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Winfried Hecht:
ZUR WALLFAHRT VON ROTTWEIL
NACH HEILIGENBRONN
Unter den Wallfahrtsorten der Rottweiler Umgebung
hat auch Heiligenbronn zwischen Wald-
mössingen und Schramberg eine sehr alte Beziehung
zu Rottweil. In Heiligenbronn befand sich
schon zu Beginn des Spätmittelalters ein „zum
Baden heilsames" Brünnlein, bei dem ein Bildstock
mit einer Muttergottesdarstellung stand.
Erstmals erwähnt wird dieser an Heilbronn und
seine ehemalige Heilquelle oder an die wunderwirkende
Quelle beim Rottweiler Kapellenturm
erinnernde „Heiligenbrunnen" 1385, als ein
Rottweiler Patrizier aus der Familie Hagg einem
Drittordensfranziskaner namens „Kuenrate"
dort ein Lehensgut verkaufte, wo sich der Ordensbruder
vermutlich mit weiteren Angehörigen
seiner kirchlichen Gemeinschaft zu Pilger-
Gnadenbild der Wallfahrtskirche
betreuung und asketischem Leben niederlassen
wollte (vgl. O. Wößner, Stadt in fünf Tälern und
Stadt auf der Höhe. In: Das ist Schramberg. Die
Uhren- und Fünftälerstadt im Schwarzwald.
Schramberg 1967 S. 136 ff.).
Danach kamen vermutlich mit einiger Regelmäßigkeit
Bürger der Reichsstadt Rottweil zum
Gnadenbild der Schmerzensmutter von Heiligenbronn
, das 1442 neu geschnitzt wurde, besonders
aber mit dem Wiederaufleben des Wallfahrtswesens
nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Wenn die Rottweiler sich 1751 jedoch dagegen
aussprachen, in Heiligenbronn ein Franziskanerkloster
zu bauen, so geschah dies ohne Zweifel
lediglich in Rücksicht auf die wirtschaftliche
Lage der beiden Bettelordensklöster in der
Reichsstadt, der Dominikaner und der Kapuziner
(vgl. Wößner a.a.O. S. 137). Die Wallfahrt
nach Heiligenbronn selbst war auch den Reichsstädtern
so wichtig, daß es einige Zeit danach
aussah, als ob sich Heiligenbronn für die Stadt
Rottweil und ihr Gebiet zum offiziellen Wallfahrtsort
entwickeln könnte — und dies bei so
beachtlicher „Konkurrenz" wie dem Dreifaltigkeitsberg
oder dem Welschenberg bei Mühlheim
an der Donau (vgl. W. Hecht, Rottweil, und
die Wallfahrt nach Maria-Hilf bei Mühlheim.
Tuttlinger Heimatblätter N.F. 47 [1984] S. 57-S.
59).
Ausdrücklich nachgewiesen ist eine Wallfahrt
von Rottweil nach Heiligenbronn erstmals für
1652 (vgl. StadtA Rottweil StRb 1652 f. 96v).
Nach der entsprechenden Notiz im Stadtrechnungsbuch
dieses Jahres kann kaum ein Zweifel
darüber bestehen, daß damals eine offizielle
Wallfahrt der Reichsstadt Rottweil nach Heiligenbronn
ging, denn es nahmen an ihr die kirchliche
und weltliche Obrigkeit teil, ebenso die
Rottweiler Stadtmusikanten, die Chorales sowie
Angehörige des Rottweiler Kapuzinerkonvents.
Allerdings wallfahrteten die Rottweiler im gleichen
Jahr auch auf den Dreifaltigkeitsberg (vgl.
StadtA Rottweil StRb 1652 f. 98v), so daß man
sich in Rottweil anscheinend in der Frage des
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