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vorhanden, Wasser-, Abwasser- und Zugangsfragenwaren
geregelt. Der raschen Verwirklichung
des Bauvorhabens kam zugute, daß die erforderlichen
Bausteine in unmittelbarer Nähe der Baustelle
in ausreichender Menge gebrochen werden
konnten und die Inflation, die die Stundenlöhne
der Handwerker von Tag zu Tag in astronomischere
Höhe klettern ließ, rasches Handeln
unumgänglich machte. Die heute noch vorhandenen
Geldmittel reichten morgen schon nicht
mehr für den vorgesehenen Zweck aus.
Am 14. Juli 1923 wurde der Grundstein gelegt,
zehn Tage später mit dem Bau begonnen. Man
befand sich mitten in der schlimmsten Inflationszeit
. Bis zum 17. November dauerte die
Bauzeit des Jahres 1923, dann konnte infolge der
schlechten Witterung nicht mehr weitergebaut
werden. Drei Tage später, am 20. November
1923, war die Inflation zu Ende. An diesem Tag
entsprachen 1000 Milliarden = 1 Billion Papiermark
dem Wert einer einzigen Mark der Vorkriegszeit
. Am Tag des Baubeginns erhielt ein
Steinhauer einen Stundenlohn von 36000 Papiermark
, was einem Wert von 36 Pfennig der
Vorkriegszeit entsprach.
Wanderer vor der Turmhütte um 1906
Am 12. Oktober 1923 war der genannte Stundenlohn
auf 105 Millionen Papiermark angestiegen
, was jedoch nur noch dem Wert von 11
Pfennigen der Vorkriegszeit entsprach. Am 17.
November 1923 betrug der Stundenlohn desselben
Steinhauers 356000000000 (356 Milliarden
) Papiermark = 59 Pfennige der Vorkriegszeit
. Während der Inflationszeit mußten insgesamt
etwa 460000000000000 (460 Billionen)
Papiermark an Löhnen für die am Bau beschäftigten
Handwerker ausbezahlt werden.
Am 22. April 1924 nahmen die Zimmerleute die
Arbeit am Bau wieder auf, am 24. April folgten
die Maurer und Steinhauer. Die Inflation war
jetzt durch eine starke Geldknappheit abgelöst,
die so groß war, daß manche Banken bis zu 10
Prozent Zinsen monatlich für geliehene Gelder
verlangten. Da aber die Handwerkerlöhne (ein
Steinhauer erhielt am 24. April 1924 einen Stundenlohn
von 80 Goldpfennigen) bis zum Ende
der Bauzeit gleichblieben, hatten die Bemühungen
von Dr. Oskar Junghans, die erforderlichen
Geldmittel aufzubringen, Erfolg.
Dr. Oskar Junghans war in jeder Hinsicht der
Motor des von ihm ins Leben gerufenen Werkes.
Er sorgte für behördliche Genehmigungen, er
organisierte den freiwilligen Arbeitsdienst. In
seinem Bemühen um Gelder wurde er tatkräftig
unterstützt durch die Schramberger Industrie
und den Bezirksverein Lauterbach mit Fabrikant
Waibel an der Spitze.
Viele Mitglieder der Bezirksvereine Schramberg
und Lauterbach und weitere interessierte Bürger
haben seinerzeit durch Spenden und freiwillige
Arbeitsleistungen zum Gelingen des Werkes
beigetragen. Sie haben ihre freien Abende und
Samstagnachmittage (samstags wurde in den Fabriken
und Büros noch bis 13 Uhr gearbeitet)
der gemeinsamen großen Sache zur Verfügung
gestellt. Mit zwei vollgummibereiften Lastwagen
der Firmen Gebr. Junghans AG und H.A.U. mit
den Fahrern Fichter und Braunschweiger fuhr
man, mindestens 50 bis 70 Mann hoch, zum
Arbeitseinsatz auf die Paßhöhe beim „Adler" und
schleppte in Eigenleistung sämtliche Baumaterialien
von dort über den damals einzigen Weg,
der anläßlich der Erstellung der Turmhütte mit
Genehmigung des Fürstlich Fürstenbergischen
Forstamts Wolfach in Serpentinen entlang der
Landesgrenze gebaut worden war, hinauf auf den
etwa 100 m höher gelegenen Gipfel des Moos-
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