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Richard Glenz:
DIE „LYRA" - EIN FAST VERGESSENER GESANGVEREIN
In diesem Jahr hätte er sein „Hundertjähriges"
feiern können, wenn er nicht im Jahre 1933
zusammen mit manchen anderen Vereinen aufgelöst
worden wäre: Die Rede ist vom Gesangverein
„Lyra", der im Jahre 1884 gegründet
wurde. Dieser Verein, der seine Blüte um die
Jahrhundertwende und in der Zeit vor dem 1.
Weltkrieg hatte, hat dank seiner Zusammensetzung
das kulturelle und mehr noch das gesellschaftliche
Leben Schrambergs jahrzehntelang
mitgetragen und geprägt. Dieser starke Einfluß
hat ihm - vielleicht zu Unrecht - den zweifei-
haften Ruf eingetragen, etwas Besonderes zu
sein. Tatsache ist, daß, wie der Festredner beim
25jährigen Jubiläum 1909 bedauernd ausführte,
die verbreitete Meinung von der „Lyra" als
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Statuten vom 9. April 1886
einem „Herrengesangverein" eine größere Entfaltung
erschwerte. Ob diese später immer als
erstrebenswert angesehen wurde, muß dahingestellt
bleiben.
Unabhängig von dieser Frage bietet die Geschichte
der „Lyra" interessante Einblicke in das
kulturelle und gesellschaftliche Leben Schrambergs
in den Jahrzehnten vor und nach 1900.
Daß dabei der eine oder andere Leser einem
seiner Vorfahren auf die Spur kommt, gibt solchen
Veröffentlichungen einen besonderen
Reiz!
Die „Lyra" wurde am 2. Juli 1884 auf Anregung
von Lehrer J. Kolb von neun Männern gegründet
, denen sich alsbald drei weitere anschlössen
. Diese zwölf Sänger, sozusagen die „Gründerväter
" des Vereins, waren
Joh. März, Schneidermeister
Leo Thetard, Kaufmann
Hermann Haas
Leo Merz, Gewerbelehrer
Max Gais
Postsekretär Küfer
Carl Faist, Hoffotograf
Gustav Maier
Hermann Stehle
Engelbert König
Aktuar Riecker
M. Kremer
Bald darauf stießen zu dem jungen Verein
Rudolf Schweizer
Louis Herrmann
Dr. Vayhinger
E. Nüsser
Maler E. März
German Waller
Johann Grüner
Schon eine Woche nach der Gründung konnte
mit der ersten Probe begonnen werden.
Bezeichnend in mehrfacher Hinsicht ist, daß
dafür W. A. Mozarts Lied „Wie herrlich sind die
Abendstunden" ausgewählt wurde.
1886, also zwei Jahre nach seiner Gründung,
gab sich der Verein, der inzwischen auf 21
Mitglieder angewachsen war, eine Satzung. In
diesen „Statuten" sind einige Abschnitte bemerkenswert
, etwa:
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