuhner, Karl Siegel,
Willi Frei, Albert Ginter, Josef Schneider, Karl
Kolb, Franz Moosmann, Christian Saalfrank und
von Sulgen Franz Heim und Christian Müller.
Am 24. Mai 1945 tagte der Ausschuß für politische
Säuberung zum ersten Mal. Vor allem mußten
die öffentlich Beschäftigten überprüft werden
, was einen nicht unerheblichen Wechsel
bei den Bediensteten der Stadt zur Folge hatte.
Eine der ersten Maßnahmen der Stadtverwaltung
war u.a. die Änderung der Namen von
Straßen und Plätzen:
„Adolf-Hitler-Straße" in „Hauptstraße", „Albert-
Leo-Schlageter-Straße" in „Am Mühlegraben",
„Bismarckstraße" in „Goethestraße", „Dietrich-
Eckart-Straße" in „Mörikestraße", „Ludendorff-
Stadtpfleger a. D. Lambert Saxler -
Stellvertretender Bürgermeister 1946
Straße" in „Am Felsenkeller", „Moltkestraße" in
„Mozartstraße", „Hindenburgplatz" in „Schloßplatz
".
In Sulgen: „Hermann-Göring-Straße" in „Sulger-
bergstraße", „Hindenburgstraße" in „Steighäus-
leweg", „Horst-Wessel-Straße" in „Rankstraße"
und „Mariazeller Straße", „Ernst-Weinstein-Straße
" in „Aichhaider Straße".
Als Polizeivorstand wurde vom provisorischen
Bürgermeister Beiter im Einvernehmen mit
dem französischen Ortskommandanten Albert
Ginter, vordem bei der Firma Junghans beschäftigt
, eingesetzt.
Als im Sommer 1946 Christian Beiter wegen
eines gegen ihn eingeleiteten Dienststrafverfahrens
dem Amt vorläufig fernbleiben mußte,
übernahm sein Stellvertreter, Stadtoberinspektor
Lambert Sailer, die Geschäfte des provisorischen
Bürgermeisters, und zwar von Juli bis
Ende September 1946.
Am 15. September 1946 fand die erste Bürgermeisterwahl
nach dem Kriege statt. Dabei erhielt
Christian Beiter mit Unterstützung von
CDU und SPD 4258 Stimmen, Karl Hoffmann
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