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aber leibeigen angenommen. Er kann sich um
sechs Gulden als Bürger in Schramberg einkaufen
.
Am 19.9.1733 heißt es, daß Anna Maria Danner,
geweste Kreuzwirtin von Schramberg, mit ihrem
Sohn Michael Haas „miserabel aus Ungarn
zurückgekommen" sei. Sie müssen, um wieder
frei zu sein, acht Gulden bezahlen. Leider sind
alle Personen, die 1733 abgezogen sind, nirgendwo
verzeichnet. Da in diesen Fällen nur von
Rückkehrern berichtet wird, muß angenommen
werden, daß noch eine stattliche Anzahl von
Familien damals nach Ungarn ausgewandert ist.
Am 15.12.1734 wird unter „Mariazell" vermerkt:
Johann Langenbach, Sohn des sogenannten langen
Stierhirts und der Catharina Auber, hat sich
entschlossen, mit zwei aus Kappel stammenden
und aus Ungarn zurückgekommenen Männern,
nach Ungarn zu ziehen." Hier handelt es sich also
um zwei Werber, die aus Ungarn in ihren Heimatort
Kappel bei Villingen geschickt wurden,
um weitere Auswanderer anzuwerben. „Langenbach
hat wegen Armut nichts zu verabzugen."
Wer aus der Herrschaft abzog, mußte den 15.
Teil (nach dem Urbar 1547), später sogar den
10. Teil seines mitgenommenen Vermögens
„verabzugen", d.h. als Nachsteuer an seinen bisherigen
Herrn abführen. Diese Abzugssteuer ist
zu unterscheiden von dem „Auf- und Abzug",
den auf- und abziehende Hof- und Grundstücksbesitzer
zu bezahlen hatten.
Die erwähnten Weber zogen mit ihren angeworbenen
Leuten meist nach Ulm, von wo aus die
Weiterfahrt auf der Donau, auf den sogenannten
„Ulmer Schachteln", einem ungewissen Schicksal
entgegen, angetreten wurde. Am 6.12.1734
heißt es: „Hans Jakob Praitsch (= Braitsch),
gewester Bauer zu Mariazell, ist verwichenes
Jahr (1733) mit Frau und fünf Kindern nach
Ungarn gezogen." Die Familie war frei. Da der
Vater in Ungarn gestorben ist, kehrte die Witwe
mit ihren fünf Kindern (Luzia, Barbara, Johann,
Josepha und Josef) wieder zurück. Die Herrschaft
nahm sie als Freie um 20 fl wieder an.
Erst 1742 wird wieder ein Auswanderer genannt
. Am 5.10.1742 heißt es: Josef Neef, Zimmermann
von Aichhalden, ist vor Jahren nach
Ungarn gezogen und hat sein väterliches Erbe
eincassieren lassen." Das ihm zugefallene Erbteil
mußte selbstverständlich auch verabzugt werden
. Meistens hörte man später nichts mehr von
den Auswanderern. Wenn sie aber annehmen
konnten, daß in der Heimat noch ein Erbe zu
erwarten war, meldeten sie sich gelegentlich,
um es in Empfang nehmen zu können.
Daß doch noch später Verbindungen zu Ungarnauswanderern
bestanden, beweist ein Eintrag im
Amtsprotokoll vom 18.10.1743: „Michael Herzog
von Huxwaldt kündet namens seiner Schwester
Lucia Herzogin, so dermalen in Hungarn zur
Raab, eine Schuld ad 120 fl gegen Christian
Praitsch, Bauer in Mariazell, auf landbräuchig
vierteljährige Zahlungsfrist wirklich auf." Michael
Herzog war damals Jockelesbauer auf dem
mittleren der drei Hugswälder Höfe.
Bei dieser Gelegenheit hört man auch einmal
von einem Siedlungsgebiet ausgezogener
Schramberger: „zur Raab", also an der Raab,
einem rechten Nebenfluß der Donau.
Bei der Heirat des Mariazeller Bauern Andreas
Hils am 6.4.1747 mit Maria Auber, Witwe des
Christian Langenbacher, wird bemerkt, daß die
Frau einen Sohn names Johann Carle Seiter habe,
der sich in Ungarn befinde.
1750 wollte der Zimmermann Martin Rapp von
Mariazell mit Weib und Kindern nach Ungarn
ziehen. Er zahlte deshalb am 6. April die Leibledi-
gung (Redimierung), „die alle wegziehenden
Leibeigenen bezahlen mußten, weil es schwierig
, ja in diesen Fällen geradezu unmöglich war,
die jährliche Leibeigensteuer nach Schramberg
abzuführen".
Am 20.5.1752 wird vermerkt: „Maria Fleig, Tochter
der beiden verstorbenen Eheleute Peter
Fleig, Weber, und Anna King, will den abgedankten
Soldaten Andreas Kornmeyer von Steinach
heiraten und nach Ungarn ziehen." Sie zahlt 12 fl
21 x Abzug für mitgeführtes Vermögen. Ihr Stiefvater
war Martin Sohmer. Sehr wahrscheinlich
hatte Kornmeyer während seiner Dienstzeit Ungarn
kennengelernt und zog nun dahin.
Ein interessanter Auswanderungsfall ist der des
Kirnbachmüllers Jakob Löfller im Jahr 1753. Die
Löfller stammen vom Mucklehof, dem zweitobersten
Hof im vorderen Schitzenbach bei
Furtwangen. Dort sind die Löfller schon um
1440 nachgewiesen. Drei Kinder des Bauern
Hans Löfller zogen ab 1728 in die Herrschaft
Schramberg, die beiden Söhne sogar mit Familie.
Der Grund dafür ist nicht mehr zu ermitteln. Am
21.2.1728 kaufte Georg Löfller (geboren 1701)
von Lienhardt Günter den obersten, dem Kloster
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