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Ordnung der Verwaltungsamtmann Karl Kolb
vom Innenministerium ernannt und vom Landratsamt
bereits vereidigt worden sei. Karl Kolb
sollte das Amt des kommissarischen Bürgermeisters
jedoch ehrenamtlich wahrnehmen und
seine Arbeitszeit je zur Hälfte im Rathaus und
bei der AOK verbringen. Man ging davon aus,
daß diese Notlösung höchstenfalls 4-6 Wochen
dauern würde. In dieser Annahme opferte Karl
Kolb seinerzeit auch seinen Jahresurlaub und
verbrachte diese Zeit mit Arbeit im Rathaus.
Doch das Provisorium sollte länger dauern.
Am 5. Dezember 1947 fand wieder eine Bürgermeisterwahl
in Schramberg statt. Auf Beschluß
der Gemeinderatsfraktionen wurde die Stelle
nicht ausgeschrieben, sondern nur am Schwarzen
Brett und in der Tageszeitung bekanntgemacht
, zumal die Stelle weiterhin ehrenamtlich
besetzt und damit nicht pensionsberechtigt sein
sollte. Als Bewerber standen sich der amtierende
kommissarische Bürgermeister Karl Kolb,
unterstützt von CDU und FDP, und der Beigeordnete
Albert Bauer, unterstützt von der SPD,
gegenüber. Bei einer sehr geringen Wahlbeteili-
Karl Kolb - Bürgermeister 1947-1954
gung (knapp 55 %) erhielt Karl Kolb 4 384
Stimmen (= 75 %) und Albert Bauer 1455
Stimmen (= 25 %).
Karl Kolb, der somit im ersten Wahlgang gewählt
worden war, amtierte sieben Jahre als
Bürgermeister seiner Heimatstadt Schramberg.
Karl Kolb wurde am 5.5.1885 in Schramberg
als Sohn des Lehrers und langjährigen Dirigenten
des „Liederkranz" Johann-Baptist Kolb geboren
. Sein Geburtshaus stand gegenüber der Hei-
lig-Geist-Kirche. Karl Kolb besuchte hier die
Schule und ließ sich anschließend zum Verwaltungsfachmann
ausbilden. Als solchem wurde
ihm nach langjähriger und erfolgreicher Arbeit
bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse deren
Leitung übertragen. Im Jahre 1914, noch vor
Ausbruch des 1. Weltkrieges, vermählte er sich
mit Sofie Flaig von Deißlingen. Der Ehe entsprossen
3 Kinder, von denen eines schon mit
r/2 Jahren verstarb; ein Sohn ist im letzten
Krieg gefallen, das noch verbliebene Kind , eine
Tochter, lebt heute in Oberndorf.
Obwohl sich der nun gewählte Bürgermeister
nie in dieses Amt gedrängt, sondern sich nur auf
inständiges Bitten seiner Parteifreunde zur
Verfügung gestellt hatte, setzte er in den folgenden
Jahren seine ganze Kraft, sein großes Wissen
und Können für diese neue Aufgabe ein. In
harmonischer Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat
und der Verwaltung konnte während
dieser Zeit sehr viel zur Verbesserung der Lebensverhältnisse
in Schramberg geleistet
werden.
Seit dem Jahre 1906, dem Jahr des Baues der
Realschule, war kein Schulraum mehr geschaffen
worden. Die Einwohnerzahl war aber von
damals rund 10000 auf 17000 angewachsen
und entsprechend auch die Schülerzahl. Diesem
Notstand konnte durch die Erstellung des 1.
Bauabschnittes der „Neuen Schule" in Sulgen
einigermaßen abgeholfen werden, indem 8
Klassenräume mit entsprechenden Nebenräumen
geschaffen wurden. Weiterer Schulraum
wurde im Schlößle, bei der Sanitärsanierung in
der Berneckschule und im Dachstock der alten
Schule in Sulgen gewonnen.
Völlig im argen lag in diesen ersten Nachkriegsjahren
auch die Altersversorgung. Aus diesem
Grunde wurde auf Betreiben von Bürgermeister
Kolb die Junghans'sche „Villa im Tal" samt umgebendem
Parkgelände erworben. In der Villa
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