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versprach den Siedlern, unentgeltlich genügend
Ackerboden, Wiese und Wald zur Verfügung zu
stellen. Die Bauern sollten Zugvieh, die Handwerker
Werkzeug gegen spätere Rückerstattung
des Kaufwerts erhalten. Bauholz wurde bereitgestellt
, Kaufgelder sollten leihweise vorgestreckt
werden. Für die ersten Jahre (meist drei,
später bis zu zehn) sollten keine Steuern und
Fronlasten geleistet werden. In ihren Gemeinden
sollten sie von selbstgewählten Behörden
verwaltet werden. Auch wurden ihnen eigene
Geistliche gewährt. Im ersten Vertrag des Grafen
Alexander Karoly, den dieser am 25. Juni 1712
mit ankommenden Schwaben in Preßburg abschloß
, sollten die Schwaben für drei Jahre von
den herrschaftlichen Lasten (Zehnte) und für
sechs Jahre von den öffentlichen (den Komitatslasten
= Neunte) befreit sein. Danach sollten sie
Steuern zahlen und arbeiten wie die übrigen
Fronbauern. In ihren selbstverwalteten Gemeinden
sollten sie allein, also ohne ungarische Mitbewohner
, wohnen. Die Herrschaft borgte jedem
Bauern zwei Ochsen, eine Melkkuh und
12 Viertel (Sester) Getreide zur Aussaat. Für ein
Viertel Getreide zum Verbrauch im Haushalt
mußten sie einen rheinischen Gulden bezahlen.
Bei den Werbungen 1729 und 1731 ins Sathmar-
gebiet sollten die Einwanderer sogar 15 Jahre
von den Komitatslasten, jedoch nur ein Jahr von
den Herrschaftslasten befreit sein. Die Reisekosten
bis Preßburg (gelegentlich auch bis Budapest
) hatten die Einwanderer selbst zu tragen.
Von Ulm aus fuhren diese Leute mit den „Ulmer
Schachteln" auf der Donau nach Preßburg. Dann
übernahm der Grundherr die weiteren Reisekosten
. Gelegentlich wurden aber die Neuankömmlinge
schon in Preßburg von anderen
Grundherren abgefangen und abgeworben mit
dem Versprechen, sie würden schon die Reisekosten
von der Heimat aus übernehmen. Nach
Ablauf der freien Jahre verlangte z.B. der Graf
Karoly eine jährliche Grundsteuer von 5 Gulden
, 15 Tage Frondienst sowie das Neuntel und
das Zehntel vom Ernteertrag. Wenn ein Bauer
einen Weingarten neu bepflanzte, dann war er
vom Zehntel zehn Jahre lang befreit. Oft wurden
aber von den herrschaftlichen Beamten höhere
Abgaben verlangt, was zu Streitigkeiten mit diesen
und Protesten beim Grundherrn Anlaß gab.
Die Werber in Deutschland waren zumeist frühere
Auswanderer, die es verstehen mußten,
Vertrauen .zu gewinnen. Für die Werbefahrten
brauchten sie eine besondere Genehmigung des
ungarischen Königs, der ja gleichzeitig Erzherzog
von Österreich und deutscher Kaiser war.
Die ungarischen Grundherren, oft deutscher Abstammung
, waren zumeist vorher in kaiserlichen
Kriegsdiensten gewesen und hatten sich im
Kampf gegen die Türken große Verdienste erworben
, wie etwa der Prinz Eugen von Savoyen.
Graf Alexander Karoly kämpfte zuerst mit den
aufständischen Kurutzen unter der Führung des
Fürsten Franz IL Räköczy von Siebenbürgen
(1676-1735) gegen den Kaiser. Nach der verlorenen
Schlacht bei Großmaitingen (später
deutschbesiedeltes Dorf, in dem ich unterrichtete
) verstand er es, sich durch seine klugen
Friedensverhandlungen beim Kaiser beliebt zu
machen, so daß er die konfiszierten Güter des
Fürsten Räköczy im weiten Umkreis von Sath-
mar erhielt und darauf zum Grafen ernannt
wurde.
Nach 1770 kamen nur noch vereinzelt Siedler
aus Deutschland, doch wurden in Ungarn bis in
unser Jahrhundert hinein immer noch neue Dörfer
von Deutschen besiedelt. Diese Neusiedler
kamen aber aus den altbesiedelten Dörfern. Vor
allem im Sathmargebiet waren die Familien sehr
kinderreich, so daß die nachgeborenen Söhne
genötigt waren, neues Land zu suchen. Die meisten
Nachkommen der Auswanderer sind auch
nach dem letzten Krieg in ihrer Heimat geblieben
, vor allem die in Ungarn und Rumänien.
Vielleicht gelingt es, noch weitere Nachkommen
von ehemaligen Auswanderern aus der
Herrschaft Schramberg ausfindig zu machen.
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