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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_04/0035
diger Ort erlebt: Nach dreijähriger Bauzeit war
im Jahr zuvor die Pfarrkirche St. Maria fertiggestellt
worden; ihr Basilikastil hat auf Feuerbach
wie ein Betsaal gewirkt. Ebenfalls gerade abgeschlossen
wurden 1843 die Arbeiten am neuen
Schloß des Grafen von Bissingen. Ob die beiden
Reisenden die Steingutfabrik des Isidor Faist, die
Strohwarenfabrik von J. P. Haas und die zahlreichen
anderen Gewerbebetriebe wahrgenommen
haben, wissen wir nicht; ihre den Ort
prägende Betriebsamkeit ist ihnen nicht entgangen
. Allzu lange wird man nicht in Schramberg
verweilt haben, Tagesziel sollte nach insgesamt
14 Stunden Horb am Neckar sein. Feuerbach
notiert: „So schön und kurzweilig der Weg aber
bis jetzt war, so langweilig und eintönig wird
die Gegend von Schramberg über die Hochebene
nach Oberndorf. Von der läßt sich wirklich
nichts beschreiben als Sand, Sonnenhitze, Vogelbeerbäume
(Torfgegend) und über die maaßen
menschenleere Dörfer. Aber um so belohnender
ist der Anblick auf den Scheidepunkt, wo's
wieder bergab geht nach Oberndorf. Man sieht
bis Tübingen, das ganze Neckarthal, die rauhe
Alp, den Zollern, Achalm und die Salmendinger
Capelle. In einer Schlucht, wo das eigentliche
Neckarthal anfängt, liegt ganz versteckt Oberndorf
, Oberamtsstadt, die erst kürzlich fast ganz
niedergebrannt wäre, durch einen Knaben angezündet
. Es ist nichts zu bemerken als die
königliche Gewehrfabrik am Neckar."
Daß die Wegstrecke über die Steige, durch das
damals noch selbständige Sulgau und weiter
entlang der Staatsstraße über Waldmössingen,
Beffendorf bis in die Oberamtsstadt Oberndorf
die jungen Wanderer langweilt, kann nicht
verwundern; der Kontrast, den die Hochfläche
zwischen Schiltach- und Neckartal zum westlich
davon gelegenen Schwarzwald mit seinen Bergen
und Tälern bildet, ist auch heute noch
augenfällig. Das Schlußstück des Weges an diesem
zweiten Tag legen die Knaben von Oberndorf
über Sulz im Eilwagen zurück, in dem sie,
wie Feuerbach stolz vermerkt, „um die Hälfte
Geldes... spetiert" wurden, per Schülerrabatt
sozusagen, den ihnen ein freundlicher Postillion
eingeräumt haben mag.

Am dritten Tag erreichten Feuerbach und Beck
über Rottenburg ihr Ziel Tübingen. Nach einigen
Tagen Aufenthalt in der anregenden Universitätsstadt
, von Feuerbach ausführlich im Tagebuch
dokumentiert, kehrt man via Sigmaringen,
Tuttlingen zurück nach Freiburg. Bereits am Tag
nach der Ankunft in Tübingen schrieb Feuerbach
seinem nach Nürnberg gereisten Vater
einen Brief, in dem er ebenfalls Reiseeindrücke
festhielt: „Meine Heimat, wie Du siehst, ist nicht
mehr Freiburg, sondern Tübingen. Fritz bekam
die Erlaubnis nach Tübingen zu gehen, jedoch
nur unter der Bedingung, daß ich mitgehe. Dies
ließ ich mir nicht zweimal sagen, und ging also
durch die schönste Gegend des Schwarzwaldes
in drei Tagen nach Tübingen. (...) Ich werde in
acht Tagen wieder nach Hause marschieren
müssen, und wir nehmen dann einen anderen
Weg über Rippoldsau und Villingen, indem wir
über Hornberg, Schramberg und Rottenburg
gingen. (...) Wenn Du und ich nach Hause
kommen, dann will ich auch recht erzählen von
den schönen Tälern, altertümlichen Städten,
glänzenden Flüssen, die ich gesehen. Auch hab'
ich alle bedeutenden Punkte, Burgen und alle
Städte, durch die wir kamen, mit viel Mühe und
Genauigkeit gezeichnet. (...)".

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