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Der nordwestliche Anbau beherbergte im Erdgeschoß
Schlafräume, Toiletten und Nebenräume
sowie in den Obergeschossen Schlafräume.
Rund 80 Übernachtungsmöglichkeiten wurden
geschaffen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg
wurden - dem Wandel der Zeit folgend - diejenigen
Umbauten vorgenommen, die diesem Bau
seine heutige innere Struktur verleihen.
Am 7. Juli 1924 war bereits der notarielle
Vertrag geschlossen worden, durch den der
Schwarzwaldverein Lauterbach dem Württembergischen
Schwarzwaldverein das Grundstück
mit der Turmhütte geschenkt hat, und zwar mit
der Auflage „... daß das Schenkungsobjekt in
erster Linie der Umwandlung und Erhaltung als
Gedächtnismal für die im Weltkrieg gefallenen
Mitglieder des Württembergischen Schwarzwaldvereins
oder - im Falle der Verbindung
oder Verschmelzung des letzteren mit anderen,
die gleichen oder ähnliche Vereinsziele erstrebenden
württembergischen oder nichtwürttem-
bergischen juristischen Personen oder anderen
Personenvereinigungen - des Gesamtvereins zu
dienen bestimmt ist".
Die Einweihungsfeierlichkeiten wurden zu
einem großen Ereignis für den Bezirksverein
Schramberg. Zunächst fand am Samstag, dem
30. August 1924, in der Reithalle die Hauptversammlung
des Württembergischen Schwarzwaldvereins
mit einem großen Festbankett statt.
Am Morgen des folgenden Sonntags, des 31. Augusts
, versammelte sich dann trotz der schlechten
Witterung eine große Menschenmenge beim
Gedächtnishaus zur eigentlichen Einweihungsfeier
. In Anwesenheit des württembergischen
Staatspräsidenten Bazille, des Innenministers
Bolz, des stellvertretenden Landtagspräsidenten
Andre - eines Sohnes unserer Stadt, nach dem
die Josef-Andre-Straße benannt ist - des Präsidenten
des Badischen Schwarzwaldvereins, Dr.
Seith, und vieler anderer Ehrengäste überreichte
Dr. Oskar Junghans dem Präsidenten des Württembergischen
Schwarzwaldvereins, Prof. Dr.
Endriß, die Schlüssel zum Gedächtnishaus.
Niemand ahnte damals, daß schon 15 Jahre später
erneut Krieg über Europa kommen würde,
ein Krieg, der noch viel größere Lücken in die
Reihen der Wanderfreunde schlagen und der
nach seinem Ende die Bedeutung des Hauses
schmerzlich erweitern würde. Waren doch jetzt
die Gefallenen zweier Kriege zu beklagen. An
der Westseite des Turms wurde durch den damaligen
Vorsitzenden der Ortsgruppe Schramberg
im Schwarzwaldverein, Dr. Helmut Junghans,
eine Platte angebracht mit der Aufschrift:
„Den Gefallenen der beiden Weltkriege
zum ehrenden Gedächtnis.
Den Lebenden zur Mahnung".
Obwohl das Gedächtnishaus mit seiner Einweihung
am 31. August 1924 vollendet war, fehlte
ihm ein Zufahrtsweg. Es wurde nur auf Wanderwegen
, insbesondere auf dem erwähnten Serpentinenweg
von der Paßhöhe beim „Adler" aus,
erreicht. Erst im Jahre 1932 konnte der Hauptverein
mit Unterstützung des Arbeitsamts Rottweil
und des Heimatwerks Stuttgart den heute
schon wieder alten Fahrweg vom,Adler" hinauf
zum Gedächtnishaus fertigstellen. Er wurde am
17. Juni 1932 anläßlich einer Sonnwendfeier
durch den Vorsitzenden der Ortsgruppe
Schramberg, Dr. Helmut Junghans, in Anwesenheit
des Präsidenten des Württembergischen
Schwarzwaldvereins und anderer Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens eingeweiht. Zuvor
hatte die Hauptversammlung des Vereins in Sulz
beschlossen, den fertiggestellten Weg zur Erinnerung
an den bereits am 31. Oktober 1927 in
Mailand verstorbenen Initiator des Gedächtnishauses
„Oskar-Junghans-Weg" zu benennen. Der
untere Teil dieses Weges ist heute Bestandteil
der 1971 über Hornberger Gebiet angelegten
Fahrstraße zum Gedächtnishaus.
Getreu seiner Verpflichtung hat sich dieses Jahr
der Schwarzwaldverein in Freiburg trotz starker
finanzieller Belastung zur Erhaltung des Gedächtnishauses
für die Wanderfreunde und für
die Allgemeinheit ausdrücklich bekannt. Die um
den Fohrenbühl liegenden Ortsgruppen haben
eine Spendenaktion für die Renovierung des nun
schon 80 Jahre alten Hauses ins Leben gerufen,
um so die Bemühungen des Hauptvereins um
die Erhaltung des Gedächtnishauses auf dem
Fohrenbühl zu unterstützen. Niemand in der
Umgebung des Fohrenbühls, am wenigsten in
Schramberg und Lauterbach, könnte sich dieses
Haus wegdenken, ohne Trauer zu empfinden.
Wie viele Begegnungen, Gespräche, Familienfeiern
haben in diesem Hause stattgefunden! Für
viele ist es daher zu einem Stück Heimat geworden
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