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de sprach, machte den Vorschlag einer Stiftung
von Stipendien „für arme und begabte Schram-
berger Söhne", und Stadtbaumeister Schwarz
versprach, „das ihm anvertraute Realschulgebäude
in sorgsame Hut zu nehmen". Daß man
damals auch schon städtebauliche Aspekte im
Auge hatte, beweist seine Bitte an die Baulustigen
, „zu dem schönen Monumentalbau der Realschule
, die als Vorbild auch für Privatbauten
dienen könne, einen würdigen Rahmen durch
entsprechende Nachbarschaftsgebäude hinzuzufügen
". O quae mutatio rerum! -.
Das Fest klang „bei einem Glas Bier" im Hotel
„Lamm" aus. Über all dem Feiern hatte man die
Schüler nicht vergessen: Am Tag nach der Einweihung
fanden Schülerausflüge nach Lauterbach
statt, mit „Bewirtung daselbst auf städtische
Kosten". Außerdem hatte die Stadt bei der
Prägeanstalt Schwerdt in Stuttgart Erinnerungsmedaillen
prägen lassen, mit dem Stadtwappen
auf der Vorderseite und der neuen Realschule
nebst Einweihungsdatum auf der Rückseite. Zur
bleibenden Erinnerung an den Festtag erhielt
jeder Schüler eine solche Medaille!
Die Realschule 1906
Beim Einzug in ihr neues Gebäude hatte die
Realschule 167 Schüler, nämlich 146 Real- und
21 Lateinschüler. Die Mädchen, sieben an der
Zahl, waren damals noch eine „quantite negli-
geable". Nicht von ungefähr war daher in den
Festreden immer nur von den Jünglingen" und
„Bürgersöhnen" die Rede gewesen. Für diese
war auch der Erlaß Nr. 10450 vom 30. August
1906 bestimmt, „betreffend die Anerkennung
der sechsklassigen Realschule als einer im Sinne
des § 90, 2 c der Wehrordnung berechtigten
Lehranstalt". Gemäß diesem Erlaß erhielten die
Schüler am Ende der 6. Realklasse „das Zeugnis
über die wissenschaftliche Befähigung für den
einjährig-freiwilligen Dienst". Diese Regelung,
die ursprünglich nur in Preußen galt, wurde
1871 auf das gesamte Deutsche Reich ausgedehnt
. Danach konnten sich Wehrpflichtige mit
dem Versetzungsvermerk nach Obersekunda
(Klasse 7) für den auf 12 Monate verkürzten
Militärdienst als Reserveoffiziersanwärter freiwillig
melden. Sie mußten allerdings für Verpflegung
, Unterkunft, Bekleidung und Ausrüstung
selbst aufkommen. Man war damals sehr stolz
darauf, in diesem Sinne „militärberechtigte Anstalt
" geworden zu sein. Mit dem Ersten Weltkrieg
ging auch dieses Privileg verloren. Was
sich jedoch davon trotz aller bildungspolitischen
Veränderungen bis heute gehalten hat, ist
die - freilich inoffizielle - Bezeichnung „Einjähriges
" für den sogenannten mittleren Abschluß
in unserem Schulwesen.
Da die Zahl der Lateinschüler zu klein war, um
mit ihnen eigene Klassen bilden zu können,
,. hat*
Erinnerungsmedaille - Vorder- und Rückseite
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